Die Kritiker: «The Glades» (Pilot)

Inhalt
Detective Jim Longworth hat sich in Florida niedergelassen, nachdem er in Chicago gefeuert wurde. Hier will er nun eine ruhige Kugel schieben und sein Handicap im Golfspiel verbessern. Als er sich auf dem Grün befindet, ruft sein mürrischer Partner Mike an: Ein junges Pärchen hat in den Sümpfen eine kopflose Frauenleiche gefunden. Als er den Tatort untersucht, wird Jim von einem Alligator gebissen und anschließend von der hübschen Krankenschwester Callie verarztet. Es gelingt ihm, Callie zur Mithilfe bei seinen Ermittlungen zu überreden. Sie willigt zwar in ein Treffen ein, will aber weder bei ihrem zwölfjährigen Sohn, noch bei ihrem im Gefängnis sitzenden Ehemann einen falschen Eindruck erwecken. Jim bleibt nichts anderes übrig, als den Mord auf eigene Faust zu lösen. Und die erste Spur führt ihn: zu einem Kaiman?

Darsteller
Matt Passmore («McLeods Töchter») als Detective Jim Longworth
Kiele Sanchez («Related», «Lost») als Callie Cargill
Carlos Gómez («24», «Shark») als Dr. Carlos Sanchez
Uriah Shelton («Alabama Moon») als Jeff Cargill
Jordan Wall («Mein Freund aus der Zukunft») als Daniel Green
Michelle Hurd («Emergency Room») als Colleen Manus

Inhalt
It’s the American Way of Love: Viele US-Teenager machen ihre ersten richtigen Liebeserfahrungen im eigenen Auto – so auch das junge Paar, das am Rande der Everglades-Sümpfe, weit abseits der Stadt, einen ruhigen Platz füreinander gefunden hat. Doch am Morgen ist es schnell vorbei mit der Romantik: Die beiden entdecken im Sumpf eine treibende Leiche – willkommen beim Florida-Krimi «The Glades».

Diese erste Szene zeigt exemplarisch, womit die neue Serie des US-Networks A&E spielt: mit Gegensätzen, wie jenem zwischen Liebe und Tod, in einer Szene vereint. Oder mit dem grundsätzlichen Kontrast zwischen der Schönheit des Staates Florida, in dem die Serie spielt, und seinen schmutzigen Geheimnissen und Morden. Freilich ist diese Formel nicht neu; «CSI Miami» – das nicht zufällig das Vorprogramm von «The Glades» ist – hat solche Gegensätze perfektioniert. Mit den «CSI»-Serien hat das neue RTL-Format zudem die flotten Sprüche der Protagonisten gemeinsam, die für Unterhaltung sorgen, aber leider etwas zu oft – und so wieder einmal eine Krimiserie prägen, welche zum großen Teil oberflächlich bleibt und in der Serienpremiere nicht viel charakterliche Tiefe zulässt.

Dabei wäre es anders möglich gewesen – denn der Grund, warum man «The Glades» nicht «CSI: The Glades» nennen könnte, ist: Detective Jim Longworth. Er ist der alleinige wirkliche Hauptcharakter des Formats, die erste Folge klar auf ihn zugeschnitten. Zwar gibt es wie bei «CSI» ein Ermittlerteam, aber der sympathische Longworth taucht (erfreulicherweise) in nahezu jeder Szene auf, ermittelt oft im Alleingang. Der Detective, der aus Chicago strafversetzt wurde, muss sich erst noch zurechtfinden im „Sunshine State“ Florida – und bietet, wieder einmal, einen Kontrast, nämlich den zu seinen neuen Kollegen. Die erwähnte charakterliche Entwicklung gibt es bei Longworth zumindest in Ansätzen und ist äußerst erfrischend.

Zwar hält «The Glades» wie «CSI» keine High-Tech-Bilder von forensischen Untersuchungen und auch keine überwältigenden Panoramaaufnahmen aus der Luft bereit, bietet dafür aber mehr Gespräche mit Kollegen und Zeugen – und mehr Lokalkolorit: Unter anderem führt die Spur im Mordfall zu einem Alligator aus den Everglades; das Polizeidezernat von Longworth sieht außerdem so traditionell und hölzern aus, wie man es in einer Florida-Kleinstadt erwarten würde.

«The Glades» ist Feelgood-Unterhaltung – mit leichtem charakterlichem Tiefgang bei Hauptfigur Jim Longworth und seiner neuen Angebeteten, aber wenig Spannung im Mordfall der ersten Episode. Insgesamt erhält der Zuschauer mit der Serie also keinen inoffiziellen «CSI»-Ableger, sie hat aber trotzdem einige Parallelen zum berühmten Krimi-Franchise – dies ist bei modernen US-Krimis ohnehin kaum noch zu vermeiden. Genug Eigenständigkeit bietet man wegen der flotten Charaktere und dem gut vermittelten Lokalkolorit dennoch – besonders dank eines wirklich überraschenden Twists am Ende. «The Glades» ist damit gelungene Fernsehunterhaltung ohne Nervenkitzel, aber mit viel Florida-Sonne. So macht der TV-Sommer Spaß.

RTL zeigt «The Glades» ab Dienstag um 21.15 Uhr.
07.05.2012 08:41 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/56534