Gleich zwei neue Filme mit Hollywoodstar Liam Neeson finden in dieser Woche den Weg in die deutschen Kinos. Zudem kommen Fans des Horrorgenres gleich doppelt auf ihre Kosten. Und auch Christian Ulmen ist in einer neuen Rolle zu sehen.
«The Grey - Unter Wölfen»
Irgendwo im eisigen Alaska befindet sich eine Ölbohrstation, in der allerlei gefährliche Menschen arbeiten: Ehemalige Sträflinge, aus Gefängnissen ausgebrochene Mörder – und der Biologe John Ottway (Liam Neeson). Letzterer ist in diese Einöde geflohen, nachdem er seine Frau (Anne Openshaw) verloren hat. Der schweigsame und zutiefst depressive Mann ist von der Ölfirma damit beauftragt worden, die skurrilen Mitarbeiter vor Gefahren zu schützen. Und diese Gefahren nehmen schon bald Gestalt an: Als er mit Kollegen ein Flugzeug besteigt, das sie alle zurück nach Kanada bringen soll, bringt ein heftiger Schneesturm die Maschine zum Absturz. Zwar überleben neben Ottway noch sieben weitere Männer das Unglück, jedoch sind sie genau in einem großen Jagdgebiet wildernder Wölfe gelandet. Ohne realistische Chance darauf, in der Tundra von Suchtrupps gefunden zu werden, avanciert Ottway zum Anführer der Gruppe und begibt sich mit ihnen in Richtung Süden. Doch die Wölfe haben längst einen wütenden Blick auf die Eindringlinge ihres Territoriums geworfen...
Für das rund 25 Millionen teure Werk von «Smokin' Aces»-Regisseur Joe Carnahan finden die Kritiker überwiegend lobende Worte. So lobt die Redaktion von "moviejones.de" die Macher für ihr "großartiges Händchen bei der Darstellerwahl". Nicht nur Hauptdarsteller Neeson verkörpere seine Rolle als "einsamer Grauer in der Gruppe" mit aller Überzeugung, sondern auch der restliche Cast. Auch der "wirklich stimmige, emotionale Soundtrack" sowie die ausführliche Charakterzeichnung seien ein Gewinn, einzig die "teilweise doch sehr künstliche, übersteigert riesige und aggressive" Darstellung der Wölfe könne man dem Streifen vorwerfen. Auch international überwiegen positive Stimmen: Colin Covert vom "Minneapolis Star Tribune" bezeichnet «The Grey» als den "besten Studiofilm seit langer Zeit", wenngleich er "melodramatische und manchmal auch unglaubwürdige Unterhaltung" darstelle. Nur durchschnittlich kommt der Film jedoch bei Liam Lacey von "Globe and Mail" an, der dem Film zwar eine "spannende und grüblerische Atmosphäre in seiner ersten Hälfte" zuschreibt, jedoch die zahlreichen "Klischees von Charakteren und Dialogen" kritisiert.
OT: «The Grey» von Joe Carnahan; mit Liam Neeson, Frank Grillo, Dallas Roberts, Dermot Mulroney, Joe Anderson, James Badge Dale, Ben Bray und Nonso Anozie
«Battleship»
Im pazifischen Ozean führt ein internationaler Flottenverband eine Übung durch. Der junge Marine-Offizier Alex Hopper (Taylor Kitsch) hat sehr respektable Prüfungsergebnisse erzielt und steht vor einer großen Karriere – bis sein Vorgesetzter Admiral Shane (Liam Neeson) erfährt, dass sich Hopper in seine Tochter Sam (Brooklyn Decker) verliebt hat. Doch als der Admiral einen metallenen Gegenstand erblickt, der aus dem Wasser ragt, geht es mit einem Mal um weit mehr als die Liebschaft seiner Tochter. Denn plötzlich erwacht der Gegenstand auf mysteriöse Weise zum Leben und stellt sich als Raumschiff heraus, in dem sich ganz und gar nicht friedliche Außerirdische befinden. Hopper und Shane stellen sich den ungebetenen Gästen aus einer fremden Welt in die Quere und duellieren sich auf offener See. Doch die sich "Regents" nennenden Wesen wollen eine gigantische Energiequelle errichten – und sind nicht gewillt, die Menschheit zuvor um Erlaubnis zu bitten...
Einen Tag vor offiziellem Kinostart wurden noch keine Filmkritiken zu dieser kostspieligen Action-Produktion veröffentlicht.
