«Gottschalk live»: Werbepreise fallen

Aufgrund der Quote stand es bereits zu erwarten: Wer bei «Gottschalk live» werben will, muss nun weniger zahlen.

Der Vorabend-Talk «Gottschalk live» befindet sich seit Wochen im kritischen Quotenbereich, also war der folgende Schritt wohl unvermeidlich. Nachdem RTL vor wenigen Wochen bereits die Werbepreise bei «Deutschland sucht den Superstar» senken musste, weil das Format trotz regelmäßiger Tagessiege in der Zielgruppe nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen konnte, muss Das Erste seinen Quotenflop ebenfalls für Werbekunden attraktiver gestalten. Das Werbebranchen-Magazin werben & kaufen meldet, dass die Preise für TV-Spots im Rahmen von «Gottschalk live» um 30 Prozent reduziert wurden, weil die den Werbekunden versprochenen Marktanteile nicht erzielt wurden.

Der Vermarkter des öffentlich-rechtliche Senders prognostizierte eine Sehbeteiligung von rund neun Prozent, von der man allerdings seit der zweiten Folge weit entfernt ist. Beim Gesamtpublikum erzielte die erfolgreichste der fünf letzten Ausgaben 5,3 Prozent Marktanteil. Das Magazin werben & kaufen zitiert aus dem Mailverkehr mit dem Vermarkter AS&S, dass die Senkung den „aktuellen Entwicklungen Rechnung“ trage.

Dennoch heißt es von offizieller Seite, dass man mit «Gottschalk live» „nicht unzufrieden“ sei. So zumindest Vermarktungschef Uwe Esser, der im Bezug auf die Preissenkung von einer „leistungsgerecht[en]“ Tarifaussteuerung spricht. Als „ein TV-Format, das sich zwischen den herkömmlichen Genres und noch dazu in einer komplett überarbeiteten Vorabendschiene bewegt,die wahren Gründe“, habe «Gottschalk live» Geduld verdient. Diese zeigen die Werbekunden laut werben & kaufen jedoch nicht, und sollen schon über Kompensationsspots verhandeln.

Möglicherweise trifft die Kunden auch das Durchschnittsbild des «Gottschalk live»-Publikums unerwartet. Wurde die Sendung im Vorfeld als modern, interaktiv und intermedial angepriesen, zieht werben & kaufen nun das Fazit, dass Gottschalks Zuschauer im Schnitt 66 Jahre alt seien. Esser verkauft das Durchschnitts-Publikum der Show als „einkommensstark, gut gebildet und konsumaktiv“ und schwichtigt in werben & kaufen die Behauptung, «Gottschalk live» solle den ARD-Vorabend verjüngen als „Legende“ ab. Und dennoch fallen die Werbepreise, während Gottschalk scherzen muss, dass ihn das Publikum nach einer ausfallenden Sendung sicher vermissen wird.
16.02.2012 10:42 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/55006