Inhalt
Der charismatische deutsche Botschafter Sebastian Gerber hat sich mittlerweile an sein neues Leben in Sambia gewöhnt und möchte durch eine Verlobung mit seiner Gefährtin Karen auch in der Liebe festen Boden unter den Füßen gewinnen. Dass seine Versuche, der engagierten Ärztin einen Heiratsantrag zu machen, durch eine Kette von Missgeschicken scheitern, sollte sich für den Diplomaten allerdings als das geringste seiner Probleme herausstellen. Denn sein neuster Auftrag, die Vermittlung zwischen deutschen, französischen und asiatischen Unternehmen, welche um das Vorrecht für die Ausbeutung einer sambischen Kupfermine wetteifern, wird durch unvorhergesehene Unstimmigkeiten erschwert. Unbemerkt wird er dabei auch zum Spielball der intriganten Ashanti, die ihm im Auftrag der sambischen Regierung den Kopf verdreht.
Den größten Stress bereitet Sebastian allerdings seine rebellische Tochter Lily, die sich partout nicht um ihr Medizinstudium sorgt, sondern sich auf der Straße politisch betätigt. Dass sie sich auf die Seite der Umweltschützer stellt und dagegen protestiert, dass Wilderer auf der Jagd nach dem „weißen Gold“ Elfenbein den Fortbestand der Elefanten bedrohen, wäre für Sebastian noch durchaus nachvollziehbar. Allerdings lässt sich Lily bei ihren Protestaktionen vor Fernsehkameras zu unbedachten Aussagen hinreißen, was sich als Diplomatentochter nicht geziemt und so auch ihren Vater ins falsche Licht rückt. Ein Politiker rät Sebastian, Lily aus dem Scheinwerferlicht zu zerren, doch statt der versprochenen Heimreise nach Deutschland unternimmt sie daraufhin eine waghalsige Aktion gegen die Wilderer ...
Darsteller
Walter Sittler («Der Kommissar und das Meer») ist Sebastian Gerber
Katharina Abt («Der Bulle von Tölz») ist Karen
Susanne Bormann («Russendisko») ist Lilly
Ulrike Krumbiegel («Bloch») ist Frau Schumann
Gontse Ntshegang ist Ashanti
Langley Kirkwood («Generation Kill») ist Arno Rohwick
Kritik
Noch vor wenigen Wochen machte der spanische König Juan Carlos, seines Zeichens Ehrenpräsident der Naturschutzorganisation WWF, damit Schlagzeilen, dass er sich in Botsuana auf Elefantenjagd begab. Jetzt wäre also durch einen Zufall der perfekte Zeitpunkt für den Fernsehfilm «Die Jagd nach dem weißen Gold» gekommen – würde er sich denn auch ausdifferenzierter mit seinen Themen auseinandersetzen. Aber es ist nicht das Anliegen der Drehbuchautoren Daniel Maximilian und Thomas Pauli, einen thematischen Spannungsfilm zu kreieren, und das, obwohl sie genügend Probleme anreißen, um zwischenzeitlich Hoffnung darauf zu wecken.
Allerdings, und das muss ihnen angesichts so manch anderer deutscher Fernsehfilme wohl löblich angerechnet werden, ist ihrem Drehbuch auch keinerlei Abwertung Afrikas anzumerken. Zu oft schwingen in Fernsehproduktionen mit diesem Schauplatz unglückliche Implikationen mit, wie unzivilisiert afrikanische Politiker noch seien, und wie abhängig sie von den reflektiert denkenden Westeuropäern doch wären. In «Die Jagd nach dem weißen Gold» hingegen ähnelt die Konstruktion der Geschichte zwar zuweilen einer hanebüchenen Seifenoper, doch eine moralisch ungleiche Behandlung von Europäern und Afrikanern ist dabei nicht zu erkennen.
Der nunmehr zweite Fernsehfilm um die von Walter Sittler unangestrengt charismatisch gespielte Figur des steif wirkenden, aber durchaus humorvollen Diplomaten tanzt tonal auf mehreren Hochzeiten. Zwischenzeitlich ein mildes Anti-Safariabenteuer, dann doch wieder ein seichtes Politdrama, und über lange Strecken ein Heimatfilm über die mit abgenutzten Gags aufgelockerte Romanze zweier Menschen im besten Alter, deren Happy End durch Kleinigkeiten und große Dramen verzögert wird. Bloß spielt dieses Wohlfühl-Fernsehkino nicht in den Alpen, sondern vor wundervoll fotografierter afrikanischer Kulisse. Dass dieses konturloses Allerlei dennoch kurzweilig sein kann, liegt einerseits daran, dass die Autoren und Regisseur Sigi Rothemund ihre bestenfalls passable Geschichte sehr flüssig und knackig erzählen. Vor allem aber machen die Schauspieler das Beste aus ihren Figuren, insbesondere Walter Sittler spielt sehr unterhaltsam auf, weshalb man ihm und seiner Rolle für eine etwaige Fortsetzung endlich eine Geschichte mit Fallhöhe wünscht.
«Die Jagd nach dem weißen Gold» ist am Montag, dem 4. Juni 2012, ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.