Neu im Kino: Böse Königinnen und Weltraum-Nazis

Außerdem gibt es mit «Titanic 3-D» und «American Pie: Klassentreffen» ein Wiedersehen mit 90er-Kinohits.

«Spieglein Spieglein»
„Ich bin nicht mehr die Schönste im ganzen Land?“ So erzählt es zumindest der Zauberspiegel – und das lässt die böse Königin (Julia Roberts) natürlich nicht auf sich sitzen. Waisenkind Schneewittchen (Lily Collins) wird daraufhin kurzerhand in den finsteren Wald verbannt, wo sie auf sieben kleinwüchsige Ganoven trifft. Gemeinsam wird der Plan gefasst, die fiese Unterdrückerin des Königreichs zu stürzen. Schneewittchen hat dafür auch allen Grund: Sie weiß, dass ihre Eltern im Kampf um den Thron von der bösen Königin ermordet wurden. Diese will ein Ende ihrer Herrschaft unbedingt verhindern und entsendet Prinz Alcott (Armie Hammer) gegen Schneewittchen – doch er verliebt sich bald in sein vermeintliches Opfer.

Gleich zwei große Kinoverfilmungen über das Märchen Schneewittchen stehen in den nächsten Monaten ins Haus. Den Anfang macht die sehr freie Interpretation namens «Spieglein Spieglein» mit Hollywood-Schauspielerin Julia Roberts in der Rolle der bösen Königin. Ihren Part lobt Annekatrin Liebisch von „Monstersandcritics.de“: Der Film „hat gerade dann seine besten Momente, wenn die böse Königin ganz in ihrem Element ist. Denn Julia Roberts genießt es in vollen Zügen, einmal nicht die große Sympathieträgerin sein zu müssen.“ Schneewittchen-Darstellerin Lily Collins bleibe dagegen „in ihrer ersten großen Rolle noch blasser, als die Gebrüder Grimm es vor 200 Jahren mit ihrer Beschreibung von Schneewittchen vorgaben.“ Jan Hamm von „Filmstarts.de“ beschreibt «Spieglein Spieglein» als „herrlich absurdes Liebeschaos, in dessen Verlauf reihenweise Hollywood-Klischees zerlegt werden.“ Regisseur Tarsem Singh («The Fall») stimme „bissige Untertöne“ an und bringe „den kritischen Subtext verspielt in hemmungslosem Klamauk“ unter. Abhanden komme insgesamt aber „ein wenig die Geradlinigkeit.” Bei US-Kritikern wurde der Film wegen dieser Eigenschaft mäßig bis schlecht aufgenommen. So schreibt Peter Travers vom „Rolling Stone“: „Das Skript von Marc Klein und Jason Keller ist ein Muster für Inkohärenz beim Storytelling, und viele gute Schauspieler gehen in diesem wirbelnden Bach unter.“ Lisa Schwartzbaum von Entertainment Weekly moniert, dass die „verzauberten Qualitäten des Märchens eingehüllt werden vom Gewicht der visuellen Selbstherrlichkeit.“ Tarsem Singhs „seltsamerweise unemotionale, obsessive Zuwendung zum oberflächlichen Aussehen der Dinge […] führen zu einem stumpfen und zu keinem bezaubernden Film.“

OT: «Mirror Mirror» von Tarsem Singh. Mit Julia Roberts, Lily Collins, Armie Hammer, Nathan Lane und Sean Bean.

«Iron Sky – Wir kommen in Frieden»
In den letzten Momenten des 2. Weltkriegs schaffen es einige Nazis, mithilfe eines geheimen Weltraum-Programms auf den Mond zu fliehen. Dort bauen sie in den kommenden Jahrzehnten eine riesige Festung mit einer Armee von Soldaten auf, die bald bereit für den Angriff auf die Erde ist. Doch zuvor landet der amerikanische Astronaut James Washington (Christopher Kirby) auf dem Mond, um PR für die US-Präsidentin zu machen. Die Nazis glauben aber, dass Washington schon der Vorbote einer Invsaion sei und sie nun selbst schnell handeln müssen. Daher schickt Mondführer Kortzfleisch (Udo Kier) seine Offiziere Klaus Adler (Götz Otto) und Renate Richter (Julia Dietze) zur Erde, um geheime Vorkehrungen für den eigenen Angriff zu treffen.

