Krimi mal anders: «East West 101» startet

Ab Donnerstag zeigt arte die vielfach ausgezeichnete Serie, die zu Teilen sehr gesellschaftskritisch ist.

„Entweder bist du Araber oder Terrorist!“ (Ray Crowley)

arte wird für Serienfans immer interessanter. Viele Jahre lang waren dort so gut wie keine (US-)Serien zu sehen, doch offenbar hat man inzwischen erkannt, dass in den Serien von heute großes Potential steckt. Dass es immer mehr Stoffe gibt, die sich vom Mainstream absaugen und so mit guten Darstellern und Drehbüchern, sprich mit Qualität, überzeugen können. Schon seit einigen Jahren nimmt arte also immer mehr Serien ins Programm auf, unter anderem sind dort «Breaking Bad» und «Whitechapel» zu Hause – beides sind übrigens Formate, die bei den Kritikern gut ankommen. Am Donnerstag kommt mit «East West 101» eine neue Serienperle ins arte-Programm.

Dabei handelt es sich um eine Krimiserie. Der Markt ist anscheinend noch nicht übersättigt, doch mit «East West 101» kommt nun endlich eine Krimiserie, die nicht nach Schema F verläuft. Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern dieser Gattung gibt es zwar auch hier ein ungleiches Ermittlerpaar – allerdings ist die Ausgangssituation hier eine ganz andere. Don Hany spielt darin einen muslimischen Kommissar. Seine Figur Zane Malik sieht sich daher ständig mit Vorurteilen konfrontiert. Probleme sind damit quasi schon vorprogrammiert.

Doch nicht nur bei der Arbeit macht ihm das zu schaffen, auch innerhalb des Teams entwickeln sich Konflikte, die serienübergreifend sind. Zanes Partner, Ray Crowley (William McInnes), traut ihm nämlich nicht so recht über den Weg. Damit haben viele Menschen seit dem 11. September 2001 zu kämpfen. Die Terroranschläge haben dazu geführt, dass fast jeder Muslim als "verdächtig" gilt – eben auch dann, wenn er selbst als Gesetzeshüter arbeitet.

Und da beginnt die Serie schon spannend zu werden. Die Charakterarbeit wird hier ganz groß geschrieben, sodass die eigentlichen Verbrechen fast schon zur Nebensache werden. Denn so ganz verschwinden werden die typischen Vorurteile gegen Zane nicht. Aber nicht nur Crowley ist misstrauisch. Auch Zane beginnt, an seinem Partner zu zweifeln: Schließlich ist er in den Ermittlungen zum Raubüberfall an Zanes Vater involivert gewesen. Der Täter ist seither nicht gefasst worden. Dieser rote Faden zieht sich durch die komplette erste Staffel, ehe die zweite (2009) und dritte Staffel (2011) ganz andere Fälle und zudem neue Partner in den Vordergrund rücken.

In ihrem Produktionsland, Australien, sammelte die Serie schon einige Preise ein, darunter den Australian Film Institute Award in der Kategorie "Beste Dramserie". In den USA fand die Serie bislang weniger Beachtung. Hierzulande wird sie nun also erstmals auf arte ausgestrahlt. In Down Under waren die Zuschauerzahlen nicht so berauschend, wenngleich man hier nicht den Fehler machen darf, diese mit unseren (und erst recht nicht mit den amerikanischen) Quoten gleichzusetzen. Das geht schon alleine deswegen nicht, weil die demographischen Verhältnisse dort ganz anders sind als in der BRD. Jedenfalls wurde die erste Staffel von rund 300.000 Leuten verfolgt. Das klingt zunächst nach nicht viel, wäre für arte aber schon ein Erfolg. Zum Vergleich: Die australische Serie «Sea Patrol», die hierzulande auf Das Vierte läuft, erreichte in Down Under zu seinen besten Zeiten mehr als 1,5 Millionen Zuschauer.

Das oben stehende Zitat ist sinnbildlich für die Serie. Die beiden Hauptfiguren bekriegen sich – und zeigen damit wunderbar auf, wie düster das Verhältnis zwischen der östlichen und westlichen Welt ist. Dies sagt im Grunde genommen auch schon der Titel, «East West 101», aus.

Alles in allem ist «East West 101» also eine Serie, auf die sich wohl nicht nur typische arte-Zuschauer einlassen können. Sie läuft ab sofort immer donnerstags ab 20.15 Uhr.
19.04.2012 10:15 Uhr  •  Daniel Sallhoff Kurz-URL: qmde.de/56222