YouTube und die DDR

Wenn wir heute in den Medien eine kreative Masse suchen, so fällt der Blick am Ende schnell auf YouTube. Junge Kreative machen dort Inhalt. Junge Leute schauen dort die Inhalte und Firmen konkurrieren im Netzwerk um die lustigste Werbung für die Zielgruppe.

Bislang war diese Videoplattform nicht wirklich greifbar. Da gibt es verrückte Videos. Dieses eine Video war besonders lustig. Der eine Typ aus Guatemala ging mit seinem Talent um die Welt. Drei Minuten Ruhm. Für jeden Nutzer mit einer Webcam zu erreichen.
Mittlerweile passen YouTube nicht mehr jene Kinderschuhe. Das Design wurde über die Jahre professioneller, eine Monetarisierung hinzugefügt und Regeln für den Erfolg erkennbar.
Sie brauchen fünf Millionen Hits auf das Video? Lassen wir also Haustiere einen bekannten Popsong trällern. Wahlweise auch 3D animiert. Doch das ist nur eine der vielen Erfolgsformeln.
YouTube hat mittlerweile auch seine Superstars gefunden. Man nennt sie auch gern Leuchttürme. Jedes Land hat seine eigenen Top-Kanäle. Millionen von Abonnenten garantieren schon vorab hohe Zugriffszahlen auf kommende Videos und machen die Inhaber interessant für die Werbewirtschaft. Diese Fakten sind indes nicht neu. Vielmehr konnte man diese Entwicklung in den letzten Jahren genau beobachten.



Diese YouTuber haben allerdings ein neues Problem. Sie haben ihren Erfolg auf einer einzigen Plattform. YouTube. Vielmehr Google als Inhaber der Plattform. Sie sind nicht bei einem klassischen Medienkonzern tätig. Vielmehr erschaffen sie Inhalte für einen Profi bei Suchmaschinen für das Internet.
Denkt man darüber eine Weile nach, so ist es verrückt. Vergleichbar mit einem Hollywoodfilm, welcher von einem Heizofenhersteller produziert wird. Es gibt hier keinerlei Expertise. Keine Strategie. Keine Hilfe in Form einer Beratung.
Ein Konzern wie Bertelsmann kann seine Musiker in TV-Shows schicken, Kampagnen starten und mit den Bildern und Inhalten auch im Print verdienen. Man reicht die Künstler herum und versucht sie zu pushen. Google kann bestenfalls Videos auf der Startseite anzeigen. Es hat so für einen Künstler auf YouTube auch kaum einen Wert im Fernsehen gezeigt zu werden. Das bringt seinen Zahlen auf YouTube im ersten Anlauf nichts. Vielmehr bietet es der Sendung im TV einen Mehrwert. Schaut her! Das ist dieser verrückte YouTube-Star. Es wirkt sich für den Künstler auf YouTube nicht sonderlich auf seine Zugriffe aus.
Überspitzt hat es ein wenig den Charme einer kreativen DDR. Außerhalb des Landes ist man ein illustrer Gast aus dem Osten. Nur im eigenen Lande kann man mit dem Auftritt beim WDR nichts anfangen.
Natürlich ist es Aufmerksamkeit und sie schadet sicher nicht. Nur ein YouTuber ist auch oft ein Gefangener seines Systems. Nur über Adsense kann er primär Einnahmen für neue Inhalte generieren. Dafür muss er allerdings immer häufig gesuchte Begriffe zum Thema haben. Eine Parodie zu einem bekannten Popsong, der neue Teeniefilm und sonstige Top-Einträge der Suchmaschine geben die Themen der eigenen Inhalte vor. So hat man Erfolg innerhalb der Mauern. Nur über die Videos kann er Werbung zu anderen Aktivitäten erzielen.
Bislang hat sich noch keine Figur aus diesem System in beiden Welten etabliert. Manche Köpfe nutzten das Internet als Sprungbrett in die klassischen Medienhäuser. Andere Künstler nutzten das Web als Nachbrenner für die Karriere. Nur niemand hat sich bisher in beiden Systemen einen Platz schaffen können. Wahrscheinlich resultiert genau aus diesem Fakt auch die Sichtweise auf die jeweils andere Medienwelt. Die verrückten aus dem Internet gegen die alten Garden vom Fernsehen.
Man darf deswegen gespannt sein, ob sich nicht in naher Zukunft Künstler finden werden, welche den Spagat zwischen YouTube und dem WDR schaffen.

Ihr

Rob Vegas

04.03.2012 17:25 Uhr  •  Rob Vegas Kurz-URL: qmde.de/55332