Der große Jahresrückblick: Das war 2011 – Teil II

Der große Quotenmeter.de-Jahresrückblick. Die zweite Ausgabe präsentiert die Monate April bis Juni. Themen waren damals unter anderem der «Eurovision Song Contest», die Einstellung von 9Live sowie der Wechsel von Matthias Opdenhövel von ProSieben zur ARD.

Bei ProSieben hat man wohl schon länger an einer neuen Castingshow gebastelt. Am 2. April dieses Jahres gab der Sender bekannt, dass man ab dem Herbst «The Voice of Germany» am Donnerstagabend zeigen werde. Dafür müsse sogar «Popstars» pausieren, hieß es damals. Bei der Konkurrenz kam es nur einen Tag später zu einer Panne. Während der fünften Mottoshow von «Deutschland sucht den Superstar» wurden mehrmals falsche Telefonnummern eingeblendet und die Kandidaten vertauscht. Das führte dazu, dass niemand die Show verlassen musste. «DSDS» verlängerte sich dadurch um eine Woche. Anfang April kündigte Harald Schmidt außerdem im Quotenmeter.de-Interview an, dass seine Late-Night-Show in Sat.1 zukünftig dienstags und mittwochs ausgestrahlt werde.

Währenddessen sicherten sich einige Sender Programmware für die Zukunft. RTL erwarb beispielsweise die Rechte an der US-Serie «Royal Pains», den größeren Coup landete allerdings das ZDF. Die Mainzer erhielten nämlich am 5. April dieses Jahres die Champions-League-Rechte ab der Saison 2012/2013. Die privaten Sender, allen voran die ProSiebenSat.1-Gruppe, machte ihrem Unmut Luft. Sat.1-Chef Andreas Bartl sagte damals sogar, dass man rechtliche Schritte prüfen werde.

ProSieben kündigte zudem im April an, dass man in diesem Jahr wieder ein «Sommermädchen» suchen werde. Die Show lief bereits erstmals 2009 und solle mit einer zweiten Staffel fortgesetzt werden. Nach nur zwei Folgen in der Primetime wurde die Sendung im Juli allerdings schon wieder aus eben dieser verbannt und ging trostlos am Freitagnachmittag zu Ende. Der NDR lockte im vierten Monat des Jahres ein prominentes Gesicht zum Sender. Thomas Kausch, ehemaliger Informationsdirektor von Sat.1, wechselte zu den Öffentlich-Rechtlichen.

Des Weiteren gab Sat.1 im April bekannt, dass es eine jeweils dritte Staffel für «Der letzte Bulle» und «Danni Lowinski» geben werde. Angesichts der guten Werte, die beide Formate in diesem Jahr erzielt haben, war diese Entscheidung keine große Überraschung. Die zwei Sendungen liegen am Montagabend weit über den durchschnittlichen Werten des Senders und sind mit Abstand die erfolgreichsten Serien-Eigenproduktionen der vergangenen Jahre.

Aus Quotensicht hatte Sat.1 zwei grandiose Quotenhochs. Die Übertragung der Champions-League-Partie zwischen Schalke und Inter Mailand bescherte dem Sender Marktanteile von weit mehr als 20 Prozent in der Zielgruppe, insgesamt schauten fast acht Millionen Fußballbegeisterte zu. Noch im gleichen Monat musste Schalke dann gegen Manchester United ran. Hier schalteten sogar fast zehn Millionen Menschen ein, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei mehr als 30 Prozent.

RTL II widmete im April der verstorbenen «Big Brother»-Kandidatin Cora eine Dokumentation mit dem Titel «Ein viel zu kurzes Leben». Diese wollten 1,32 Millionen Menschen sehen, bei den 14- bis 49-Jährigen kam die Doku auf sehr gute 9,8 Prozent. Überhaupt nicht überzeugen konnte dagegen die neue Show «Sing! Wenn du kannst» mit Sonja Zietlow, diese kam nur auf 5,2 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe. Selbst für RTL II ist das viel zu wenig.

