Die Trailerschau: Nazis vom Mond

Der Internetkult «Iron Sky» feiert auf der Berlinale Weltpremiere. Außerdem in der Trailerschau: Der peinlichste «Schneewittchen»-Film des Jahres und Liam Neeson unter Wölfen.

«Iron Sky»
Deutscher Start: 5. April 2012


Aufgrund cleveren Webmarketings, originellen frühen Trailer und seines absurden Konzepts gewann «Iron Sky» lägst eine beachtliche Fangemeinde. Die internationale Koproduktion erzählt im Retrostil des früheren Sci-Fi-Schundkinos von einer Gruppe Nazis, die nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs auf die erdabgewandte Seite des Mondes floh. Im Jahr 2018 planen sie eine Invasion der Erde, zu deren ersten Missionspunkten die Ermordung von George W. Bushs Tochter Jenna zählt, die in Daddys Fußstapfen trat und nunmehr selbst Präsidentin ist. Ähnlich des «Stromberg»-Films, der einen Teil seines Budgets durch so genanntes Crowdfunding generierte, wurde auch «Iron Sky» anteilig von Fans finanziert. Von der absurden Prämisse ließen sich sogar prominente Schauspieler wie Udo Kier, Götz Otto und Julia Dietze überzeugen, die allesamt Rollen im teilweise in Deutschland gedrehten Film übernahmen. Und dass die Weltpremiere auf der Berlinale stattfindet, ist für ein solches Projekt ebenfalls alles andere als normal. Die beachtliche Gruppe der US-Fans von «Iron Sky» guckt derweil in die Röhre: Bislang fand sich kein Verleih, der mutig genug ist, diesen gewollt trashigen Streifen in die Kinos zu bringen.

«Spieglein, Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen»
Deutscher Start: 5. April 2012


Vor einigen Wochen war diese freie «Schneewittchen»-Adaption
noch als «Mirror, Mirror» bekannt und dürfte mit ihrem ersten Trailer einige ihrer potentiellen Zuschauer verschreckt haben. Humor und Produktionswerte erinnerten darin viel stärker an miese Parodien wie «Fantastic Movie». Der zweite Trailer zur neusten Regiearbeit von Tarsem Singh zeigt etwas mehr vom betriebenen Aufwand, offenbart allerdings zugleich noch mehr lächerliche Kostüme, bemühte Gags und inhaltlichen Irrsinn. Nur noch ein Marketingwunder kann diesen Film an den Kinokassen an dem im Mai startenden «Snow White and the Huntsman» vorbeiziehen lassen. Denn dieser Film sieht wenigstens so aus, als hätten sich die Macher zumindest ein paar nüchterne Gedanken gemacht ...

«The Grey – Unter Wölfen»
Deutscher Start: 12. April 2012


Ähnlich wie die Angst vor Haien seit «Der weiße Hai» irrationale Höhen erreicht, leiden auch Wölfe an einem medial induzierten Imageproblem. Nicht aber das böse, manipulative Kino war schuld, und erst recht nicht irgendwelche Killerspiele, sondern unser märchenhaftes Kulturgut der Gebrüder Grimm. Seit Generationen von Kindern mit «Rotkäppchen» und dem Menschen verschlingenden Wolf aufwuchsen, ist dieses Raubtier gefürchteter, als es seinem natürlichen Verhalten nach sein müsste. Wolfsforscher sind deshalb stets äußerst bemüht darum, das Image des Wolfs aufzubessern, und infolge dessen haben bereits einige Naturschützer zum Boykott von «The Grey» aufgerufen. Als dann vor einigen Tagen bekannt wurde, dass die Filmcrew einem Wilderer vier tote Wölfe abkaufte, um zwei davon als Requisiten zu benutzen und zwei davon als Verpflegung zu verwenden, war die Kontroverse um «The Grey» perfekt. Die US-Kritiker sind derweil überzeugt vom neuen Film des Regisseurs der «A-Team»-Kinoneuauflage: «The Grey» sei toll gespielt und unerwartet philosophisch.
28.01.2012 12:45 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/54635