Die Kritiker: «Mord in Ludwigslust»

Inhalt
Das beschauliche Ludwigslust im Morgengrauen. In der künstlich angelegten Ruine im Schlosspark liegt eine tote Frau Ende 30. Sie ist offensichtlich ermordet und in inszenierter Pose abgelegt worden. Die Mordkommission von Ludwigslust nimmt die Ermittlungen auf. „Ausgerechnet Lulu“, ist der Satz, den man am Tatort mehr als einmal hört.

Als Sophia Eichstätt, Analytikerin beim LKA Kiel, von dem Mordfall in Ludwigslust erfährt, glaubt sie auf eine bisher ungeklärte Mordserie gestoßen zu sein. In Ludwigslust trifft Sophia auf den Partner vom LKA Schwerin, der ihr zugeteilt wurde. Ausgerechnet Mark Condor, der Mann, mit dem sie vor zwei Jahren eine Affäre hatte und für den sie beinahe ihre Ehe aufs Spiel gesetzt hat. Und auch Mark stockt der Atem. Die Ermordete ist seine Geliebte Lulu Schuster. Beide lassen sich wenig anmerken und ermitteln routiniert. Dabei stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens. Jeder kannte die tote "Lulu", viele haben ein Motiv, alle haben Angst. Noch weiß Sophia nicht genau wovor.

Im Laufe der Ermittlungen erfährt Sophia Dinge, die sie eigentlich gar nicht wissen wollte - und gerät zwischen die Fronten. Schritt für Schritt nimmt der Mordfall immer größere Dimensionen an - es fällt schwer, Täter und Opfer zu benennen. Alles hängt miteinander zusammen, und auch die deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte wirft lange Schatten bis in die Gegenwart.

Darsteller
Anja Kling («Hannah Mangold & Lucy Palm») ist Sophia Eichstätt
Mark Waschke («Und dennoch lieben wir») ist Mark Condor
Lea Mornar («Joy Division») ist Lulu Schuster
Ina Weisse («Das Kindermädchen») ist Rebecca Schuster
Clemens Schick («Unschuldig») ist Ben Martin
Peter Prager («Das Duo») ist Hilmar Hopf
Florian Bartholomäi («Dreileben - Etwas Besseres als den Tod») ist Sebastian Benjamini
Michael A. Grimm («Die Rosenheim-Cops») ist Udo Schuster
Volkmar Kleinert («Lilys Geheimnis») ist Kostja Lukin
Antje Westermann («Ungesühnt») ist Ruth Opern
u.a.

Kritik
Der Nordosten Deutschlands wird so langsam zu einem gefährlichen Pflaster. Erst vor einer Woche ermittelten die Polizisten von «Stralsund» in einer Mordserie, nun verschlägt es eine weitere Ermittlerin des LKA zu einem Mord nach Ludwigslust. Der malerische Ort in Mecklenburg-Vorpommern wird schon mal als Versailles oder Sanssouci des Nordens bezeichnet, von dieser pittoresken Art erfährt der Zuschauer in diesem Film allerdings reichlich wenig. Vorherrschend sind trostlose und in grau gehaltene Bilder, bedrückende Charaktere und eine tiefgreifende deutsch-deutsche Nachkriegs- und Wendegeschichte, die bis in die heutige Zeit hineinreicht und einen hinterhältigen Mord mit sich bringt. Mittendrin Anja Kling als toughe Analytikerin Sophia Eichstätt des LKA Kiel. Doch mit ihrer überzeugenden Art ist es bald am Ende. Denn persönliche Beziehungen aus ihrer Vergangenheit treten durch den aktuellen Fall an die Oberfläche und zudem wird ihr scharfer Verstand aus ärgste beansprucht – denn ein jeder in diesem Ort scheint als möglicher Täter infrage zu kommen – Vertrauen kann Sophia Eichstätt niemandem.

Der Film von Regisseur Kai Wessel («Hilde») kommt ohne große Hektik und die vielen schnellen Schnitte der modernen Krimis aus. Doch die dadurch hervorgerufene Entschleunigung mit der ungewöhnlichen Erzählweise samt vieler Rückblenden hat nicht unbedingt einen fördernden Effekt auf den Filmgenuss. Das Ganze wirkt irgendwie seltsam aneinandergereiht, die kompositorische Harmonie des Films, der auf einem Drehbuch des Autors Thomas Kirchner («Das Geheimnis im Moor») basiert, fehlt fast vollends. Es mag ganz sicher Geschmackssache sein, doch von packend und spannend ist «Mord in Ludwigslust» meilenweit entfernt. Der Mix aus Nachkriegsgeschichte, Wendedrama und Mordfall in der Gegenwart ist arg konstruiert und kann in der Form nicht überzeugen. Und am Ende sind es dann doch zu viele Wendungen und

Einzig die Besetzung mit u.a. Anja Kling und Clemens Schick weiß zu überzeugen. Sie spielen ihre Rollen sehr glaubhaft und harmonieren untereinander sehr gekonnt. Für einen gelungenen Filmgenuss reicht diese Tatsache aber leider nicht aus und so kann dem hier vorliegenden Film eine bestenfalls mittelmäßige Empfehlung ausgestellt werden. Aber das sieht zum Glück auch jeder Zuschauer anders.

Das ZDF zeigt «Mord in Ludwigslust» am Montag, den 6. Februar 2012, um 20:15 Uhr.
05.02.2012 18:42 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/54770