Doku-Filmer wollen Gottschalks Sendeplatz

Schlechter Scherz oder ernst gemeintes Angebot? Dokumentarfilmer bewerben sich in einem offenen Brief um den Vorabend-Sendeplatz von «Gottschalk Live».

Die schlechten Einschaltquoten von «Gottschalk Live» haben sich längst herumgesprochen – und rufen nun sogar Fernsehmacher auf den Plan, die sich öffentlich um den Vorabend-Sendeplatz im Ersten bewerben: So hat sich die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm AG DOK, ein Zusammenschluss von mehr als 860 Autoren, Regisseuren und Produzenten, in einem offenen Brief an ARD-Programmchef Volker Herres gewendet.

"Wir lassen Sie in der so genannten Todeszone vor 20 Uhr nicht allein!", heißt es in der Mitteilung der AG DOK. Den "vermutlich frei werdenden Sendeplatz" könne die ARD durch ein Dokumentarfilm-Format ersetzen. Einen Titel habe man auch schon gefunden: «Mein aufregendstes Erlebnis». Die Produzenten wollen für jede Sendung, die weniger als fünf Prozent Marktanteil holt, die Hälfte der Herstellungskosten tragen. «Gottschalk Live» hat diese Marke bereits mehrmals unterschritten.

Hinter dem wohl schlechten Scherz, den die AG DOK aber als "durchaus ernst gemeintes Angebot" verstanden haben will, steckt auch Unmut über die Programmreform im vergangenen Jahr: Damals ersetzte Das Erste einige Doku-Sendeplätze für die Talkshow-Strecke – darunter beispielsweise den Montagabend um 21 Uhr, auf dem nun «Hart aber fair» seinen Platz hat. Mit einem Doku-Format am Vorabend könne Programmchef Herres seinen damaligen Makel korrigieren: Schließlich sei er es gewesen, "der der ARD im letzten Jahr auf Kosten dokumentarischer Programme eine tägliche Talk-Leiste aufgedrückt hat", so die AG DOK. Pikant: Am kommenden Montag laden sich Thomas Gottschalk und Frank Plasberg gegenseitig in ihre Sendungen ein – die beiden Personen also, welche die AG DOK mit ihrem offenen Brief besonders ins Visier nimmt.
24.02.2012 11:13 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/55167