Neben «Project X» außerdem diese Woche neu: Ein nackter Robert Pattinson, Bruce Willis und «Spy Kids 4D».
«Project X»
Welcher Jugendliche träumt nicht davon, einmal die beste Party der gesamten Schule zu schmeißen? Nichts weniger als das hat sich Thomas Kub (Thomas Mann) mit seinen beiden Freunden Costa (Oliver Cooper) und JB (Jonathan Daniel Brown) vorgenommen – schließlich hat Thomas das Anwesen seiner Eltern auch noch für sich allein, weil diese fernab der Heimat ihren Hochzeitstag feiern. Doch was als organisiertes Geburtstagsfest beginnt, wird schnell chaotisch: Nachdem Freund Costa die halbe Schule informiert hat und sich dann auch noch wildfremde Menschen selbst einladen, wird aus Thomas‘ Hausparty ein legendärer Abend – massenhaft Alkohol, viel Sex und zahlreiche Unfälle inklusive. Wie will Thomas aus dieser Sache nur heil wieder herauskommen?
Den Preis für den nichtssagenden Kinofilmtitel 2012 könnte «Project X» wohl mit Leichtigkeit gewinnen – und in der Tat war dieser Name ursprünglich nur ein Platzhalter für diesen Teenager-Film, in dem sich die „Generation Facebook“ wiedererkennen dürfte: Schließlich machen sogenannte Facebook-Partys mit hunderten Gästen immer wieder Schlagzeilen. Doch abseits des geheimnisvollen Titels «Project X» ist „nichts Top Secret an diesem Film“, wie Wesley Morris vom „Boston Globe“ schreibt. „Es geht lediglich um drei Highschool-Jungs, die eine Party schmeißen für Sex und Ruhm, den sie bekommen könnten.“ Dass der Film im Dokustil gedreht ist, sieht Morris als Nachteil: „Zu oft sehen wir hier nicht einen Filmemacher, sondern jemanden, der einfach ‚Aufnahme‘ drückt.“ Gerade dafür aber lobt Peter Travers vom „Rolling Stone“ den Streifen. Als klassisches Filmkonstrukt sei dieser zwar ein Desaster, aber nicht als reiner Partyfilm: „«Project X» ist das wilde Durcheinander, das herunterreicht zum altersunabhängigen Drang in uns allen, sich einfach mal zu besaufen und Amok zu laufen. In diesem Fall dank der Hilfe von Alkohol, Gras, Ecstasy, einem Schwarm heißer Frauen, einem in die Eier tretenden Zwerg und einem Flammenwerfer.“ Auch Carsten Baumgardt von „Filmstarts.de“ bewertet «Project X» positiv. Der Regisseur, der zuvor Werbe- und Musikvideos machte, „lässt sich von den Klassikern des Genres inspirieren und schafft dennoch etwas völlig Eigenes – den ultimativen Party-Film der YouTube-Generation.“ Zwar sei der dramaturgische Aufbau des Films durchaus konventionell, doch immer wieder „legt Regisseur Nourizadeh noch kräftig nach und versetzt die Vorstadt North Pasadena in einen bürgerkriegsähnlichen Ausnahmezustand.“ Insgesamt sei «Project X» daher „eine urkomische Party-Apokalypse”.
OT: «Project X» von Nima Nourizadeh. Mit Thomas Mann (II), Oliver Cooper, Jonathan Daniel Brown und Dax Flame.
The Cold Light of Day
An der spanischen Küste erlebt Will (Henry Cavill) seinen ganz persönlichen Urlaubs-Albtraum: Seine Familie ist plötzlich verschwunden, nachdem er einen Stadtausflug gemacht hat; lediglich einige Blutspuren auf dem gemieteten Boot bleiben als Beweis dafür, dass ein Verbrechen geschehen sein muss. Will wendet sich an die Polizei – doch diese erscheint unkooperativ und verdächtig. Schon bald ist auch Will auf der Flucht, und plötzlich taucht wie aus dem Nichts sein Vater Martin (Bruce Willis) wieder auf, über den er nun mehr erfährt, als ihm lieb ist. Bald kämpft Will gegen die Uhr, um eine Verschwörung aufzudecken und damit seine Familie zu retten.
Der Action-Thriller «The Cold Light of Day» kam in der Kritik schlecht weg: B. H. Martin von „u.tv“ fragt in der Überschrift zu seiner Filmkritik: “Was ist bloß mit Bruce passiert?”, als Anspielung auf den sinkenden Stern des Action-Superstars Bruce Willis. „Dies ist der Typ von Charakter, den Bruce Willis mit geschlossenen Augen spielen könnte“, so Martin. „In der Tat wäre es viel besser, wenn er seine Augen schließen würde – und wir unsere auch, um ein besseres Drehbuch herbeizuträumen.“ Ähnlich vernichtend fällt das Urteil des „Daily Telegraph“ aus, in dem Tim Robey ebenfalls Willis‘ Rolle bemängelt: „Die erste große Schwierigkeit […] ist, Bruce Willis glaubwürdig als Henry Cavills Vater anzusehen.“ Das einzig beständig Spaßige am Film sei Schauspielerin Sigourney Weaver, deren Rolle als „rücksichtsloser Terminator im Hosenanzug unbeabsichtigt viel lustiges Material einbringt.“ Björn Becher von „Filmstarts.de“ erkennt in «The Cold Light of Day» einen Film, der nicht lange in Erinnerung bleiben wird, „denn über den durchwachsenen, künstlich verschachtelten Plot sollte man nicht zu lange nachdenken. Vielmehr gilt es die rasant-spannende Inszenierung von Mabrouk El Mechri zu genießen.“ Action sei in El Mechris Film wichtiger als Handlung, so der Autor.