Einen tollen Tag hatte Sat.1 am 22. April, als man ausschließlich mit Disney-Produktionen das Programm bestritt. Am Ende des Tages standen für den Sender 14,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe auf der Uhr. Das sind etwa vier Prozentpunkte mehr, als Sat.1 normalerweise erzielt. Bei RTL gab es im April die erste Folge von «The Cube» zu sehen, diese war allerdings nicht so gefragt wie gewünscht. Nur 3,22 Millionen Menschen ab drei Jahren schalteten ein, in der Zielgruppe wurde ein Marktanteil von 16,5 Prozent gemessen.

Auf riesiges Interesse stieß dagegen die Hochzeit von William und Kate. Neben den beiden Nachrichtensendern N24 und n-tv widmeten sich auch ARD, ZDF, RTL und Sat.1 der königlichen Hochzeit in Großbritannien. Am besten lief es für Das Erste, dort sahen 4,48 Millionen Menschen die Übertragung der Feierlichkeiten. Kein Grund zur Freude hatte das ZDF Ende des Monats. Die «Wetten, dass..?»-Ausgabe am 30. April unterhielt lediglich 7,38 Millionen Menschen - für den ZDF-Klassiker war es damit ein neues Allzeit-Tief.

Lesen Sie auf den kommenden Seiten, was in den Monaten Mai und Juni in der Fernsehwelt passiert ist.

Der große Quotenmeter.de-Jahresrückblick. Die zweite Ausgabe präsentiert die Monate April bis Juni. Themen waren damals unter anderem der «Eurovision Song Contest», die Einstellung von 9Live sowie der Wechsel von Matthias Opdenhövel von ProSieben zur ARD.

Bei RTL II stand der Monat Mai ganz im Zeichen von «Big Brother». Die neue Staffel der Show startete und mit einer kleinen Änderung wollte man die Zuschauer zusätzlich unterhalten: Jeder Kandidat ist mit einem Geheimnis ins Haus eingezogen. Wenn ein anderer Kandidat dieses Geheimnis errät, winken ihm Vergünstigungen, wie zum Beispiel Immunität bei Nominierungen. Der Start selbst verlief ähnlich stark wie 2010. 1,57 Millionen Menschen sahen die Eröffnungsshow, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei 12,4 Prozent.

Den musikalischen Höhepunkt des Monats gab es aber wohl beim «Eurovision Song Contest» zu hören. Da dieser in Düsseldorf stattfand, berichteten ARD und ProSieben, die bei der Suche nach dem passenden Song für Lena Meyer Landrut erneut kooperierten, besonders intensiv. Schon eine Woche vor dem Finale gab es zahlreiche Sondersendungen im Programm der beiden Kanäle. Beim ersten Halbfinale ereignete sich dann noch eine kleine Panne, als minutenlang kein Kommentar zu hören war. Das Finale ging dann aber reibungslos über die Bühne, durchschnittlich 13,83 Millionen Menschen verfolgten die Show. Schon im Vorfeld des «ESC» wurde bekannt, dass die ARD und ProSieben auch im neuen Jahr gemeinsam einen Teilnehmer für den Songcontest suchen werden. Stefan Raab wird allerdings nicht mehr mit dabei sein, dies erklärte er am 19. Mai.

Die ProSiebenSat.1-Gruppe sorgte außerdem mit der Ankündigung für Aufsehen, dass man 9Live einstellen wolle. Schon Ende Mai soll der Live-Betrieb gestoppt werden, bestätigte die Sendergruppe Anfang des Monats. Mit 9Live endete auch die ganz große Ära des Call-In-TVs, die von zahlreichen Skandalen rund um Abzocke und Trickserei bei den Spielen überschattet wurde. 9Live ging am 1. September 2001 auf Sendung und wäre damit in diesem Jahr zehn Jahre alt geworden. Eine lange Tradition endete zudem beim Sportsender Sport1, wo Udo Lattek ankündigte, nach der Saison nicht mehr als Experte für den «Doppelpass» zur Verfügung zu stehen. „Es wird Zeit für mich zu gehen“, sagte Lattek.

