Ein Hüftgelenk für Elstner

Rob Vegas über goldene Hüftgelenke und fehlende Mullbinden im Fernsehen.

Wird es jemals wieder einen Star wie Frank Sinatra geben? Von 1940 bis 2007 war der Mann immer mit mindestens einer Nummer in den Charts. Nicht einmal eine Lady Gaga wird eine solche Karriere haben können.

Ähnlich sehe ich die Situation auch beim Fernsehen. Wir sprechen dort gerne von den Show-Dinos. Personen wie Elstner, Jauch, Schmidt, Gottschalk und co. Es erscheint mir da ein goldenes Zeitalter zu geben. Ihr Alter scheint dem Medium egal zu sein. Sie werden nicht mehr durch Trends und Entwicklungen ersetzt, sondern immer wieder damit beauftragt, diese neuen Möglichkeiten zu präsentieren. Gottschalk soll zum Beispiel in seinem nächsten Format verstärkt auch mit dem Internet arbeiten. Für mich klingt das ziemlich absurd, doch ist diese Garde privilegiert.

Es kommt mir manchmal so vor als würde man bei Volkswagen für die Präsentation eines neuen Elektroautos ganz natürlich Frank Elstner anrufen. Jedes Thema wird mit diesen Leuten besetzt. Sie werden das Medium Fernsehen selbst noch in das 3D-Zeitalter führen. Sie werden dafür für die Telekom werben, haben schon das Handy beworben und damals für AOL Spots gedreht. Eine goldene Generation. Niemand wird wohl mehr diesen Gang durchs Fernsehen gehen. Ich erkenne als Zuschauer heute auch keinen Moderator mehr, welcher diesen Weg gerade geht. Ein paar kleine Namen werden etwas größer, doch Pflaume bleibt am Ende doch der kleine Kai und bestenfalls Pilawa kann irgendwann die goldene Uhr bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten beantragen.

So viele Karrieren sieht man heute scheitern. Nicht einmal Kerner konnte es so recht schaffen. Er wirkt wie ein Relikt einer Zeit. Ein Lebensabschnittsgefährte des Mediums Fernsehen. Warum das so ist? Es hat wohl seine Wurzeln beim Start des Privatfernsehens. Dieser Pool an Personen war nicht so groß, sie hatten enorme Sendezeit und wir kennen ihre Namen besser als die der Aposteln. Ich meine mich sogar an ein Treffen der Riege im TV zu erinnern wo man sich selber auf die Schulter klopfte und irgendwo in meiner Erinnerung daran am Ende so ein Satz wie: "Es können halt nur wir." fiel. Nun fehlt die Quelle und der genaue Wortlaut, aber diese Sichtweise ist nicht unbedingt gut für das Medium.

Wenn man sich heute fragt, warum Pocher überhaupt auf den Schirm durfte, dann beinhaltet diese Frage auch gleichzeitig das Dilemma. Es gibt kaum noch Personen im Fernsehen. Es gibt zwar lauter Köche die moderieren wollen, Promis auf Formatsuche in ihrem Leben und Altstars mit neuen Büchern, doch fehlt dem Medium die Zeit und der Platz um neue Leute aufzubauen. Es gibt keine Spielwiesen mehr. Selbst die letzten Moderatorinnen von MTV und VIVA müssen heute noch als jugendliche Figuren bei den Privatsendern herhalten.

Die heutige TV-Riege bekommt das dritte Hüftgelenk aus Gold eingebaut. Von unseren Gebühren bleibt dem kommenden Rest dann nicht einmal mehr die Mullbinde.

Ihr

Rob Vegas
02.10.2011 22:55 Uhr  •  Rob Vegas Kurz-URL: qmde.de/52392