Die Kritiker: «Milchgeld. Ein Kluftingerkrimi»

Inhalt
Ein Gewaltverbrechen erschüttert Kommissar Kluftingers idyllischen Heimatort Altusried. Der Ermordete arbeitete als Betriebsleiter einer nahe gelegenen Molkerei und war verhasst, weil er knallhart den Milchpreis drückte. Davon betroffen sind die um ihre Existenz bangenden Bauern, mit denen der Kommissar gemeinsam im Blasorchester spielt. Kluftinger muss ihnen unangenehme Fragen stellen, was die Atmosphäre prompt vergiftet. Auch seine Frau Erika ist verschnupft, weil ihr Gatte wegen dieses Mordfalls den gemeinsamen Spanienurlaub absagt. Und zu allem Überfluss stellt sein übereifriger Vater, ein pensionierter Dorfpolizist, eigene Ermittlungen an.

Während der Kommissar bei der Verfolgung eines Verdächtigen in ein ausgehobenes Grab fällt, führen Kluftinger Seniors Ermittlungen zur Verhaftung der illegal beschäftigten Putzfrau des Mordopfers. Diese hat mit der Bluttat nichts zu tun, bringt den Kommissar aber auf die Spur rätselhafter Lkw-Lieferungen aus Osteuropa. Ist etwa die Russenmafia im Spiel und das Allgäu ein Umschlagplatz für den internationalen Drogenhandel?

Dank seiner unnachahmlichen Zähigkeit findet der grantige Allgäu-Kommissar heraus, dass es tatsächlich um weißes Pulver, nicht aber um Rauschgift geht. Als dann noch Kluftingers Vater spurlos verschwindet, überschlagen sich die Ereignisse.

Darsteller
Herbert Knaup («Schandmal - Der Tote im Berg») ist Kluftinger
Johannes Allmayer («Das Kindermädchen») ist Richard Maier
Jockel Tschiersch («München 7») ist Roland Hefele
Hubert Mulzer («Die Rosenheim-Cops») ist Lodenbacher
Katharina Spiering («Die Pfefferkörner») ist Sandy Henske
Sarah-Lavinia Schmidbauer («Ganz der Papa») ist Sabine Gruber
Margret Gilgenreiner ist Erika Kluftinger
Klaus Zmorek («Holger sacht nix») ist Karl Schönmanger
Karl Knaup («2011 Die fremde Familie») ist Paul Ayerle
Tilo Prückner («Kommissarin Lucas») ist Kluftinger sen.
August Zirner («Klimawechsel») ist Dr. Martin Langhammer
u.a.

Kritik
Mit dem Heimat-Roman «Milchgeld. Ein Kluftingerkrimi» erstürmten die Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr im Jahr 2003 im Eilschritt die nationale Krimibühne. Fünf weitere Romane der Reihe sind bis dato schon erschienen. Eine fast schon einzigartige Erfolgsgeschichte. Handelt es sich doch bei den Kluftinger-Romanen ausschließlich um eine im Allgäu angesiedelten Heimatkrimi. Und bei so einer Erfolgsgeschichte in geschriebener Form, kann eine filmische Aufbereitung eigentlich nur eine Frage der Zeit sein. Gesagt, getan. 2009 war es so weit und der BR strahlte in seiner neuen Krimi-Reihe mit regionsspezifischer Ausrichtung die Romanadaption «Erntedank. Ein Allgäukrimi» aus. Erfolg und Resonanz stimmten und so schickte sich schließlich auch das Erste an und befördert den eigenwilligen Ermittler Kluftinger mit seinem zweiten TV-Auftritt ins Hauptprogramm der ARD.

Das Team vor und hinter der Kamera blieb größtenteils erhalten. Und so darf auch dieses Mal der grandios aufspielende Herbert Knaup wieder den eigenbrötlerischen und kantigen Kommissar Kluftinger aus Altusried mimen. Ihm zur Seite stellt man nun erstmals den ebenfalls gut aufgelegten Tilo Prückner als Vater Kluftinger. Überhaupt reiht sich hier ein kurioser Charakter an den anderen. Authentische bajuwarische Mundart inbegriffen. Und so dürfte auch so mancher Zuschauer aus nördlicheren Gefilden seine liebe Müh haben, dem Geschehen auf dem Bildschirm zu folgen. Wer allerdings des Dialektes mächtig ist, wird sich prächtig unterhalten. Und so manche regionale Eigenart wiederentdecken.

Abseits dieser kauzigen, aber durchaus liebenswerten Eigenarten ist nicht alles wirklich neu, was Regisseur Rainer Kaufmann («In aller Stille») uns hier so auftischt. Aber es ist authentisch. Neben seinen Ermittlungsarbeiten spielt der Kommissar in einer Trachtenkapelle auf der Pauke, mit neumodischen Ermittlungsmethoden und Mahlzeiten abseits seiner Heimatregion hat er nichts am Hut. Auswärtige haben schon mal von Grund auf eine Hypothek zu tragen – müssen sich ihre Sporen in der Region erst einmal verdienen.

Gespickt mit dem so typischen Alpenpanorama, passender musikalischer Untermalung und mit dem perfekten Timing für Situationskomik ist «Milchgeld. Ein Kluftingerkrimi» endlich mal wieder ein Heimatkrimi, der den Titel zu recht trägt und sich von den mittlerweile so allgegenwärtigen Regionalkrimis im ARD-Vorabendprogramm absetzen kann. Gerne mehr davon.

Das Erste zeigt «Milchgeld. Ein Kluftingerkrimi» am Donnerstag, den 26. April 2012, um 20:15 Uhr.
25.04.2012 11:30 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/56315