OT: «The Cold Light of Day» von Mabrouk el Mechri. Mit Bruce Willis, Henry Cavill, Sigourney Weaver und Verónica Echegui.
Auf der nächsten Seite: Die Literaturverfilmung «Bel Ami» mit Robert Pattinson und «Spy Kids 4D» von Regisseur Robert Rodriguez.
Bel Ami
Als gekonnter Verführer bricht der mittellose George Duroy (Robert Pattinson) in den 1890er Jahren die Herzen zahlreicher einflussreicher Frauen und erarbeitet sich so einen zweifelhaften Ruf in der Pariser Oberschicht. Duroys schönes Lotterleben endet jedoch, als ihn der Ehemann einer seiner Geliebten zur Rede stellt und Duvoy gleichzeitig seine wahre Liebe entdeckt: die schöne Clotilde de Marelle (Christina Ricci).
«Bel Ami» ist eine Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Guy de Maupassant, der 1885 erschienen ist und damit vor der Zeit, in welcher die Handlung spielt. Im Fokus des Films steht Schauspieler Robert Pattinson, seines Zeichens Frauenschwarm aus den «Twilight»-Streifen. Bei Kritikern kommt sein Porträt des George Duroy aber nicht an: So erkennt Katja Lüthge von der „Frankfurter Rundschau“ in Pattinson ein „von seinen Regisseuren alleingelassenes Kind, das nicht so genau weiß, was es tun soll.“ Insgesamt wirke Pattinsons Rolle unglaubwürdig, denn „die behauptete Attraktivität des rüden und charmefreien Georges Duroys wird weder spür- noch sichtbar.“ Ähnlich sieht es Thorsten Funke von „critic.de“: „Pattinson ist in jeder Szene zu sehen, und allein seine schwache Vorstellung könnte den Film schon verderben. Wenn es da noch etwas zu verderben gäbe.” Denn die Inszenierung der Regisseure wirke abgehakt; es „folgt Szene auf Szene, von einer Verführung zur nächsten, von einer lasziv in Bettlaken gehüllten Geliebten zur anderen.“ Funke lobt zwar Kristin Scott Thomas und Christian Ricci für ihre Leistungen, doch am negativen Fazit ändert dies nichts, da der Film kein wirkliches Interesse an seinen weiblichen Rollen zeige. Zur Berlinale im Februar schrieb Christian Schröder vom „Tagesspiegel“ über «Bel Ami», dass dieser „bloß bieder den Roman“ bebildere. Auch er sieht Pattinson „als Duroy sichtlich damit überfordert, seiner Figur Abgründigkeit und Eiseskälte zu verleihen.“
OT: «Bel Ami» von Declan Donnellan und Nick Ormerod. Mit Robert Pattinson, Uma Thurman, Kristin Scott Thomas und Christina Ricci.
Spy Kids 4D
Eigentlich können Rebecca (Mason Cook) und Cecil (Rowan Blanchard) ihre neue Stiefmutter Marissa (Jessica Alba) nicht wirklich leiden. Bis sie erfahren, dass Marissa eine ausgebildete Top-Spionin ist, die ihrem Widersacher Tick Tock (Jeremy Piven) das Handwerk legen soll. Denn dieser steht kurz davor, der ganzen Welt die Zeit zu stehlen – selbstverständlich, dass Rebecca, Cecil und ihre Stiefmutter die Pläne des Schurken mit aller Macht verhindern müssen.
«Spy Kids 4D» ist der vierte Aufguss der infantilen Agenten-Filmreihe und hat auch diesmal keine Fans unter den Kritikern. Marco Siedelmann von „schnitt.de“ konstatiert, dass der Regisseur die «Spy Kids»-Formel mit dem neuesten Teil nicht abändert: „Rodriguez bleibt dabei, ein Kino für kleine und große Kinder zu entwickeln.“ Der Film „beglückt sein Zielpublikum mit atemberaubend schnellen, wenn auch gänzlich künstlichen Verfolgungsjagden und Effektorgien.“ Insgesamt wirke die Rodriguez-Formel „zunehmend fad und langweilig.“ Todd McCarthy vom „Hollywood Reporter“ kritisiert einerseits den inkohärenten Plot, aber erst die „zahllosen Furzwitze“ und die als 4D verkauften Aroma-Scope-Rubbelkarten, die Gerüche während des Filmschauens freisetzen, „schaffen das dringende Bedürfnis, ohne Umwege an die frische Luft kommen zu wollen.“ Es bleibt die Erkenntnis, dass „der einst vielversprechende Filmemacher“ Rodriguez immer schrumpfendere Erträge bringe, weil er „Faulheit als Drehbuchautor an den Tag legt und schlampige Tendenzen als Regisseur.“ Andrew Barker von „Variety“ erkennt in «Spy Kids 4D» einen Film „mit minimalem Ideenreichtum, minimaler Mühe.“ Die visuellen Effekte „schwanken zwischen annehmbar und erbärmlich, und insgesamt sieht der Film aus wie ein Direct-to-Video-Schnellschuss.“
OT: «Spy Kids: All the Time in the World» von Robert Rodriguez. Mit Jessica Alba, Alexa Vega, Jeremy Piven und Rowan Blanchard.