Natalie Horler: „Castingshows sind wunderbar zum Abschalten“

Unspoken – Unausgesprochen: So lautet nicht nur ein Titel des aktuellen Cascada-Albums „Original Me“, sondern ist zugleich das Motto des Quotenmeter.de-Interviews mit Cascada-Sängerin und «Deutschland sucht den Superstar»-Jurorin Natalie Horler. Sie zählt zu einem der erfolgreichsten Musik-Exporte Deutschlands und bringt auch in ihrer Heimat die Fans auf den Dancefloor. Im Interview zieht Natalie Horler ihr DSDS-Zwischenfazit, gibt dem Gewinner Karriere-Tipps und verrät, was sie von «Unser Star für Baku» sowie der «Wetten, dass?»-Nachfolge hält…

Natalie Horler, Cascada ist eigentlich der Name des ganzen Produzenten-Teams. Trotzdem werden Sie als Cascada-Stimme und Gesicht häufig so genannt – stört das?
Nee, das stört mich überhaupt nicht. Cascada klingt tatsächlich wie der Künstlername einer einzelnen Person.

Bei der Castingshow «Star Search» traten Sie selbst an. Wie sehr prägte das Ihre Musikkarriere bzw. beeinflusst Ihre aktuellen «DSDS»-Urteile?
Ehrlich gesagt gar nicht, denn es war keine besonders prägende Erfahrung damals und hatte auch keinerlei Auswirkung auf meine Karriere. Erst seitdem ich bei «DSDS» mitmache wird mir das durch Fragen wie diese wieder in Erinnerung gerufen... (lacht)

Kommen wir zu den aktuellen «DSDS»-Mottoshows: Wie fällt das Zwischenfazit als «DSDS»-Neuling aus?
Ich bin, glaube ich, genauso gespannt auf die Liveshows wie Sie! Ich freu‘ mich einfach auf die Kandidaten, auf ihre weitere Entwicklung und vor allem, wie sie sich nun live auf der Bühne präsentieren werden.

Dennoch scheinen Castingshows in Deutschland trotz häufig guter Quoten ein meist eher schlechtes Image zu haben – auch im Vergleich zum Original «Pop Idol». Warum?
Castings sind, wie in jedem anderen Job auch, eine Art Vorstellungsgespräch. Natürlich ist es hart, kritisiert oder gar abgelehnt zu werden, besonders wenn es mehrere Millionen Menschen mitverfolgen können. Ich denke, das ist der Schlüssel, warum Castingshows einerseits so erfolgreich sind, trotzdem aber häufig kritisiert werden. Casting-Formate ganz allgemein sind auf der ganzen Welt unheimlich präsent, wobei diese Shows vor allem in England und den USA ganz besonders beliebt zu sein scheinen.

Dennoch, nicht alle Castingshow-Sieger sind auch langfristig musikalisch erfolgreich. Woran liegt das?
Es gibt für keinen Musiker eine garantierte Langzeitkarriere. Ein Format wie «DSDS» bietet einem Newcomer eine gewaltige, mediale Präsenz, die es zu nutzen gilt. Vermutlich glauben viele Kandidaten, dass alles von allein so weiter läuft und unterschätzen die harte Arbeit abseits des Rampenlichts. Wenn man nicht bereit ist, selbst für seine Karriere zu arbeiten, ist man auch schnell wieder weg vom Fenster.

Welche Tipps geben Sie also konkret dem «DSDS»-Sieger auf dem Weg?
Immer schön auf dem Boden bleiben und sich mit harter Arbeit anfreunden! Erfolg kommt vielleicht schnell und "einfach"! Der Knackpunkt ist dann meistens erfolgreich zu bleiben. Das erfordert sehr viel Energie und liegt allein in der Verantwortung des Gewinners bzw. der Gewinnerin.

Aber wie viel Potential hat ein Castingshow-Sieger heutzutage noch?
Das ist ganz schwer zu verallgemeinern, denn es ist sehr personenabhängig. Potential hat jeder, der sowohl Talent hat, als auch den eisernen Willen aufbringt für seine Leidenschaft zu kämpfen. Zusätzlich braucht man allerdings immer Menschen, die einen unterstützen, sowohl privat als auch solche, die beruflich Türen öffnen. Das heißt, zuletzt ist auch immer ein Quäntchen Glück notwendig.