OT: «Battleship» von Peter Berg; mit Taylor Kitsch, Liam Neeson, Rihanna, Alexander Skarsgard, Tadanobu Asano, Brooklyn Decker und Josh Pence
«Martha Marcy May Marlene»
Eine Frau, drei Namen: Die als Martha (Elizabeth Olsen) geborene Frau hat lange Zeit in einer gefährlichen Sekte gelebt, deren charismatischer Anführer Patrick (John Hawkes) ihr den Namen Marcy May gegeben hat. Als ihr eines Tages die Flucht vor ihren zweifelhaften Gruppenmitgliedern gelingt, findet sie Unterschlupf bei ihrer Schwester Lucy (Sarah Paulson), die zunächst sehr glücklich über die unverhoffte Rückkehr ihrer lange verschollenen Schwester ist. Doch die schwer traumatisierte Martha macht Lucy und vor allem ihrem Ehemann Ted (Hugh Dancy) schnell große Probleme und stellt ihre bürgerlichen Lebensideale sehr deutlich in Frage. Darüber hinaus wird sie ständig von schrecklichen Alpträumen geplagt und verliert sich zunehmend in ihren schrecklichen Erinnerungen. Als sie ein schwarzes Auto nahe des Anwesens ihrer Schwester sieht, gerät Martha endgültig in Panik – nun wird auch ihr dritter Vorname, Marlene, offenbart...
Das Regiedebüt von Sean Durkin kann fast alle Kritiker in große Ekstase versetzen, ihre Bewertungen sind überwiegend großartig. Jan Hamm vom Online-Portal "filmstarts.de" bezeichnet Durkin als "Meister des subtilen und dabei maximal effektiven Spannungsaufbaus" und vergleicht ihn sogar mit dem "Surrealismus-Paten" David Lynch (unter anderem bekannt durch «Lost Highway» und «Mulholland Drive»), da auch hier "ein gestaltloser Horror in eine nur noch vordergründig sichere bürgerliche Alltagswelt" einfalle. Hauptdarstellerin Elizabeth Olsen ist seiner Ansicht nach ein "echtes Naturtalent", das "mit leisen Tönen und kleinen Gesten die Zerbrechlichkeit, ebenso aber die stille Stärke ihrer Figur erschütternd intensiv zum Ausdruck bringt". Ähnlich begeistert vom Schauspiel Olsens zeigt sich auch Steven Rea vom "Philadelphia Inquirer", denn sie "nimmt Marthas zerstörte Welt komplett ein", sodass sogar der Zuschauer am Ende des Films "ebenfalls in ihrem Kopf ist, unsicher, was real ist und was nicht". Bill Goodyakoontz von "Arizona Republic" formuliert seine Meinung knapp: "Hawkes ist, wie gehabt, hervorragend. Doch Olsen ist ein Wunder."
OT: «Martha Marcy May Marlene» von Sean Durkin; mit Elizabeth Olsen, John Hawkes, Brady Corbet, Sarah Paulson, Hugh Dancy, Maria Dizzia und Christopher Abbott
Auf der nächsten Seite finden Sie die weiteren Kino-Neustarts der Woche.
«Juan of the Dead»
Ehrliche Arbeit ist für die Hauptfiguren dieser Zombiekomödie ein absolutes Fremdwort: Schon seit 40 Jahren schleppt sich Juan (Alexis Diaz de Villegas) durchs Leben, wirklich gearbeitet hat der Gelegenheitsdieb und Müßiggänger ebenso wenig wie sein bester Kumpel Lazaro (Jorge Molina). Eines wieder einmal vom Faulenzen geprägten Tages setzen sie sich in ein Floß und lassen sich über das Meer treiben, als sie plötzlich aus dem Wasser ein entstellter Mann angreift. Im Affekt tut Lazaro – wie sich später herausstellen soll – das einzig Richtige und erlegt den Fremden mit einem Harpunenpfeil genau durch den Kopf. Zunächst denken sich die beiden nichts weiter bei ihrer Aktion, doch schon bald häufen sich die Fälle seltsamer Menschen, die scheinbar im Zustand geistiger Verwirrung Menschen auffressen. Die Beiden haben endgültig genug davon und errichten gemeinsam mit weiteren Freunden auf dem Dach eines Wohnhauses ihr Hauptquartier, von wo aus sie einen Untoten nach dem anderen abschießen...
