Diesen Sonntag möchte ich meinen Text dem Dokumentarfilmer Andreas Kieling widmen. Vor kurzem war er mit einem Mini-Skandal in den Medien. Anstatt dem Geheule von Wölfen kamen nur Hunde zum Einsatz. Was ein Skandal!?
Abgesehen davon ist Andreas Kieling mittlerweile einer meiner Helden. Und das nicht nur als Tierfilmer. Vielmehr kann ich auch über seine Art die Dokus zu drehen herzhaft schmunzeln. Warum? Nicht weil es komödiantisch angelegt wäre, sondern weil Kieling einen ganz besonderen und eigenen Stil für seine Filme entwickelt hat.
Wurden zuvor nur stets die Löwen und alle paar Minuten ein Schnittbild vom Jeep auf Safari gezeigt, so hat Andreas Kieling sich selbst in den Mittelpunkt gestellt.
Er filmt sich oft selbst. Das erzeugt für den Zuschauer den Charme eines Tagebuchs. Er erzählt offen von seinen Gefühlen und kommt da halt zwangsweise auch ein wenig wie Beckmann auf Safari rüber. Stellen Sie sich das nur einmal vor! Wie Beckmann einem Grizzly gegenübersteht und auf einmal emotional in die Kamera seine Emotionen ablässt. Dazu noch lange Haare, ein rotes Stirnband und sie haben Kieling.
Bei Kieling wirkt es nur im Gegensatz zum Beckmann-Talk überhaupt nicht gekünstelt. Er spricht vielmehr von seiner eigenen Dummheit einem Bären so nah zu kommen. Wie er das Schiff nicht gut genug gesichert hat und nun mit Klebeband das Ruder flicken muss.
Das grenzt auf seinen Reisen oft schon ein wenig an MacGyver und Kieling bringt seine Leidenschaft für die Filme und Tiere perfekt auf den Schirm. Vor allem spricht er die Texte größtenteils erst in der Nachbearbeitung auf die Videos. Das klingt dann immer ein wenig wie Domian unter wilden Bären. Und genau das ist für mich oft das humorvolle Element. Mache ich mich über Kieling hier lustig? Um Himmels willen! Ich mag ihn sehr. Er hat das Genre weitergeführt, wurde mit Preisen bedacht und geht mittlerweile sogar mit seinem Sohnemann auf die Reise. Das wirkt in seiner Unaufgeregtheit spannend und ist handwerklich super gefilmt.
Was ihn so einzigartig macht? Man kauft ihm seinen ruhigen Charakter ab. Er wirkt zumindest echt in seinen Aussagen und man geht als Zuschauer zusammen mit ihm auf die Reise. Durch die lose Form eines Tagebuchs fühlt man sich nicht mehr nur als Zuschauer, sondern nimmt an seiner neuesten Expedition teil.
Ich wünschte mir oft wirklich einmal einen Tag mit ihm auf die Reise zu gehen. Ein wenig mit dem Andreas am Yukon zu wandern und über das Leben zu philosophieren. Was ich mir aber noch mehr wünsche? Das er am Leben bleibt. Denn viele seiner Kollegen sind bei Angriffen von Bären ums Leben gekommen.
Warum er sich den Bären so nähert? Er will uns diese einzigartigen Bilder mitbringen.
Hier denkt noch ein Filmemacher wirklich an sein Publikum.
Grüße an die Grizzlys und den wunderbaren Andreas Kieling
Ihr
Rob Vegas
29.04.2012 00:50 Uhr
• Rob Vegas
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