Könnten Sie sich vorstellen, den «DSDS»-Sieger auch zu produzieren?
Nein, ich muss ganz klar sagen, dass mein Talent im Singen liegt und nicht im Produzieren. Dafür habe ich selbst tolle Kollegen, mit denen ich seit langer Zeit zusammen arbeite.

Was schaut eine Natalie Horler gerne im Fernsehen und achten Sie auf Ihre Einschaltquoten seit «DSDS»?
Auf Einschaltquoten achte ich weniger, muss ich sagen. Generell komme ich leider nur selten zum Fernsehen, weil ich viel unterwegs bin. Castingshows sind wunderbar zum Abschalten. Die sehe ich mir gerne an – vor allem natürlich «DSDS» (lacht).

Wie sehen Sie eigentlich die Nachfolge-Diskussion bei «Wetten, dass..?»?
Ich finde die ganze Diskussion etwas überbewertet. War nicht die Sendung als solche eher der Grund für gute Einschaltquoten als der Moderator? Natürlich war Gottschalk wie geschaffen für den Job, aber es findet sich mit Sicherheit bald ein würdiger Nachfolger.

Was hören Sie privat für Musik? Es heißt, ein musikalisches Vorbild sei auch Whitney Houston…
Ja, das war sie… mit ihrer Stimme bin ich aufgewachsen. Aber ich mag ganz viel, auch sehr Unterschiedliches. Momentan höre ich beispielsweise gerne lockere Chillout-Musik, vieles aus dem Dance-Bereich gefällt mir auch – logischerweise! Es kommt immer sehr auf meine Stimmung an.

Wie schätzen Sie die ESC-Chancen von „unserem Star für Baku“, Roman Lob, ein? Immerhin stammt sein Song aus der Feder von Jamie Cullum…
Ich bin ein großer Fan von Jamie Cullum und freu mich, wenn der Song ihm Erfolg bringt. Wir werden sehen!

Ansonsten wäre Cascada dank internationaler Chart-Erfolge doch optimal für den nächsten Eurovision Song Contest, oder?
Lustigerweise haben das auch viele unserer Fans vorgeschlagen... aber ob das realistisch ist, müssen andere entscheiden…

Durch «DSDS» oder Ihr Playboy-Shooting scheinen Sie in Deutschland auch einer noch breiteren Zielgruppe bekannter zu werden – inwieweit war dies ein bewusster Schritt für die bereits erfolgreiche Musikkarriere?
Natürlich ist es wichtig, solche Entscheidungen genau abzuwägen. Fest steht – unabhängig ob «DSDS» oder das Playboy-Shooting meinen Bekanntheitsgrad in Deutschland erhöhen – beides war (und ist noch) eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Bei Ihren Interviews im Fernsehen und Radio spielen Sie auch Unplugged-Versionen Ihrer Up-Tempo-Hits – wie auch beim Album „Original Me“. Warum?
Es ist reizvoll verschiedene Stile auszuprobieren und unserem Publikum auch eine andere Seite von uns zu zeigen. Natürlich wird unser Herz aber immer für Dance schlagen!

Schaut man auf die musikalischen Chart-Erfolge, scheint Cascada im Ausland fast noch erfolgreicher als in der Heimat. Schätzen die Deutschen die Musik nicht genug?
Ich empfinde das nicht so, um ehrlich zu sein. Gerade in den letzten zwei bis drei Jahren hat sich in Deutschland einiges getan. Im Übrigen ist für mich nicht in erster Linie die Chartplatzierung, sondern viel mehr die Reaktionen unserer Fans wichtig, wenn wir auf der Bühne stehen. Egal, wo auf der Welt...

Zum Abschluss sagen wir „Au Revoir“ – passend zur Single. Muss die Musik dank TV-Engagement kürzer treten?
Auf keinen Fall! Musik wird immer an erster Stelle stehen und die nächste Single steht schon bereit, um hoffentlich die Leute aus den Socken zu hauen!

Vielen Dank für das sympathische Interview, Natalie Horler.
04.03.2012 09:30 Uhr  •  Benjamin Horbelt Kurz-URL: qmde.de/55303