Auch wenn die Idee zu diesem Streifen alles andere als neu ist und die Parallelen zu «Shaun of the Dead» unübersehbar sind, finden einige Kritiker durchaus positive Worte für die französisch-spanische Co-Produktion. Sebastian Stumbek von "moviereporter.de" findet besonders lobende Worte für den "haufenweise vorhandenen Humor", denn "beinahe jeder Joke zündet und bringt den Zuschauer im Minutentakt zum Lachen". Verwunderlich sei "bei all der politischen Kritik", die mit der Selbstironie einhergehe, dass "der Dreh überhaupt genehmigt wurde". Zudem profitiere der gerade einmal drei Millionen US-Dollar teure Film "durch die sympathischen Hauptcharaktere, die allesamt so schräg und einzigartig daherkommen, dass man sie schnell in sein Herz schließt". Auch die Redaktion von "cinema.de" findet sehr lobende Worte, insbesondere die ebenso "liebenswerten wie lebensnahen Figuren" imponieren ihr sehr. "Endgültig zum Geheimtipp im Subgenre der Zombie-Komödie" mache «Juan of the Dead» jedoch der "mehrschichtige politische Subtext". Für Daniel Licha von "moviemaze.de" hingegen "vermag der Humor trotz einiger guter Ansätze nicht wirklich zu zünden". Seines Erachtens "verkommt der Film in nicht gerade wenigen Szenen zu einer reinen Kalauerparade".
OT: «Juan de los Muertos» von Alejandro Brugues; mit Alexis Diaz de Villegas, Jorge Molina, Andros Perugorria, Andrea Duro, Jazz Vila, Elsa Camp und Eliecer Ramirez
«Einer wie Bruno»
Bruno (Christian Ulmen) ist als alleinerziehender Vater für die 13-jährige Radost (Lola Dockhorn) verantwortlich, verfügt jedoch aufgrund einer Oligophrenie selbst über das geistige Niveau eines Kindes. Für seine Tochter ist dies keine einfache Situation, immerhin muss sich das in der Pubertät steckende Mädchen nach der Schule um den Haushalt und ihren Vater kümmern. Bislang war das kein Problem für sie und sie war dennoch stets stolz auf ihren Vater, doch allmählich wird Radost bewusst, wie sehr sie ihm geistig überlegen ist. Zwar gelingt es ihr vorerst, das Jugendamt abzuwimmeln, weil sie mit allen Mitteln die Trennung von ihrem Vater verhindern möchte. Doch als sich der Teenager in seinen neuen Mitschüler Benny (Lucas Reiber) verliebt und seine erste Beziehung beginnen möchte, wird das kindliche Verhalten Brunos zu einer immer stärkeren Belastung. Die eigenartige Beziehung scheint allmählich auseinander zu brechen, doch über einige Umwege finden die beiden letztendlich doch wieder zueinander...
Der aufgrund seiner Handlung leicht an den Klassiker «Forrest Gump» erinnernde Film mit Christian Ulmen wird seitens der Kritiker eher verhalten bewertet. Christian Horn von "filmstarts.de" bezeichnet ihn aufgrund "sprachlicher und mimischer Übertreibungen" als "fast so etwas wie eine Parodie" des Films mit Tom Hanks. "Zumindest in Brunos Fall" könne demnach also "von gelungener Charakterzeichnung [...] keine Rede sein". Einen besseren Eindruck mache hingegen Lola Dockhorn, die "eine durchaus sympathische Leistung" abliefere" und "das emotionale Zentrum des Films" sei. Zu einem etwas positiveren Eindruck gelangt Heiko Martens von "schnitt.de", der Regisseurin Anja Jacobs zugutehält, dass sie den "am Horizont drohenden Schmachtfetzen ebenso vermeidet wie das Ulknudelpanorama, das man zweifellos auch hätte bedienen können". Somit könne der Zuschauer in angemessenem Rahmen "trotz des schweren Themas lachen und weinen". Bei "moviejones.de" ist man hingegen der Meinung, der Film finde "oft nicht die richtigen Worte" und bleibe "auf einem niedrigen Fernsehniveau hängen". Zudem fehle "die notwendige Tiefe, um Bruno und Radost wirklich ins Zuschauerherz zu katapultieren". Insgesamt sei das Werk somit nur mittelmäßig.
OT: «Einer wie Bruno» von Anja Jacobs; mit Christian Ulmen, Lola Dockhorn, Lisa Vicari, Lucas Reiber, Peter Kurth, Fritz Roth und Theresa Harder