Das ZDF steht vor einem größeren Problem: Hape Kerkeling war die 1A-Lösung – das wird den Mainzern nun nach dessen Absage zum Verhängnis.
So ganz muss man es nicht verstehen: Hape Kerkeling schien es in den vergangenen Wochen schon sehr genossen zu haben, der Favorit für die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei
«Wetten, dass..?» zu sein. Sicherlich nicht unklug, so stieg der Marktwert des Entertainers als Fast-«Wetten, dass..?»-Moderator. Am Samstag aber sagte er ab – ob die in der Liveshow gewählte Begründung, er wolle Filme und Dokus produzieren nun wirklich „einer der Hauptgründe“ ist – oder ob er dem Showdino einfach die Auferstehung nicht mehr zutraut, sei mal dahingestellt.
Seit Samstagabend steht fest: Für das ZDF ist der Worst Case eingetreten. Programmdirektor Thomas Bellut, der Kerkeling offenbar versprach «Wetten, dass..?» nach dessen Wünschen umzubauen, hat keinen Plan B. Er sagte noch vor wenigen Wochen, dass genau die nun eingetretene Konstellation ein Problem für ihn sein könnte. Entsprechend ratlos sollen die Mainzer Verantwortlichen inzwischen sein.
Klar ist: Sie wollen mit «Wetten, dass..?» im zweiten Halbjahr 2012 weitermachen. Nur wie ist die Frage. Die Tatsache, dass Kerkeling öffentlich als klarer Favorit gehandelt wurde, dürfte zahlreiche andere große Namen abschrecken. Also auch die, die vielleicht noch an die Stärke der Wett-Show glauben. Die Bild bringt am Montag wieder Jörg Pilawa ins Spiel, der erst kürzlich aber betonte, die Sendung nicht übernehmen zu wollen. Angeblich soll noch in dieser Woche ein Treffen stattfinden – Pilawa wiederholte am Wochenende aber noch einmal seine Absicht nicht «Wetten, dass..?»-Moderator zu werden.
Guter Rat ist teuer, ein namentlich nicht näher genannter Manager erklärte in der Bild, dass das ZDF unter diesen Umständen nun kaum mehr an Top-Namen kommen könne, jeder würde sich als B-Ware hinter Kerkeling vorkommen. Welche Namen machen die Runde? Markus Lanz, Oliver Geissen, Barbara Schöneberger, Anke Engelke. Inzwischen könnte man fast das Gefühl haben, das ZDF ist dankbar für den besten Namen – und hat völlig aus dem Auge verloren, dass es eigentlich das Ziel sein müsste, die Show mit dem neuen Moderator wieder in die richtige Spur zu führen. Das aber scheint angesichts der eingetretenen Entwicklungen aktuell fast völlig unmöglich.
Das ZDF gab am Montagmorgen noch einmal bekannt, dass man die Nachfolge der Moderation erst nach dem Ende der Gottschalk-Ära, also frühestens im Dezember, klären wird. Dann aber wird es höchste Zeit, denn auch Michelle Hunziker wartet auf ein Zeichen des Senders: Geht es für sie weiter oder nicht? Und Hunziker ist im Ausland eine gefragte Moderatorin, die sicherlich nicht wartet, bis irgendwann der weiße Rauch aus den Kaminen am Lerchenberg aufsteigt.