Der Fernsehfriedhof: Comedy rund um die Gürtellinie

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 162: Die unverschämte Satire voll geklauter Ideen und platter Witze.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir der vermeintlichen Parodie auf klassische Samstagabendshows.

«Fischers» wurde am 22. November 1997 bei RTL geboren und entstand zu einer Zeit, als der Schauspieler Ottfried Fischer dank seiner erfolgreichen Serien «Ein Bayer auf Rügen» und «Der Bulle von Tölz» vor allem beim älteren Publikum beliebt war. Umso mehr überraschte daher die Ankündigung des Kanals, ausgerechnet mit Fischer eine neue aufwendige Abendshow am Samstag umsetzen zu wollen. Dabei stieß nicht nur die Verpflichtung von Sat.1-Gesicht Fischer auf, der weiter neue Episoden vom «Bullen» drehen durfte, sondern auch die Lancierung einer neuen Show selbst. Noch wenige Wochen zuvor verkündete der damalige Senderchef Helmut Thoma nämlich, dass sich neue, große Unterhaltungsformate für den Samstagabend nicht mehr abzeichnen werden. Verständlich, dass Brancheninsider dem Projekt äußerst kritisch gegenüberstanden.

Im Ergebnis sahen sie sich dann auch bestätigt, denn das Format ließ ein konkretes Konzept vermissen. Vielmehr gab es eine unausgewogene Mischung aus gespielten Witzen, Stargästen, Stand-Up-Elementen und Parodiefilmen, in denen beispielsweise Angela Merkel mit Theo Waigel im Film «9 ½ Wochen» auftauchte. Zudem wanderte Jochen Busse auf den Spuren von Hape Kerkeling, indem er sich inkognito in Fernsehshows und Events einschmuggelte. In der ersten Ausgabe führte er auf diese Weise Frank Elstner in seiner Quizshow «Jeopardy!» aufs Glatteis.

Da «Fischers» von der Firma Werner Kimmig produziert wurde, die unter anderem für «Verstehen Sie Spaß?» verantwortlich war, durften auch Einspielfilme mit versteckter Kamera nicht fehlen. In den Beiträgen regelte dann ein Polizist im Ballettröckchen den Verkehr, ein Mann duschte in einer Mülltonne auf der Straße und ein Lockvogel saß mit heruntergelassener Hose in der Fußgängerzone auf einem Klo. Kurz, alles was einem in der selbsternannten „unverschämten Satire“ geboten wurde, war platt, geklaut und zusammenhangslos. So wurde auch nie klar, worin an der angeblichen Parodie auf Samstagabendshows der parodistische Ansatz lag, denn im Grunde kopierte sie nur Rubriken aus anderen Formaten.

Das war insofern nicht überraschend, weil hinter den Kulissen einige Personen agierten, die auch für die ebenso wenig innovative Show «7 Tage, 7 Köpfe» zuständig waren. Dazu kam Fischers fast schon legendäre Unbeweglichkeit, mit der er seine kabarettistischen Texte regungslos herunterbetete. Unterstützt wurde er dabei auch von Markus Maria Profitlich, der als Sketchpartner auftrat und zuvor in der RTL-Show «Happiness» entdeckt wurde. Ihn begrüßte Fischer mit der Aussage: „Warum heißt du eigentlich Markus Maria mit Vornamen? Bist du bisexuell?“. Ein Scherz, der symptomatisch für das Format sein sollte, denn irgendwie landete immer alles unter der Gürtellinie. Dass dies anscheinend auch gewollt war, suggerierte schon die Kulisse der Show, die eine überdimensionale Hose darstellte. Dabei bildete die Gürtelschnalle das Logo und der Hosenstall das Tor ins Studio, durch den jeder Gast hindurch musste.

Doch trotz aller Widrigkeiten entwickelte sich die zweistündige Premiere mit 5,67 Millionen Zuschauern am Samstagabend zur besten Sendezeit zu einem passablen Erfolg. Allerdings nahm das Interesse dann für die vierteljährlichen Ausgaben spürbar ab. Die zweite Folge am 04. April 1998 interessierte nur noch 3,66 Millionen Menschen. Als Konsequenz wurde die „unverschämte Satireshow“ offiziell in die „unverschämte Comedyshow“ umbenannt und der Anteil der Versteckten-Kamera-Sequenzen deutlich erhöht. Zudem wanderte das Format auf die Ferieninsel Mallorca, wodurch es einen Urlaubsschwerpunkt erhielt. In «Fischers auf Mallorca» wurden daher Streitigkeiten um Sonnenschirme oder Strandduschen präsentiert. Doch auch das half nichts, genauso wie die Verpflichtung von Verona Feldbusch als Stargast. Die letzte Ausgabe sahen nur noch 3,54 Millionen Zuschauer.

«Fischers» wurde am 28. November 1998 beerdigt und erreichte ein Alter von vier Ausgaben. Die Show hinterließ den Moderator Ottfried Fischer, der auch anschließend als Schauspieler in den Reihen «Der Bulle von Tölz» und «Der Pfundskerl» sowie im RTL-Trashmovie «Hai-Alarm auf Mallorca» zu sehen war. Außerdem führte er weiterhin durch die monatliche Satiresendung «Ottis Schlachthof» im Bayrischen Rundfunk. Sein Sketchpartner Markus Maria Profitlich wechselte zunächst zur Sommerreihe «Der Ferienmann» und später zur legendären «Wochenshow» sowie zum Schwesternformat «Voll witzig!», wo er zu einem der beliebtesten Komiker zur Jahrtausendwende wurde. Jochen Busse landete hingegen im Jahr 2005 mit seiner Sitcom «Nicht von dieser Welt» einen kolossalen Flop.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der interaktiven Talkshow mit Schleudersitz.
03.11.2011 09:00 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/52951