Die Stars der Fernsehbranche feierten vor und nach der Verleihung im Kölner Coloneum. Wie fällt ihr Urteil über die Gala aus?
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«Deutsche Fernsehpreis» ist für viele Prominente nicht nur ein Anlass, um Anerkennung für das Beste aus dem vergangenen Jahr zu bekommen, sondern auch eine Gelegenheit, um Freunde zutreffen. Denn abseits von Glamour, schönen Kleidern und Party-Stimmung ist der «Deutsche Fernsehpreis» in jedem Jahr auch eine Art „Klassentreffen“ der Fernsehbranche. Viele Kollegen, die man über das gesamte Jahr hinweg wenig oder gar nicht gesehen hat, trifft man hier wieder. Nicht zuletzt auch die große Aftershow-Feier lockte die Promis ins Coloneum in Köln-Ossendorf. Der Einladung waren sie alle gefolgt: Hochkarätige Schauspieler, Serien-Stars, Moderatoren, TV-Größen als auch Regisseure, Drehbuchautoren und andere Filmschaffende. Am späten Nachmittag ging es für die prominenten Gäste über den Roten Teppich, an den zahlreichen Fotografen vorbei, in den Backstage-Bereich, wo etwas Fingerfood und kalte Getränke auf sie warteten. Rein optisch gab sich auch das Ambiente beim «Deutschen Fernsehpreis» von seiner glamourösen Seite. Nach der Aufzeichnung im Studio 30/31 des Coloneums waren die Prominenten noch zum Gala-Menü in der so genannten Dining-Hall geladen, das allerdings anders als im vergangenen Jahr nicht gesetzt, sondern freiwillig war. Die Aftershow-Party startete schließlich im Backstage-Bereich. Ab Mitternacht wartete eine Disco im „Studio 4711“. Hier wurde bis in die Morgenstunden weitergefeiert.
Über die Bedeutung und den Stellenwert des «Deutschen Fernsehpreises», an dem es in den vergangenen Jahren auch Kritik gab, nachdem einige Kategorien für künstlerisch im Hintergrund arbeitende Filmschaffende gestrichen wurden, waren die Prominenten auf dem Roten Teppich und im Backstage-Bereich unterschiedlicher Meinung. „Der Preis ist mir gar nicht wichtig, aber er macht Spaß. Kein Mensch braucht Preise, aber es ist ein schöner Anlass, um Freunde zu treffen“, sagte Hannes Jaenicke trocken vor der Aufzeichnung, bei der er die erste Laudatio in der Kategorie „Beste Serie“ hielt. Der Schauspieler war zuletzt in «Bermuda-Dreieck Nordsee» bei RTL zu sehen und war als Teil der Crew von «Hindenburg» für den Fernsehpreis nominiert. „Da ich Actionfilme heiß und innig liebe, würde ich solche Filme immer machen. Das ist ein Genre, mit dem habe ich angefangen und das wird in Deutschland viel zu selten gemacht“, sagt er über sein letztes Projekt «Bermuda-Dreieck Nordsee». „Mir persönlich bedeutet der Fernsehpreis sehr viel, denn ich habe ihn ja schon zweimal und ich freue mich jedes Mal, wenn ich ihn anschauen darf“, sagte Moderator Matthias Opdenhövel vor der Preisverleihung. „Ich freue mich auf ein großes Klassentreffen. Das ist jedes Jahr wirklich ein Fix-Termin, den sich alle in der Branche freihalten. Es ist schön, dass man sich dann auf eine dufte Sause treffen kann“, so Opdenhövel weiter. Nach seinem Wechsel zur ARD-«Sportschau» hat er bislang nur positives Feedback bekommen: „Das ist so wie man sich das vorgestellt hat, zumindest was ich bisher gehört habe“, sagt der ehemalige «Schlag den Raab»-Moderator, der dieser Aufgabe auch gar nicht nachtrauert: „Ich bin ein Freund davon, stets nach vorne zu schauen und nicht in den Rückspiegel“, verrät „Opdi“.
Nominiert für den «Deutschen Fernsehpreis» war erneut die «heute-Show», die aber diesmal leer ausgegangen ist. Anke Engelkes «Ladykracher» gewann in der Kategorie „Beste Comedy“. „Ich freue mich über den Preis, wenn wir ihn gewinnen, gerade auch weil ich zum ersten Mal dabei bin“, sagte Lutz van der Horst vom «heute-Show»-Team vor der Verleihung. Auch Anchorman Oliver Welke stieß in diese Kerbe: „Für uns ist das eine großartige Ehre zum dritten Mal in Folge für den Fernsehpreis nominiert worden zu sein“, sagt Welke. „Deshalb sind wir auch mit fast kompletter Mannschaft hier angetreten und betrachten das sozusagen als Betriebsfeier“, lacht der «heute-Show»-Moderator, der seiner Sendung allerdings schon im Vorfeld nicht allzu große Chancen ausrechnete. „Der Fernsehpreis ist der einzige Preis, auf den sich alle Sender einigen konnten und hat daher schon eine andere Wertigkeit. Aber ich unterstützte auch die Wiedereinführung der Kategorien für Autoren und Regisseure, denn das sind die eigentlichen Kreativen, egal in welchem Genre“, meint Welke. Bei der «heute-Show» war zuletzt mit Wolfgang Bosbach nach Claudia Roth der zweite Politiker in der Sendung zu Gast und mit Alexis Kara als „Dennis Knossalla“ ein neues Mitglied in der Crew. Ab dem 7. Oktober ist auch Christine Prayon erstmals in dem Format dabei. „Wir versuchen, OnAir als auch hinter den Kulissen etwas frisches Blut reinzukriegen, damit unsere Sendung überraschend bleibt“, kommentiert Oliver Welke.
