Die Kritiker: «Wolff - Kampf im Revier»

Story
Die Schussverletzung vor sechs Jahren hätte Kommissar Wolff fast das Leben gekostet: Koma, anschließend jahrelang Reha.Er verdient sich mittlerweile sein Gnadenbrot als Dozent an der Polizei-Akademie — und erscheint von heute auf morgen nicht mehr zum Unterricht. Als ein Dealer kaltblütig erschossen wird, gerät er — auch bei seinem ehemaligen Schüler, Einsatzleiter Marck und dessen neuer Kollegin Vicky - unter dringenden Mordverdacht: Zudem heißt es, Wolff sei drogensüchtig geworden.

Was steckt hinter dem eiskalten Verbrechen? In welches Milieu ist der ehemalige Top-Kommissar abgerutscht?

Darsteller
Nadeshda Brennicke («Manta – Der Film») ist Vicky
Jürgen Heinrich ist Andreas Wolff
Stephan Luca («Männerherzen») ist Marck
Nadine Seiffert ist Verena Wolff

Kritik
Dass die Serie «Wolffs Revier» 2006 unter dem damaligen Sat.1-Chef Roger Schawinski beendet wurde, lag anders als es der Hauptdarsteller Jürgen Heinrich kürzlich sagte, nicht daran, dass Schawinski nicht „nett“ war, sondern schlicht an den enorm zurückgegangenen Quoten der deutschen Serie. Diese erreichte in der Regel nur noch einstellige Marktanteile, das große Serienfinale holte dann allenfalls mäßige 12,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Fünf Jahre später kehrt Wolff zurück – im Film taucht er aus dem Wasser seiner Badewanne wieder auf. Wohl ein Bild dafür, dass der tot geglaubte TV-Kommissar wieder zum Leben erweckt wurde.

Die neuen Macher, der Pilotfilm wurde nun von Producers at Work («Plötzlich Papa», «Dr. Molly & Karl») hergestellt, Christian Popp und der schon früher an der Serie beteiligte Siggi Kamml, drehten die Geschichte nun so, dass Wolff 2006 nicht erschossen, sondern schwer verwundet wurde. Die Macher tragen in der Fortsetzung vor allem der Tatsache Rechnung, dass sich die Figur Wolff allein altersbedingt nicht mehr als (alleiniger) Mittelpunkt des Formats eignet.

In Zentrum von «Wolff» kommt nun der von Stephan Luca verkörperte Kommissar Marck, dem mit Vicky (Nadeshda Brennicke) eine neue Kollegin zur Seite gestellt wird. Marck selbst kennt Wolff gut, lernte bei ihm an der Polizeischule. Wolff selbst gerät im Pilotfilm unter Tatverdacht, die Reha und die Folgen der schweren Verletzung haben an dem Vorzeigepolizisten deutliche Spuren hinterlassen. So beginnt eine Jagd auf Wolff, der natürlich alle Tricks bestens kennt. Das liest sich vielleicht aber spannender, als es ist.

Wolff ist mit Ausnahme der Anfangssequenz in den ersten 22 Minuten nicht mehr zu sehen. Stattdessen beschäftigen sich die Macher mit der Einführung des Pärchens Vicky und Marck, das aber nicht wirklich harmonieren will. Gesetzt wird auf eine ähnliche Chemie wie in «Countdown», der Funke will beim Zuschauer aber nicht überspringen. Das hat vor allem zwei Gründe: Es liegt zum einen an Stephan Luca, der in der Rolle unglaublich unsympathisch auftritt und deshalb fast eine Fehlbesetzung zu sein scheint. Und es liegt an der Figur Vicky, was jedoch nicht die Schuld der solide agierenden Nadeshda Brennicke ist.

Vielmehr lässt Autorin Anna Dokoupilova die Kommissarin in einem sehr unrealistischen Licht erscheinen, da sie vom Grundsatz her allem gegenüber viel zu negativ eingestellt ist. Eine wirkliche Stimmung und Spannung zwischen den beiden Figuren kommt nicht auf. Die Krone wird dem Ganzen zur Mitte des Films aufgesetzt, als die beiden Kommissare wie aus dem Nichts miteinander schlafen. Davor gab es noch einige Nebenhandlungen rund um eine plötzliche Schwangerschaft und den schwererziehbaren Sohn von Kommissar Marck – aber nichts, das wirklich das Prädikat TV-Krimi verdient.

Der beginnt in der Tat erst gegen Mitte des Films, als man auch mehr über den Charakter Wolff erfährt. Auch wenn es den Machern vielleicht nicht passt, Wolff ist nach wie vor das Herz der Serie. Es ist spannend zu sehen, wie der ehemalige Kommissar nun in einer kleinen, versifften Wohnung lebt – wie er scheinbar sein Leben weggeworfen hat. Spannung kommt auch dann auf, wenn Regisseur Christian Alvart eine Verfolgungsjagd sehr lange aus einem Blickwinkel und dafür mit teils unscharfen und extrem verwackelten Bildern darstellt. Alvart setzt im Verlauf des Krimis immer auf eine Bildsprache, die an Szenen aus dem Horror-Film «SAW» erinnert und wertet den Piloten somit enorm auf.

Allgemein legt die zweite Hälfte des Films enorm zu, hat überraschende Wendungen und ein sehenswertes Finale. Das alles hilft aber nicht wirklich, wenn der Zuschauer sich gleich nach den Anfangsminuten gegen den Film entscheidet. Diese eklatante Schwäche könnte «Wolff – Kampf im Revier» wertvolle Zuschauer kosten und dafür sorgen, dass schon nach diesem Pilotfilm wieder Schluss ist.

Sat.1 zeigt «Wolff – Kampf im Revier» am Dienstag, 17. Januar 2012, um 20.15 Uhr.
16.01.2012 21:20 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/54387