«Schlüter sieht's»: RTL nach «CSI: Miami»
Wie sieht der RTL-Dienstagabend im nächsten Jahr aus? Ein Kommentar.
Bei RTL gibt man sich (noch) gelassen angesichts der Einstellung von «CSI: Miami», das in den vergangenen Jahren das verlässlichste Erfolgsprogramm am eigenen Dienstagabend war: „Bis auch bei uns die letzte neue Folge von «CSI: Miami» gelaufen ist, haben wir noch genügend Zeit, uns Gedanken über die Nachfolge zu machen“, erklärte ein RTL-Sprecher kürzlich gegenüber Quotenmeter.de. Eine Staffel hat der Kölner Sender noch auf Lager – nach aktuellem Ausstrahlungsrhythmus dürfte diese in einem Jahr, im Mai 2013, enden.
Genügend Zeit für Programmentscheidungen ist dies eigentlich nur dann, wenn man weiter auf US-Serien setzen will: Möchte der Sender einen zweiten deutschen Serientag etablieren, wie es in den vergangenen Monaten teils angedeutet wurde, müssen Formate bestellt und gedreht werden. Mit solchen Entscheidungen kann sich RTL nicht mehr allzu lange Zeit lassen – auch, wenn man den Sommer 2013 noch mit Wiederholungen von «CSI: Miami» füllen will und erst im Herbst neue Programme on air schickt.
Aber nicht nur «CSI: Miami» endet in absehbarer Zeit bei RTL, sondern auch «Dr. House», dessen finale Staffel bereits gestartet ist. Am Dienstagabend gibt es also zwei Sendeplätze bis 22.15 Uhr neu zu besetzen – der jüngst gestartete Krimi «The Glades» (21.15 Uhr) ist mit bisher zwei Staffeln je 13 Episoden auch keine langfristige Lösung. Für den Platz um 22.15 Uhr hat RTL immerhin drei mehr oder weniger erfolgreiche Serien – mit «Royal Pains», «White Collar» und «Psych» – als «Monk»-Ersatz ausprobiert. Aber keine erreichte solche Quoten, die eine Primetime-Ausstrahlung rechtfertigen würden und als Nachfolger von «CSI: Miami» oder «Dr. House» gelten könnten.
Wichtig ist für RTL angesichts bisheriger Programmierungen, dass neue US-Serien zum einen noch nicht eingestellt und zum anderen ihren Erfolg (bestenfalls mit mehreren Staffeln) in den USA unter Beweis gestellt haben. Sprich: RTL nimmt normalerweise keine ganz neuen Serien aus den Vereinigten Staaten ins Programm – anders als ProSieben, das beispielsweise «TerraNova» und «Touch» sehr schnell importiert hat. RTL folgt dieser Strategie auch deswegen nicht, weil ein in den USA vielleicht schnell eingestelltes Format (wie nun wohl «TerraNova») gegen den Grundsatz verstößt, den man seinem eigenen Programm auferlegt hat: Kontinuität. Diese wird aber zwangsweise dann zum Problem, wenn erfolgreiche Serien nach Jahren enden: wie es bei «Monk» war, bald bei «Dr. House» und im nächsten Jahr nun auch bei «CSI: Miami».
Vielleicht aber muss man diese Strategie der Kontinuität nun aufweichen, weil es gar nicht anders geht: Bereits langjährig erfolgreiche US-Serien sind rar und teils an andere Sender vergeben. Große Output-Deals, also Erstzugriffsrechte auf TV-Serien von US-Produktionsstudios, hat die RTL-Gruppe noch mit Universal und DreamWorks – Anfang des Jahres ging der Deal mit Warner Bros. an ProSiebenSat.1 verloren (gilt ab 2013). Dies schränkt die Auswahl an Serienformaten weiter ein, zumal Universal TV kaum attraktive Serien bereit hält, die in das RTL-Schema passen. Letztlich steigen so die Chancen für die deutschen Produzenten: Spätestens seit «Danni Lowinski», «Der letzte Bulle» und dem RTL-eigenen Erfolg «Doctor’s Diary» liegen heimische Serien wieder im Trend.
Jan Schlüters Branchenkommentar gibt es jeden Mittwoch nur auf Quotenmeter.de.