„Der Fernsehpreis bedeutet für mich dieses Jahr etwas ganz besonderes, denn obwohl ich schon seit elf Jahren im Fernsehen tätig bin, habe ich diesmal endlich auch eine persönliche Einladung bekommen“, freute sich Elton auf dem Roten Teppich. Der «TV total»-Showpraktikant war einmal zusammen mit Oliver Pocher zum Fernsehpreis gekommen, einmal war er stellvertretend für Stefan Raab da. „Wir vom Fernsehen feiern uns ja gerne. Der Deutsche Fernsehpreis ist da meiner Meinung nach neben «Bambi» und der «Goldenen Kamera» eine große Nummer“, sagt Elton weiter. Zuletzt war er mit «Elton reist» unterwegs. Eine Fortsetzung ist zwar offiziell noch nicht beschlossen, dem stehe aber nichts im Wege, so Elton. Eine Live-Sendung von «Elton vs. Simon – Die Show» ist dagegen fest eingeplant. „Ich habe das groß ausposaunt, dass ich nur noch eine Live-Show machen will und jetzt habe ich den Salat. Aber wenn das dann im TV läuft, wird das eine spektakuläre Show, die das deutsche Fernsehen noch nicht gesehen hat“, verspricht Elton.
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Die Stars der Fernsehbranche feierten vor und nach der Verleihung im Kölner Coloneum. Wie fällt ihr Urteil über die Gala aus?
Einen Fernsehpreis bekommen hat auch Michael Kessler schon einmal für «Switch Reloaded», das diesmal nicht nominiert wurde: „Deswegen bedeutet mir der Preis persönlich sehr viel und die Gala ist für mich auch immer eine Gelegenheit viele gute Freunde wiederzutreffen“, sagte der Schauspieler und Comedian. Noch bislang leer ausgegangen ist Ingolf Lück. Der «Wochenshow»-Moderator auf dem Roten Teppich: „Ich bin ja ein großer Freund der Pofallaisierung. Angelehnt an den CDU-Politiker Ronald Pofalla, der in der Politik die neue Ehrlichkeit eingeführt hat und zu seinem Parteikollegen Wolfgang Bosbach bei der Abstimmung zum Euro-Rettungsschirm gesagt hat: 'Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen'. Und ich finde, diese Ehrlichkeit sollte auch ins Showgeschäft einziehen am heutigen Abend und dafür bin ich da“, erzählt Ingolf Lück. Sein persönliches Fazit der neuen «Wochenshow» fällt positiv aus: „Nach acht Folgen waren wir gefühlt schon da, wo die Ur-«Wochenshow» nach 150 Folgen war“, bewertet Lück und wünscht sich noch mehr Spielraum, um die neue «Wochenshow» weiterzuentwickeln. Der «Deutsche Fernsehpreis» hat auch für Moderator Johannes B. Kerner eine große Bedeutung. „Dabei geht es nicht nur ums Gewinnen, sondern ich empfinde allein schon eine Nominierung als eine große Auszeichnung“, sagt Kerner, der die Kategorie „Beste Comedy“ präsentierte. Vor dem Start in die neue Staffel der Sendung «Kerner» sagte er in einem Interview, er erhalte für jede Sendung, die über 10 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen kommt, einen Blumenstrauß. „Das hat nicht geklappt. Ich habe nur von Oliver Pocher einen Kaktus geschickt bekommen“, berichtet Kerner. „Aber das war auch mehr ein Spruch. Letztlich hat sich unsere Sendung in Sachen Einschaltquoten stabilisiert“, fügt er an.
Nach der Preisverleihung strahlte Jungschauspieler Jonas Nay mit seinen beiden Fernsehpreisen um die Wette. Der 21-Jährige erhielt den Förderpreis der Stifter und der Film «Homevideo», in dem er seine erste große Hauptrolle spielt, wurde zum „Fernsehfilm des Jahres“ 2011 ausgezeichnet. „Ich fühle mich so, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich bin unglaublich nervös. Schon als ich den ersten Fernsehpreis in den Händen hielt, bin ich quasi vom Stuhl gekippt. Ich bin unheimlich stolz und glücklich“, sagte Jonas Nay nach der Preisverleihung. „Ich glaube, ich brauche etwas Zeit, um zu begreifen, dass ich nun zwei dieser gläsernen Fernsehpreise in meinen schwitzigen Händen halte, und werde das gebührend feiern“, freute er sich und lachte. Auf der anderen Seite war das Moderatoren-Duo Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf nicht traurig darüber, dass der Fernsehpreis des Publikums als „Bester Entertainer“ an Stefan Raab ging. „Wir sind noch jung und zum ersten Mal nominiert gewesen. Wenn man sich vorstellt, wir hätten gleich gewonnen und das mal für die nächsten 40 Jahre ausrechnet, kann ich nur sagen: Soviel Platz haben wir zu Hause gar nicht“, so Joko Winterscheidt. „Der Joko hat auch Herzprobleme, deswegen wäre das auch nicht gut gewesen, wenn wir gewonnen hätten. Da war mir das Leben meines Showpartners schon wichtiger“, scherzt Klaas Heufer-Umlauf bei der Aftershow-Party.
