«Wer wird Millionär?» trifft «Schlag den Raab» – Jörg Pilawa moderiert eine aktionsbasierte Quizshow im ZDF.
„Wie eine Quizshow funktioniert wissen wir alle – gibt‘s ja genug“, ließ Jörg Pilawa am Mittwochabend verlauten, als er die Spielregeln seines neuen Rateformats
«Die Quizshow mit Jörg Pilawa» verlas. Und tatsächlich, das öffentlich-rechtliche Fernsehen verfolgt in vollendeter Konsequenz eine Maxime der Quizshowprogrammierung, die alle Jahre wieder neue Versionen der immer gleichen Idee auf den Markt drängen lässt. Im ZDF steckt hinter solchen oftmals eher durchschnittlichen Machwerken gerne Jörg Pilawa, der seine bisherigen Formate «Die Quiz-Show», «Das Quiz mit Jörg Pilawa» oder «Rette die Million» (repräsentative Auswahl) ob der Aufmachung und dem ihm eigenen Moderationsstil so austauschbar macht wie die Dramaturgie sämtlicher «Traumschiff»-Folgen. Und so wunderte es kaum jemanden, dass auch das neue Flagschiff im lustigen Ratehimmel der Primetime vom – so scheint‘s – einzig verfügbaren Quizmoderator im ZDF präsentiert werden darf.
Um es für alle Beteiligten nicht ganz so peinlich werden zu lassen, hat man sich in Mainz aber durchaus Gedanken gemacht und etwas halbwegs Neues gewagt. Zwölf Fragen gilt es im Zweierteam zu beantworten, der Jackpot liegt bei 250.000 Euro – der Clou: Die drei verfügbaren Joker pro Team sind nicht ohne Weiteres vorhanden, sondern ermöglichen die dreimalige Teilnahme an einem Minispiel, in dem bis zu drei Punkte erspielt werden können. Pro Punkt wird eine falsche Antwort ausgeblendet, im besten Fall erspielen die Kandidaten also drei Punkte und bekommen die Lösung auf dem Silbertablett serviert. Zugegeben, mehr als eine Kreuzung aus «Schlag den Raab» und «Wer wird Millionär?» ist das nicht (auch das On Air-Design honoriert die ProSieben- und RTL-Vorbilder in vielen Punkten), aber immerhin mehr, als die Kreativabteilung für Quizshows in den vergangenen Jahren abgeliefert hat.
Das hat man sich vermutlich auch beim ZDF gedacht und die grobe Idee einer aktionsbasierten Quizshow ob der Begeisterungstürme auf die eigene Arbeit nicht ganz zu Ende gedacht. Zwar überzeugten die Spiele im Kern mit Einfachheit, wurden aber so umständlich vorgestellt, dass viel zu lange Erklärungen den schnellen und spannenden Wechsel zwischen Quizteil und Spielteil verhinderten. Dass einige Spiele außerdem nur durch konsequenten Regelbruch zu lösen waren, besiegelte das Dilemma vollends: Für einen Punkt sollte Verona Pooth beispielsweise neun Kisten übereinanderstapeln und für zwei weitere Punkte jeweils zusätzliche drei Kartons auf dem Turm platzieren – dass dieser schon nach einem Punkt, also neun Kisten, die Körpergröße Pooths übertraf und Hilfsmittel wie eine Leiter nicht zulässig waren, erschien selbst Pilawa schließlich seltsam.
Auch die Fragen erwiesen sich als wenig konsequent, denn der Schwierigkeitsgrad stieg schon bei relativ niedrigen Gewinnsummen unverhältnismäßig stark an, um die Kandidaten in die Minispiele zu zwingen, die letztendlich die Dynamik der Sendung ausmachen sollen. In der Debütfolge spielten Verona Pooth und Bernd Hoecker, Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht sowie Barbara Schöneberger und Frank Elstner um Geld für den guten Zweck. Diese ungewöhnlichen Konstellationen waren die Butter auf dem trockenen Laib Brot, den das ZDF als das „ungewöhnlichste Quiz im deutschen Fernsehen“ verkauft. Wie das Konzept in den kommenden Wochen mit gewöhnlichen Kandidaten aufgehen wird, bleibt abzuwarten – den großen Überraschungseffekt hat sich «Die Quizshow mit Jörg Pilawa» selbst verbaut. Ungewöhnlich war der öffentlich-rechtliche Spieleabend auf jeden Fall, den Schritt zum unkonventionellen Quiz hat man aber nicht beschreiten können.