«Iron Sky» ist eine dunkle Science-Fiction-Komödie von Regisseur Timo Vuorensola («Star Wreck»), an deren Herstellung auch die deutsche Produktionsfirma 27 Films beteiligt war und zudem mittels Crowdfunding mitfinanziert wurde. Die Kinokritiker sind äußerst geteilter Meinung über den Film. So schreibt Björn Becher von „Filmstarts.de“, dass die Grundidee zwar großartig sei, aber „beim Anschauen von «Iron Sky» wird schnell klar, dass diese Idee, so wie sie hier umgesetzt wird, kein ausreichendes Fundament für einen ganzen Kinofilm ist.“ Weite Teile des Films seien „stinklangweilig“, da „zwischen den einzelnen Gags immer wieder längere Leerlaufphasen liegen und nur ein Teil von ihnen überhaupt funktioniert“. Leslie Felperin von „Variety.com“ merkt an, dass „zumindest die Effekte gut sind. Das gilt besonders für die Weltraumszenen in der Eröffnungssequenz“. Doch auch hier überwiegt ein negatives Fazit: „«Iron Sky» ist weder gut genug für einen echten Breakout Hit noch schlecht genug, um Kultstatus zu erlangen; es ist einfach irgendwie langweilig, und damit die schlimmste aller möglichen Kinowelten.“ Wolfgang Höbel beschreibt «Iron Sky» im „Spiegel“ allerdings als „ganz großes Trash-Vergnügen“, das „nur so strotzt von intelligenten, absurden, saublöden Einfällen“ und zum Lachen bringe. Susanne Ostwald von der „NZZ“ bringt es daher auf den Punkt, wenn sie schreibt: „Die genialische, grelle Satire «Iron Sky» von Timo Vuorensola ist zugegebenermaßen Geschmackssache.“ Der Film sei „ein würdiger Nachfolger auf Stanley Kubricks Satiren, trotz dem Klamauk, dem Vuorensola stellenweise frönt.“ Die Kritikerin schließt mit dem Fazit: „Nur selten wird man im Kino so überrascht wie von diesem anarchistischen Meisterwerk.“

OT: «Iron Sky» von Timo Vuorensola. Mit Julia Dietze, Götz Otto, Udo Kier, Christopher Kirby und Tilo Prückner.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Alles zum neuen «American Pie»-Film.

Außerdem gibt es mit «Titanic 3-D» und «American Pie: Klassentreffen» ein Wiedersehen mit 90er-Kinohits.

«American Pie: Das Klassentreffen»
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die vier Freunde Jim, Oz, Kevin und Finch ihren Highschool-Abschluss feierten. Nun wollen sie und ihre ehemaligen Mitschüler ein gemeinsames Wiedersehen in einem Jahrgangstreffen feiern. Während Jim (Jason Biggs) und Michelle (Alyson Hannigan) geheiratet und ein Kind bekommen haben, fehlte das private Glück bei den anderen Paaren: Sowohl Vicky (Tara Reid) und Kevin (Thomas Ian Nicholas) als auch Oz (Chris Klein) und Heather (Mena Suvari) haben sich auseinandergelebt. Stifler (Seann William Scott) und Finch (Eddie Kaye Thomas) haben sich jedoch wenig verändert – letzterer fährt immer noch auf Stiflers Mom (Jennifer Coolidge) ab. An einem gemeinsamen Party-Wochenende lassen die (oft noch nicht ganz so) Erwachsenen von heute ihre wilde Highschool-Zeit Revue passieren.