Zu ihrer neuen Show bei ZDFneo sagt Heufer-Umlauf: „«neoParadise» wird «MTV Home» bei Weitem übertreffen. Es wird eine kunterbunte Late-Night-Show“, verspricht er. „'Titten, Tiere, Gewalt' lautet das Stichwort“, bekräftigt Joko Winterscheidt. Das Urteil von Dieter Nuhr fiel so aus: „Der Fernsehpreis ist ja keine reine Unterhaltungssendung, sondern immer noch eine Preisverleihung. Daher ziehen sich manche Danksagungen schon mal ein wenig hin. Ansonsten habe ich mich aber für viele Kollegen gefreut“, sagt der Comedian. „Die Rede von 'Blacky' Fuchsberger zum Schluss war sehr pointiert und lustig, dabei aber trotzdem sehr berührend. Das war mein Highlight des Abends. Wenn es einen Preis für die beste Rede nach einem Fernsehpreis gäbe, dann hätte er ihn verdient“, sagte Dieter Nuhr. Auch «Der letzte Bulle»-Darsteller Henning Baum sah das ähnlich. „Die Verleihung war sehr interessant, aber durch die Fülle der Beiträge auch sehr zeitaufwendig“, gesteht er. Mit «Der letzte Bulle» und «Undercover Love» war Henning Baum zweimal nominiert, nahm aber keinen Fernsehpreis mit. „Ich bin überhaupt nicht traurig, da ich auch nicht damit gerechnet habe, einen Preis zu bekommen. Es ist auch wirklich so, dass wenn man so einen Preis bekommt, man sich vielleicht zu sehr zurücklehnen würde. So bleibt man nun bissig und hungrig“, gibt der Schauspieler zu Bedenken. „Die höchste Art von Anerkennung ist es, wenn man sich wie beim «letzten Bullen» in einem Schaffensprozess befindet und den Menschen gefällt, was sie zu sehen bekommen. Das ist eine andere Art von Preis“, so Henning Baum weiter. Gut gefallen hat der «Deutsche Fernsehpreis» auch Ross Anthony, der Mitte November mit Opernsänger Paul Reeves das gemeinsame Album „Two Ways“ veröffentlicht. „Unter den Preisträgern in diesem Jahr waren auch Menschen, die ich noch gar nicht kannte, aber ich habe es ihnen gegönnt. Ich finde es schön, wenn auch neue Gesichter dabei sind“, sagte Ross Anthony. „Ich hätte mich auch für das Dschungelcamp gefreut. Es war an der Zeit, dass die Menschen endlich zu der Sendung stehen und zugeben, dass es eine tolle Show ist, die gute Quoten holt und die von den Zuschauern geliebt wird“, so der einstige Dschungelkönig weiter.
Doch apropos Zeit: Weil viele Gäste aus der Fernsehbranche noch mit ihrer Anreise nach Köln einige Schwierigkeiten hatten, hatte sich die Verleihung im Studio 30/31 um eine gute halbe Stunde verschoben. Die Aufzeichnung begann also später als geplant, auch das nachfolgende Programm hatte sich folglich verspätet. Grund für die Verspätung der prominenten Gäste waren ausgefallen Flüge aus Hamburg und Berlin, die dafür sorgten, dass viele Fernsehpreis-Gäste, darunter auch Nominierte und Laudatoren, einen anderen Flug nehmen mussten oder versuchten, mit der Bahn rechtzeitig zum Fernsehpreis zu kommen. Die Kölner Innenstadt war derweil durch den Kölner Marathon großräumig gesperrt, was zu weiteren Problemen bei der Anreise führte. Doch wenn auch mit Verspätung, ging die 13. Preisverleihung schließlich reibungslos über die Bühne. In der späteren Ausstrahlung am Montagabend wurde allerdings bei der Laudatio von Oliver Pocher kräftig geschnitten, was RTL aber mit dem einsichtigen Comedian im Anschluss an die Aufzeichnung so abgesprochen hatte. Pocher hatte sich über die TV-Landschaft hergemacht und ließ dabei auch Seitenhiebe auf ARD-Vorsitzende Monika Piel und ProSiebenSat.1-Geschäftsführer Andreas Bartl nicht aus, die im Saal darüber aber noch lachen konnten. Doch das passte nicht in den "würdevollen Rahmen" der Gala.