Die Trailerschau: Türken, Holländer und The Rock

Was für eine Trailer-Woche: Integration, Assis, schäbige CGI-Effekte und ein Indie-Drama mit dem Star der letzten Staffel von «Scrubs».

Diese Woche wird in den USA Thanksgiving gefeiert, was traditionell eine Fülle an großen, familientauglichen Kinostarts bedeutet. Die Marketing-Maschinierie konzentriert sich deswegen vorerst darauf, genau diese Filme zu pushen. Aus Hollywood kam darum in den vergangenen Tagen hauptsächlich Material zu B-Ware. Doch glücklicherweise gibt es ja noch das europäische Kino. Mit «Türkisch für Anfänger» und «New Kids Nitro» wurden diese Woche gleich zwei Kinofassungen beliebter Fernsehserien abgedeckt.

«Türkisch für Anfänger» – Teaser-Trailer 1 & 2
Deutscher Start: 15. März 2012



Die Comedyserie «Türkisch für Anfänger» erhält eine zweite Chance beim Massenpublikum. Zwischen März 2005 und Dezember 2008 strahlte Das Erste insgesamt 52 Episoden der Serie rund um Vorurteile und Integration aus. «Türkisch für Anfänger» sprach ein jüngeres Publikum als das Durchschnittsprogramm des öffentlich-rechtlichen Senders an und konnte sich eine engagierte Fangemeinde aufbauen, holte allerdings nie besonders erfreuliche Quoten. Trotz internationalen Erfolges und großer Anerkennung seitens der Kritiker war somit nach drei Staffeln Schluss. Als Geschenk für die nach einer vierten Staffel bettelnden Fans gibt es kommendes Jahr einen Kinofilm, in dem die Seriendarsteller zurückkehren. Buch und Regie stammen zudem vom Serienerfinder Bora Dağtekin, weshalb Fans beruhigt sein dürften, dass der Kinofilm einen ähnlichen Humor wie das Original anschlägt. Selbst wenn sich die ersten Trailer auf einen eher rüpelnden Ton konzentrieren.

Wie die Trailer allerdings bereits andeuten, entschied sich Dağtekin beim Entwurf der Leinwandvariante für einen Kompromiss mit Kinogängern, denen die Serie nicht bekannt ist: Statt sie auszuschließen, indem der Kinofilm die bisher erzählte Geschichte weiterspinnt, spielt die Kinoproduktion in einer neuen Kontinuität. Das Seriengeschehen wird auf Null gesetzt, damit der Film erzählen kann, wie sich die Hauptfiguren Cem und Lena in einem völlig missglückten Urlaub näher kommen. Von der Machart her sollten die ersten beiden Trailer sehr erfolgreich das übliche deutsche Komödienpublikum ansprechen. Die Figuren werden sofort klar umrissen, die Sprüche sind einprägsam und die knallige Musik sorgt sicher für Aufmerksamkeit im Kinosaal. Die Fanreaktionen scheinen derweil hingegen geteilt. „Hauptsache es gibt neues“, so die eine Meinung. „Führt die Geschichte weiter, oder lasst sie ruhen“, so die andere Position. Man darf aber nicht vergessen, dass dies nur Teaser-Trailer sind. Erwartungsgemäß sollte nächstes Jahr ein figuren- oder handlungszentrischer, längerer Trailer folgen. Eventuell kann er die Fans an den Gedanken eines „Alternativen Serienuniversums“ gewöhnen ...

«Darkest Hour» – Mood Piece
Deutscher Start: 29. Dezember 2011


Vor einigen Wochen veröffentlichte der Verleih 20th Century Fox einen konventionellen Trailer zu seinem kostengünstig produzierten Sci-Fi-Actioner, der versuchte, die Story des Films zu verkaufen. Mit Chris Gorak, dem Art Director von Filmen wie «Minority Report» und «Fear and Loathing in Las Vegas», auf dem Regieposten und Timur Bekmambetov (Regie bei «Wanted» und «Wächter der Nacht») als Produzenten sind die Zuschauererwartungen jedoch von vornherein mehr auf das audiovisuelle Erlebnis geeicht, als auf eine gewinnende Handlung. Mit dem so genannten „Mood Piece“ zielt das Marketing genau auf diesen Aspekt des Seh- und Klangerlebnisses hin. Dieser aus Techno-Tracks zusammengebastelter Trailer wirkt mit seinen billigen CGI-Effekten und der großen Bild-Musik-Schere allerdings eher abschreckend als einladend.

«Die Reise zum Mittelpunkt der Erde 2» – International Trailer
Deutscher Start: 1. März 2012


Vor einigen Tagen verriss Universal-Chef Ron Meyer die katastrophalen letzten Kinoproduktionen seines Studios. Dabei sprach er auch Warners «Die Reise zum Mittelpunkt der Erde» an, dessen einzig zumutbarer Aspekt die 3D-Technik sei. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 241 Millionen Dollar (bei einem Budget von 60 Millionen) können Warner und Walden Media die brancheninternen Verrisse jedoch egal sein, und so wird stur eine an Jules Vernes «Die geheimnisvolle Insel» angelehnte Fortsetzung veröffentlicht. Brendan Fraser kehrt nicht zurück, dafür setzt der Nicht-Wrestlingfans ebenfalls durch die «Die Mumie»-Reihe bekannte Dwayne Johnson seine Liste fragwürdiger Karriereentscheidungen fort. Und da dies eine Rubrik zum Thema Kinotrailer ist, folgt an dieser Stelle ein schwer bestechliche Faustregel: Wenn ein Trailer zu einer Fortsetzung explizit damit werben muss, dass sie von den Produzenten des ersten Teils stammt, ist oberste Vorsicht geboten.

«Newlyweds»
Deutscher Start unbekannt


Gibt es ein Leben nach «Scrubs»? Während Hauptdarsteller Zach Braff derzeit eine Theaterkarriere verfolgt und seine Fans gebannt auf eine weitere Regiearbeit warten lässt, ergatterte Kerry Bishé bereits eine Kinohauptrolle. Bishé, die in der letzte Staffel von «Scrubs» in Braffs Fußstapfen trat und die Erzählerrolle übernahm, spielt im Indie-Drama «Newlyweds» die mit Problemen belastete, kleine Schwester von Hauptdarsteller und Regisseur Edward Burns. Dieser ist eigentlich darum bemüht, mit seiner frisch Vermählten eine eigene Existenz aufzubauen, was durch den unerwarteten Besuch seiner aufmerksamkeitsbedürftigen Schwester enorm erschwert wird. Der Trailer verspricht ein unspektakuläres, aber gut gespieltes Drama. Auf einen deutschen Kinostart sollte man jedoch nicht wetten.

«New Kids Nitro»
Deutscher Start: 5. Januar 2012


Die räudigen «New Kids» aus der niederländischen Kult-Comedyserie erreichten diesen Sommer mit ihrem ersten Kinoausflug «New Kids Turbo» 457.617 deutsche Kinogänger. Im Januar startet mit «New Kids Nitro» der konsequent betitelte zweite Teil, der nicht nur die Frage offen lässt, wie man einen dritten Kinofilm nennen könnte, sondern bislang Außenstehenden in seinem Kinotrailer sogar so etwas wie eine grobe Handlung verspricht. Ob das genügt, um das Publikum zu vergrößern, wird sich in nicht einmal zwei Monaten zeigen.
26.11.2011 09:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/53462