Nach einer deutlich stärkeren zweiten Runde musste die dritte Staffel wieder Marktanteile abgeben.
Wer im deutschen Fernsehen eine politische Talkshow sucht, wird nahezu an jedem Tag der Woche in einem bzw. beiden der beiden öffentlich-rechtlichen Kanäle fündig. «Günther Jauch», «hart aber fair» und «Markus Lanz» sind nur einige Beispiele der Talkshow-Flut, die Woche für Woche über Fernsehdeutschland hereinbricht. Bei den privaten Fernsehstationen sieht es bei den Polit-Talks, mit denen man beim jungen Publikum kaum punkten kann, hingegen recht mau aus: Einzig Sat.1 setzt seit über einem Jahr staffelweise auf eine derartiges Format: «Eins gegen Eins». Nachdem sich der Talk in Runde eins sehr schwach präsentierte, konnte man die Reichweiten zur zweiten Staffel deutlich ausbauen – auch wenn das nur auf sehr niedrigem Niveau geschah. Wie Staffel drei genau verlief soll nun näher beleuchtet werden.
Die erste Folge des dritten Durchlaufs flimmerte am 12. März über die Bildschirme und konnte mit dem Titel „Präsident, Kanzlerin und Abgeordnete - verdienen unsere Politiker zu schlecht?“ nicht überzeugen. 0,43 Millionen Zuschauer insgesamt sowie Marktanteile von 3,8 Prozent bei allen und 4,8 Prozent in der Zielgruppe sind – selbst wenn Sat.1 bei
«Eins gegen Eins» niedrigere Ansprüche als sonst stellt – zu wenig. Eine Woche später folgte ein leichter Aufschwung um 0,08 Millionen Zuschauer, der mit einem Plus von über einem halben Prozentpunkt in beiden Zuschauergruppen verbunden war. Auch bei den Werberelevanten ging es um 0,05 Millionen Interessenten auf 0,28 Millionen Zuschauer nach oben. Bevor es mit Ausgabe drei und einer Diskussion über die Frauenquote noch einmal mit 4,3 Prozent zappenduster aussah, sollte zur vierten Folge eine deutliche Quotensteigerung eintreten.
So wurde am 2. April das mit Politik eher weniger zu tun habende Thema „Treue ein Leben lang - Ist Monogamie noch zeitgemäß?“ diskutiert. Das traf den Nerv der Zuschauer, in der Zielgruppe gelang aus Quotensicht ein gewaltiger Sprung auf 7,5 Prozent Marktanteil - für eine politische Talkshow in Sat.1 sicherlich ein toller Wert. Besonders auffällig: Die absolute Zuschauerzahl bei den 14- bis 49-Jährigen, die in der Regel nicht über 0,30 Millionen Zuschauer hinweg kommt, wurde mit 0,44 Millionen Interessenten um einiges überboten. Beim Gesamtpublikum lief es mit den erzielten 4,6 Prozent zwar verhältnismäßig gut, jedoch keineswegs überragend. Das zeigt, dass sich das Interesse beim älteren Publikum anders als bei den Jüngeren auf Normalniveau bewegte.
Bevor es am 16. April mit einer Diskussionsrunde über vernachlässigte Kinder und überforderte Sozialarbeiter aufgrund des ermittelten Marktanteils von 5,2 Prozent beim jungen Publikum quotentechnisch wieder in den Keller ging, diskutierte Claus Strunz eine Woche darauf ein Thema, das den Nerv der „Generation Facebook“ schon eher traf: „Musik, Filme, Fotos - Sind im Internet zu viele Diebe unterwegs?“. Mit 0,60 Millionen Zuschauern reichte es neben der vorerst höchsten absoluten Zuschauerzahl auch zu sonst relativ guten Werten. Bei allen wurden 5,3 Prozent Marktanteil gemessen, beim jungen Publikum landete man mit 7,4 Prozent Marktanteil ein verhältnismäßig starkes Ergebnis.
Als eine Woche später mit „Bundestag entern oder gnadenlos kentern - Scheitern die Piraten im politischen Alltag?“ wieder etwas schwerer verdaulicher politischer Stoff auf der Liste stand, brachen die Reichweiten ein: Wegen 0,43 Millionen Zuschauern stellte man beim Gesamtpublikum mit 3,3 Prozent den tiefsten Wert seit Staffel eins auf; bei den jungen Zuschauern lief es mit 4,3 Prozent kaum besser. Einen Glückgriff beim jungen, aber vor allem älteren Publikum landete Sat.1 eine Woche darauf mit dem Thema „Null Bock auf Arbeit - Belohnt Hartz IV die Faulen?“. Denn während bei den 14- bis 49-Jährigen gute, aber nicht überwältigende 6,6 Prozent resultierten, ergab sich bei allen ein Marktanteil von 6,3 Prozent. Das bedeutete den zweitbesten Marktanteil aller Zeiten; einzig die erste Folge der zweiten Staffel war damals mit 6,4 Prozent bei allen etwas beliebter. Schwächer, aber verhältnismäßig in Ordnung präsentierte sich das Staffelfinale sieben Tage darauf, bei dem über ein mögliches Verbot von Prostitution debattiert wurde. 0,52 Millionen Zuschauer führten zum Abschluss zu 4,9 Prozent bei allen sowie im Vergleich zur vorangegangenen Ausgabe minimal schlechteren 6,1 Prozent bei den jungen Bürgern.
Bevor nun ein Fazit gezogen werden kann, muss gesagt werden: Die Sendung lief nach dem noch schwächer abschneidenden Magazin «Spiegel TV Reportage» - und noch dazu spät am Montag um 23.30 Uhr. Nur 0,52 Millionen Zuschauer verfolgten im Mittel den von Claus Strunz moderierten Talk. Daraus resultierten beim Gesamtpublikum desaströse 4,6 Prozent und in der Zielgruppe 5,6 Prozent. Somit lief Staffel drei besser als Staffel eins, aber schlechter als Staffel zwei.
Eine mögliche Erklärung für den Quotenrückgang: Als Staffel zwei lief, zeigte Sat.1 im unmittelbaren Vorfeld des Talks die «Focus TV-Reportage»; dieses Jahr hingegen war es die «Spiegel TV – Reportage», die der Bällchensender ab 23 Uhr ausstrahlte. Da «Eins gegen Eins» aber eine Produktion von „Focus TV“ und nicht „Spiegel TV“ ist, war ein thematisches Absprechen wie es bei Staffel zwei möglich war, nicht mehr gegeben. Die Folge: Es kam nach der Reportage zu einem inhaltlichen Knick durch den Sat.1 den einen oder anderen Zuschauer verloren haben könnte.
Trotz der wieder zurückgehenden Quoten bleibt zum Schluss allerdings noch die gute Nachricht für alle «Eins gegen Eins»-Fans zu vermelden: Dem geringen Interesse zum Trotz gab Sat.1 am Dienstag bekannt an der Talkshow festhalten zu wollen. Neue Folgen soll es zwar erst 2013 geben, dafür soll aber die Folgenanzahl, die sich in Staffel drei auf zehn belief, erhöht werden. Im kommenden Jahr will man sich thematisch unter anderem mit der bevorstehenden Bundestagswahl beschäftigen. Fakt ist aber: Boulevardesk-angehauchte Themen kamen beim Publikum bis jetzt fast immer besser an als wirkliche politische Themen. Ob die Taktik von Sat.1 aufgehen wird, ist deshalb fraglich.