Im Mai ging zudem die achte Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» zu Ende, 6,30 Millionen Menschen verfolgten den Sieg von Pietro Lombardi. Im Vorfeld sorgte Chef-Juror Dieter Bohlen für einen Eklat, als er im Alleingang ankündigte, dass Fernanda Brandao und Patrick Nuo 2012 nicht mehr in der Jury sitzen. Damals wussten die beiden nicht einmal selbst Bescheid und musste während des Finals gute Miene zum bösen Spiel machen. Einige Tage nach dem Finale gab RTL Änderungen für die kommende bekannt. So wird die Altersbeschränkung bei den Kandidaten gelockert und der Gewinner erhält 500.000 Euro Gewinnprämie.

RTL-Chefin Anke Schäferkordt bremste im Mai in einem Interview mit der „Zeit“ die hohen Erwartungen an den Sender. „Wir liegen zurzeit bei einem Zuschauermarktanteil von über 19 Prozent, es gibt kaum einen Sendeplatz, wo wir nicht Marktführer sind.“ Deshalb glaube sie nicht, dass sich RTL noch steigern könne, selbst den großen Vorsprung auf die Konkurrenz könne man auf Dauer nicht halten. Derweil gab es Neuigkeiten zu «Two and A Half Men». Nach dem Aus von Charlie Sheen rankten sich einige Gerüchte um dessen Nachfolge, die schließlich Ashton Kutcher antrat, Mitte Mai 2011 wurde diese Meldung bekannt.

Ebenfalls Mitte Mai kamen erstmals Gerüchte auf, dass die ARD Matthias Opdenhövel interessiert ist. Dieser könne unter anderem die «Sportschau» moderieren, hieß es in verschiedenen Berichten. Außerdem könne man dem damals 40-Jährigen auch Unterhaltungsshows anbieten. Bei ProSieben dürfte diese Meldung nicht gut angekommen sein, schließlich war Opdenhövel zu diesem Zeitpunkt ein fester Bestandteil des Programms, insbesondere bei den vielen Events von Stefan Raab. Kurze Zeit später dann die Bestätigung: Die ARD verpflichtet Matthias Openhövel. Sein Nachfolger bei «Schlag den Raab» wird Steven Gätjen, wie ProSieben noch am gleichen Tag verkündet.

Doch die Sendergruppe aus Unterföhring hatte auch gute Neuigkeiten zu vermelden: «Galileo» läuft seit dem 14. Mai nämlich auch in China. SevenOne International, in der ProSiebenSat.1-Gruppe zuständig für den internationalen Programmvertrieb, hatte das Format damals an Shanghai DocuTV und 14 weitere Lokalsender in China verkauft.

Am 20. Mai dieses Jahres ging schließlich die erste neue Folge der «Wochenshow» über die Bildschirme. Mit 2,06 Millionen Zuschauern und 13,2 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe konnte man bei Sat.1 sicher sehr gut leben. In den Wochen darauf konnte sich das Format allerdings nicht bei diesen Werten halten und gab etliche Zuschauer ab und rutsche dadurch unter den Senderschnitt. Ende des Monats fällt dann auch das Urteil im Prozess um den Wettermoderator Jörg Kachelmann. Der Wetter-Experte wird vor dem Landgericht Mannheim freigesprochen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was die Fernsehbranche im Monat Juni beschäftigt hat.

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Für viele Fans von «Gute Zeiten, Schlechte Zeiten» war es die traurigste Meldung des Jahres: Susan Sideropoulos (im Bild links) steigt bei der erfolgreichen Daily-Soap aus. Sie werde nicht aus ihrer Babypause zurückkehren, sagte sie Anfang Juni der „Bild“-Zeitung. Und noch mehr Sendergesichter verließen RTL. So wurde im Juni bekannt, dass Julia Leischick zu Sat.1 wechseln werde, ebenso ihre Kollegin Andrea Göpel. Das Format «Vermisst» wolle man aber weiterführen, erklärte RTL direkt nach dem Bekanntwerden des Wechsels von Leischik, Derweil konnten die Kölner einen Erfolg bei den Sportrechten für sich verbuchen. Erneut verlängerten sie den Vertrag mit den Klitschko-Brüdern um fünf weitere Kämpfe.

