«Kirschs Blüten»: Chaos-Theorie

Es ist doch ein wenig verwirrend: ProSieben bringt die aktuelle Staffel von «The Big Bang Theory» am Mittag zu Ende.

ProSieben und seine Serienprogrammierung. Beide sind nicht immer leicht zu verstehen. Gerade die erfolgreichen US-Serien werden gelegentlich gerne auf ungewöhnliche Art und Weise programmiert. Jüngstes Beispiel ist «The Big Bang Theory». Das sehr erfolgreiche Format, das in den USA nach relativ kurzer Zeit für gleich mehrere Staffeln verlängert wurde und auch beim deutschen Publikum gut angekommen ist, muss am ebenfalls sehr erfolgreichen Comedy-Dienstag demnächst Platz machen für eine deutsche Comedy-Serie, die zwar nach einem schwachen Abschneiden der ersten Staffeln zuletzt mit sehr guten Quoten aufwarten konnte. Die Rede ist von «Stromberg», das ab dem 8. November in der fünften Staffel bei ProSieben gezeigt wird. Allerdings müssen für die neuen Folge der deutschen Serie mit Christoph Maria Herbst die Erstausstrahlungen der momentan laufenden «The Big Bang Theory»-Staffel weichen. Die Staffel wird stattdessen im Mittagsprogramm von ProSieben zu Ende gebracht – noch bevor «Stromberg» startet.

Ganz logisch ist das aber nicht. Fans, die nicht wissen, dass sie am 4. und 7. November zur Mittagszeit die Erstausstrahlungen von «The Big Bang Theory» schauen müssen, werden sich wundern, warum man die Serie nicht mehr zeigt. Am 8. November werden die finalen Episoden der Staffel gar schon um 11 Uhr zu Ende gebracht, so dass ProSieben ein großer Teil der Reichweite von «The Big Bang Theory» verloren geht, die sie am Abend sicher gehabt hätte. ProSieben verzichtet also bewusst darauf, dass einige Zuschauer einschalten und räumt den Platz also für «Stromberg» frei. Danach läuft «Switch Reloaded» in einer Wiederholungsschleife, was erneut die Frage aufwirft, warum man «The Big Bang Theory» nicht vor oder nach «Stromberg» zu Ende bringt. Es ist ein Chaos in der Programmierung entstanden, das nur schwer zu verstehen oder zu entzerren ist. Der erfolgreichen Serie «The Big Bang Theory» könnte es einige Fernsehzuschauer kosten – auch auf Dauer.

Denn die Parallele zu «Dr. House», das bei RTL nach einer ebenso chaotischen Programmierung, wo man Erstausstrahlungen mitten in der Staffel gleich zweimal unterbrach, zeigt, dass viele Zuschauer mit diesen Unregelmäßigkeiten oder verschobenen Sendezeiten nicht klar kommen. Natürlich ist «Stromberg» mit der fünften Staffel ein guter Start zu wünschen, der auch sicherlich gelingen wird, denn nach Monaten des Wartens sind die Fans heiß auf die Serie. Doch ein Wermutstropfen ist es da schon, dass eine ebenso beliebte Serie im Programm von ProSieben dafür weichen muss. Ein gegensätzliches Schicksal hat «How I Met Your Mother» ereilt. Dank der guten Einschaltquoten am Mittag und mittwochs am späten Abend, folgte nun die Marathon-Programmierung am Mittwoch ab 20.15 Uhr – erstmals also auch zur Primetime in Deutschland. So kann es also auch gehen. Die Fans von «How I Met Your Mother» wird es freuen, doch ob ProSieben auch mit dieser Strategie richtig fährt, ist fraglich, zumal das alles schon nach einer Überdosis klingt. Und vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch «How I Met Your Mother» sich mit der Chaos-Theorie bei der Programmierung auseinandersetzen muss.

«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf – jeden Dienstag nur bei Quotenmeter.de!
01.11.2011 00:00 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/52945