Geschätzter Daniel Craig,

Sie wollen doch wohl nicht etwa wirklich Ihre Rolle des James Bond abgeben? Sie wollen nicht mehr Hauptdarsteller einer der erfolgreichsten Filmreihen überhaupt sein? Sie wollen die Rolle, die Sie am berühmtesten gemacht hat und mit der Sie sich so viel Lob einfingen nicht länger spielen? Das kann ich nicht verstehen.

In einem „TV Movie“-Interview betonten Sie diese Woche, dass Sie die Leibesertüchtigungen leid seien, mit denen Sie sich bei jedem neuen Film für die Verkörperung von 007 in Form bringen würden. Insofern hoffen Sie, die Rolle nach rund sechs Jahren mit der dritten Ausgabe an einen Jüngeren und Besseren abgeben zu können. Doch um die Anstrengungen für den Dreh wussten Sie doch schon, bevor Sie als neuer Bond-Schauspieler zusagten und der berühmteste Agent der Welt ist doch nicht nur ein Zwischenintermezzo. Er sollte für einen Schauspieler doch einen möglichst langen Lebensabschnitt prägen. Hat man James Bond einmal gespielt, wird man bis ans Ende seiner Tage zuerst mit ihm in Verbindung gebracht. Außerdem gaben Sie doch selbst in besagtem Interview an, dass die Bond-Rolle Ihr Leben verändert hätte. Anscheinend schätzen Sie sie aber doch nicht genug, wenn Sie sich nach nur drei Filmen wieder abwenden wollen.

Natürlich: Ihre Kollegen George Lazenby und Timothy Dalton waren noch kürzer im Geheimdienst Ihrer Majestät unterwegs, aber die beiden machten ja auch längst keine so gute Figur als Bond wie Sie. Während Lazenby und Dalton einfach nur ein bemühter Abklatsch ihrer jeweiligen, alles zu überstrahlen scheinenden Vorgänger Sean Connery bzw. Roger Moore, waren, prägten Sie die Figur des James Bond in eine ganz andere neue Richtung. Möglichst weg vom Playboy-, und Sprücheklopfer-Image, hin zu einem teils kühlen, unberechenbaren Bond. Anfangs wegen Ihrer für den Agenten bis dato ungewöhnlichen Haarfarbe noch als James Blond veralbert, gewannen Sie durch diese völlig neue Darstellung der Filmfigur in den ersten beiden Streifen «Casino Royale» und «Ein Quantum Trost» doch schnell viel Anerkennung. Zudem machten Sie sich dadurch auch nicht zu tödlich vergleichbar mit den Erfolgreichen unter Ihren Vorgängern. Würde James-Bond-Erfinder Ian Fleming noch leben, hätte auch er dies bestimmt sehr begrüßt, kamen Sie mit Ihrer Art, den Spion zu spielen, doch oft sehr nahe an die Charakterzüge der Literaturvorlage.

Und jetzt wollen Sie das alles nach einem dritten Finalfilm 2012 so plötzlich aufgeben? Selbstverständlich können Sie auch noch andere Rollen spielen, aber dabei waren Sie wohl nie so unverwechselbar. Der Ausstieg wäre ein doppelter Fehler, denn erstens würden Sie wahrscheinlich nie wieder so eine gute Chance bekommen und zweitens würden Sie damit auch der Bond-Filmreihe schaden. Denn wer sollte denn dann schon Ihr Nachfolger werden? So viele britische Schauspieler, die auf die Rolle passen, gibt es nicht. Sie stellen selbst Ihr Licht unter den Scheffel, wenn Sie behaupten, dass Sie an einen „Jüngeren und Besseren“ abgeben wollen. Jünger würde nicht unbedingt einen Sinn haben, denn etwas Erfahrung tut beim James spielen bestimmt ganz gut und besser geht eigentlich nicht – zumindest dann nicht, wenn Ihr Nachfolger Ihren Bond-Charakter möglichst beibehalten sollte. Und wie könnte man den Agenten jetzt schon noch anders darstellen?

Insofern hoffe ich also, dass Sie es sich noch einmal überlegen und das Projekt «Blood Stone» nicht Ihr letztes Glanzstück der Reihe werden wird.

Übrigens hüllt sich zu Ihrer Nachfolge-Frage Hape Kerkeling bereits in geheimnisvolles Schweigen…

Viel Erfolg beim Schinden sowie beim Dreh! Und auf Bald im Kino!

Mein Name ist Elsbeck,
Gregor Elsbeck
01.10.2011 00:00 Uhr  •  Gregor Elsbeck Kurz-URL: qmde.de/52356