1999 reanimierte die Komödie «American Pie» nicht nur den Teenager-Film und wurde schnell Kult, sondern setzte auch allgemein neue Akzente im Comedy-Genre, die in den folgenden Jahren von vielen Kinofilmen aufgegriffen wurden. Für den Reunion-Streifen «American Pie: Das Klassentreffen» wurden alle wichtigen Schauspieler des damaligen Erfolgs erneut verpflichtet – und dies sei laut Ron Hogan von „denofgeek.com“ auch das „hauptsächliche Alleinstellungsmerkmal“ in diesem „offenkundigen Nostalgietrip.“ Es gebe aber „keinen wirklichen Punkt“ im Film: „In «American Pie» gab es den Konflikt der Jungs, ihre Jungfräulichkeit verlieren zu wollen. «Klassentreffen» erscheint ein wenig ziellos.“ Letztlich „landet man ein paar gute Lacher, aber die Fröhlichkeit schwindet gegen Ende, wenn der emotionale Schmalz Überhand gewinnt.“ Gabrielle Bondi von „theyoungfolks.com“ beschreibt den Plot „als exakt das, was man von einem «American Pie»-Film erwarten würde, und der Großteil davon ist sehr komisch (und vieles auch plump).“ Dieser Film sei zwar nicht der beste im «American Pie»-Universum, aber „es ist der beste seit dem Original.“

OT: «American Reunion» von John Hurwitz und Hayden Schlossberg. Mit Alyson Hannigan, Jason Biggs, Mena Suvari, Shannon Elizabeth, Seann William Scott und Tara Reid.

«Titanic 3-D»
1912: Für die junge Rose DeWitt Bukater (Kate Winslet) erfüllt sich ein Traum, als sie erfährt, dass sie einer der Passagiere erster Klasse auf der Jungfernfahrt der Titanic sein darf. Für ihre Familie soll die Fahrt eine Heirat mit dem reichen Cal Hockley (Billy Zane) endgültig besiegeln und Rose finanziell absichern. Die wahre Liebe findet sie aber ausgerechnet auf der Titanic in Jack Dawson (Leonardo DiCaprio), einem armen Zeichner, der seine Bordkarte beim Glücksspiel gewonnen hat. Aber kann sich Rose für Jack einfach über alle Standesunterschiede hinwegsetzen und ihr bisheriges Leben aufgeben? Schon bald entscheidet diese Frage über Leben und Tod: Denn das Schiff läuft auf einen Eisberg auf und sinkt – aber es gibt nicht genug Rettungsboote.

100 Jahre nach dem Titanic-Unglück bringt Star-Regisseur James Cameron seinen Filmhit von 1997 noch einmal in 3-D auf die Kinoleinwand. Der zeitweise erfolgreichste Film aller Zeiten könnte auch diesmal für volle Kinokassen sorgen – zumal Kritiker die 3-D-Konvertierung größtenteils als gelungen bezeichnen. Schon im Januar berichtete Carsten Volkery für den „Spiegel“ von den Produktionsarbeiten. 3-D intensiviere das Kinoerlebnis noch einmal: „Die stampfenden Motoren im Maschinenraum erscheinen noch riesiger, die Party auf dem Unterdeck noch wilder, und das Atlantikwasser, das durch die Kabinengänge rauscht, noch kälter.“ Technisch reiche die Neuauflage von Titanic aber nicht an «Avatar» heran. Simon Reynolds von „Digital Spy“ schreibt: „Es ist eine solide Nachkonvertierung, wie man sie von einem 3-D-Jünger wie Cameron erwarten würde. Aber am auffälligsten bei dem Ganzen ist, wie gut sich der Film nach all dieser Zeit gehalten hat.“ Und auch Scott Mantz von „Access Hollywood“ hält die Konvertierung für gelungen, denn „«Titanic» sieht in 3-D großartig aus – fast, als ob er von Anfang an für 3-D bestimmt wäre. Die zusätzliche Dimension führt den Film auf visuellem Level eine Stufe höher, besonders während der Unterwassersequenzen in der Gegenwart und natürlich, nachdem das verlorene Schiff den Eisberg gerammt hat“. Auf emotionalem Level werde «Titanic» durch 3-D aber nicht besser. Und so fasst Kritiker Roger Moore vom „Bellingham Herald“ in seiner Überschrift passend zusammen: „Dieselbe «Titanic», nur der Eisberg ist jetzt in 3-D“.

OT: «Titanic 3-D» von James Cameron. Mit Kate Winslet, Leonardo DiCaprio, Kathy Bates, Billy Zane und Bill Paxton.
04.04.2012 12:00 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/55937