Unterdessen bemühte sich die ARD um eine Verpflichtung von Thomas Gottschalk, nachdem dieser im Februar verkündete, die Moderation von «Wetten, dass..?» Ende des Jahres aufzugeben. Beim ZDF dürfte man über diese Nachricht nicht sonderlich froh gewesen sein. Besonders nicht Thomas Bellut, der am 17. Juni zum neuen Intendanten des öffentlich-rechtlichen Senders gewählt wurde.

Neuigkeiten gab es auch bei dem «ESC»-Projekt von ProSieben und der ARD. So wurde Thomas D. als neuer Jury-Präsident vorgestellt, nachdem Stefan Raab ankündigte, sich aus dem aktiven Geschehen rund um den Songcontest zurückzuziehen. Ende Juni gab VOX zudem einige Änderungen zur neuen «X Factor»-Staffel bekannt. So überraschten die Kölner mit der Ankündigung, dass die Castings sowohl am Dienstag als auch am Sonntag zu sehen sein werden. Im Juni drang außerdem erstmals an die Öffentlichkeit, dass Sat.1 seine Telenovela «Anna und die Liebe» trotz schwacher Quoten verlängern will.

Einer anderen Daily-Serie in Sat.1 erging es da nicht so gut. Gegen Ende Juni bestätigte der Sender, dass die Serie «Hand aufs Herz» eingestellt werde. Grund waren einmal mehr die schwachen Quoten, die das Format über Monate einfuhr. Deutlich mehr Grund zur Freude hatte da schon RTL II mit seiner täglichen Reality-Sendung «Big Brother». Zuerst schloss der Sender eine Verlängerung der elften Staffel noch aus, am 30. Juni verkündete man dennoch genau dieses Szenario. Einen vollen Monat länger wurden die Bewohner im «Big Brother»-Haus gelassen.

Unterdessen gab es auch neue Informationen rund um den geschassten US-Schauspieler Charlie Sheen. So hat er damals einen Vertrag mit der Produktionsfirma Lionsgate Television abgeschlossen, die mit ihm die neue Serie «Anger Management» produzieren soll. Wann die Serie allerdings ihren Weg auf TV-Bildschirme findet, ist noch bis heute nicht geklärt.

Für Harald Schmidt war der Juni der Monat des Abschieds von der ARD. Seine letzte Folge beim öffentlich-rechtlichen Sender sahen 1,39 Millionen Zuschauer, der Marktanteil lag bei 8,2 Prozent. Beim jungen Publikum generierte sein Abschied 6,7 Prozent. Damit lief seine letzte Ausgabe nicht besser als die Folgen zuvor. Besser präsentierte sich da schon «Marienhof», das ebenfalls im Juni eingestellt wurde. Am 9. Juni erreichte die Soap bereits ein Jahreshoch, ehe das endgültige Finale am 15. Juni die beste Quote des Jahres 2011 holte. 1,37 Millionen Zuschauer sorgten damals für 8,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Insgesamt wurden 9,4 Prozent gemessen.

Langsam aber sicher mauserte sich auch die «heute show» im ZDF zum Erfolg. Kurz vor der Sommerpause unterhielten Oliver Welke und sein Team 2,04 Millionen Zuschauer und erreichten damit 9,6 Prozent Marktanteil. Beim jungen Publikum kam man damals auf gute 7,1 Prozent. Diese Werte sollten im Verlauf des Jahres noch weiter ansteigen. Mitte des Monats verbuchte auch RTL II einen kleinen Quotenerfolg mit einer Castingshow. Die erste Folge von «My Name is» wurde von 1,23 Millionen Menschen gesehen und landete bei 8,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe.
29.12.2011 09:35 Uhr  •  Timo Niemeier Kurz-URL: qmde.de/54032