Die Kritiker: «Spartacus: Blood and Sand»

Story:
Spartacus ist ein römischer Krieger um etwa 73 v. Chr. Als der Krieg gegen die Daker ausgerufen wird, verlässt er seine Frau Sura und sein Zuhause, um als thrakischer Heeresführer in der Schlacht für Rom zu kämpfen. Als der römische Befehlshaber Claudius Glaber mitten im Krieg sein Wort bricht und nicht mehr im Sinne des römischen Volkes, sondern nur mit Bedacht auf eigenen Ruhm handelt und entscheidet, stellt sich Spartacus gegen sein eigenes Heer und wird als Verräter Gefangen genommen. Ebenso wie seine Frau Sura, die als Sklavin verkauft wird. Wie auch vielen anderen Leidensgenossen Spartacus‘, blüht ihm die Todesstrafe, in Form eines Gladiatorenkampfes, den zu überleben nahezu unmöglich erscheint.

Nach langer Zeit in Gefangenschaft, körperlich wie seelisch am Ende, betritt Spartacus schließlich die Arena von Capua. Doch im Gegensatz zu seinen vielen Vorgängern besteht er den Kampf gegen alle vier der massigen Schwertkämpfer und verdient sich somit das Leben. Batiatus, dem Besitzer der Arena, fällt das große Talent des ehemals Verbündeten ins Auge und er beschließt, ihn zum Gladiator auszubilden. Der eher unscheinbare Spartacus mausert sich schnell zu einem beachtlichen Talent im Schwertkampf. Während er zum Liebling der capuanischen Bevölkerung wird, hat er jedoch nur ein Ziel: seine Frau Sura wiederfinden und sie aus den Händen der Sklaventreiber zu befreien.

«Spartacus: Blood and Sand» erzählt frei nach der geschichtlichen Vorlage das frühe Leben um den thrakischen Gladiator Spartacus nach, der in den Jahren 73 bis 71 vor Christus einen der größten Sklavenaufstände in der Historie des römischen Reiches führte.

Darsteller:
Andy Whitfield («Gabriel – Die Rache ist mein») ist Spartacus
Craig Parker («Der Herr der Ringe – Die Gefährten») ist Gaius Claudius Glaber
John Hannah («Die Mumie») ist Quintus Lentulus Batiatus
Erin Cummings («Mad Men») ist Sura

Kritik
In einer Geschichte um Hass, Gewalt, Korruption und Sex zeigt die neue Starz-Actionserie, die Anfang 2010 bereits erfolgreich in den USA startete, ein freizügiges, brutales und dramatisches Rom in hypnotischen, comichaften Bildern. Die Stärke von «Spartacus: Blood and Sand» liegt ohne Zweifel in der optischen Aufmachung. Dank beeindruckender Animation wird mit dem menschlichen Körper hier so ziemlich alles angestellt, was man sich an Brutalität nur vorstellen kann: Von dem Abtrennen einzelner Gliedmaßen über das reißerische Zerstören ganzer Köpfe bleibt der Zuschauer nicht vom Betrachten sämtlicher kreativer Tötungsmethoden verschont. Durch den gezielten Einsatz von minutiös angewandten Zeitlupen und Schnitten, der größtmöglichen Farbreduktion und beachtlichen Nah- und Detailaufnahmen erschuf das Produktionsteam, zu dem unter anderem auch der für die «Tanz der Teufel»-Horrorreihe bekannte Sam Raimi gehört, eine neue, moderne Form des Sandalenfilms. Das Setting ist passend hierzu gleichzeitig imposant, wie auch oftmals an B-Movie-Produktionen erinnernd. Die minimalistischen Landschaften, die sich auf die notwendigsten optischen Reize beschränken, wechseln sich ab mit prunkvollen Gemächern, die an Detailvielfalt kaum zu übertreffen sind.

Doch nicht nur im Hinblick auf die Aufmachung macht «Spartacus: Blood and Sand» einen äußerst ambivalenten Eindruck und spielt immer wieder mit den sich optisch abwechselnden Gegensätzen. Auch die Handlung und Szenenabfolge folgt einem strikten, nämlich äußerst sprunghaften Ablaufschema. Auf blutige Kämpfe folgen an Softpornographie erinnernde, allerdings ästhetische Szenen in den Schlafgemächern der Protagonisten. Die so geschaffenen Fallhöhen sorgen für abrupte Stimmungswechsel, sowie ungewohnte Handlungsverläufe. Dialoge gibt es kaum und die Serie macht keinen Hehl daraus, augenscheinlich vor allem auf ihre Bildgewalt zu vertrauen.

Allerdings sorgt vor allem diese Tatsache für einen großen Punktabzug: Die Charakterisierung der Figuren und die zwischenmenschliche Entwicklung selbiger untereinander bleibt mehr oder minder unberührt und spielt sich eher nebenbei ab. Sich mit einer oder mehreren handelnden Figuren zu sympathisieren, ist zumindest in der ersten Folge von «Spartacus: Blood and Sand» äußerst schwierig und in den meisten Fällen schlicht unmöglich, da man sich bei der Charakterisierung der Figuren darauf beschränkt hat, selbige hauptsächlich als brutalisierte und triebgesteuerte Wesen darzustellen. Lediglich der Protagonist Spartacus selbst lässt in einigen, wenigen Szenen Ansätze eines weitestgehend guten Charakters erkennen, eine wirkliche Charakterrolle allerdings wird ihm deshalb noch lange nicht zu Teil. Ebensolches gilt vor allem für die Frauenrollen, die insbesondere durch eine reizende Optik – zumeist hüllenlos – bestechen, allerdings weniger durch tiefgründige Interaktion mit anderen Figuren.

Fazit: Die erste Folge der neuen US-Serie «Spartacus: Blood and Sand» überzeugt vor allem durch ihre beeindruckenden Bilder, die zu keinem Zeitpunkt Natürlichkeit ausstrahlen und in ihrer konsequenten Stilmittelverfolgung, vor allem durch die Nutzung der Colorkey-Technik, an Kultklassiker wie «Sin City» erinnern. Äußerst blutige Bilder sowie sexuell freizügige Nackt- und Beischlafszenen könnten zartbesaitete Gemüter abschrecken, vor allem aber Liebhabern von etwas obskurerem Serienprogramm gefallen. Gerade hiervon dürften jedoch geschichtsinteressierte Zuschauer enttäuscht sein, da die historische Vorlage der Handlung lediglich grob berücksichtigt wurde und die geschichtliche Genauigkeit zum Großteil spektakulärer Effekthascherei weichen musste.

Selbiges gilt für Interessierte, die sich vor allem an einer anspruchsvollen Handlung erfreuen und Gefallen an stark ausgeprägten Charakteren finden. Hauptsächlich ist «Spartacus: Blood and Sand» nämlich ein blutiger Augenschmaus für Actionfans, einhergehend auftrumpfend mit erotischen, die Gewalt ausgleichenden Bildern. Die Serie birgt sicherlich keinen Meilenstein der TV-Geschichte in sich, bietet aber einen unterhaltsamen – wenn auch fiktiven – Einblick in die römische Geschichte. Es bleibt zu hoffen, dass gerade dieser Vorzug der Serie erhalten bleibt, wenn der Sender ProSieben, lediglich auf die geschnittene, ab 16 Jahren freigegebene Fassung zurückgreift.

ProSieben zeigt die Serie ab Freitag, 20. April um 22:05 Uhr.
19.04.2012 15:50 Uhr  •  Antje Wessels Kurz-URL: qmde.de/56194