Größter Neustart dieser Kino-Woche ist der Film «Street Dance 2» mit Falk Hentschel.
«StreetDance 2»
Streetdancer Ash (Falk Hentschel) wird bei einem Underground-Battle in London von den konkurrierenden Invincibles vernichtend geschlagen und muss zutiefst gedemütigt das Feld verlassen. Seine Gegner haben es sich natürlich nicht nehmen lassen, den Geschlagenen mit Popcorn und Häme zu überschütten. Doch Streetdancer Eddie (George Sampson) ermutigt Ash dazu, zum Gegenschlag auszuholen - gemeinsam mit den besten Tänzern aus ganz Europa. Als mächtigste Waffe für die ultimative Rache stellt sich Eva (Sofia Boutella) heraus, die im Team ernsthafte Hoffnungen auslöst, beim "Ultimate Dance Off" gegen die vermeintlich übermächtige Konkurrenz aus den Staaten den Sieg davon zu tragen. Sie soll die lateinamerikanische Sinnlichkeit in den Streetdance bringen und damit nicht nur Ashs Herz erobern. Die restliche Crew ist jedoch von dieser Idee ganz und gar nicht angetan. Aus dem zusammengewürfelten Haufen muss also zunächst ein echtes Team geformt werden - und das große Battle rückt immer näher.
Der erste Teil von «StreetDance» kam im Jahr 2010 gar nicht mal schlecht an, doch die Fortsetzung des Tanzfilms hat die meisten Kritiker nicht wirklich überzeugen können. Bruce Demara von "Toronto Star" warnt vor, dass man den Streifen besser nicht sehen sollte, "falls man auf einen komplexen Plot, Spannung oder zumindest Charakterentwicklung hofft". Noch deutlicher drückt sich Jennie Punter von "Globe and Mail" aus, denn ihrer Meinung nach fühle sich das Seherlebnis hier "weniger wie bei einem Film als viel mehr bei einer ausgedehnten Bildmontage" an. Auch hierzulande fährt die Produktion kaum bessere Kritiken ein. Jervis Tetch von "Cinemaforever" fragt sich, warum "überhaupt noch Drehbuchautoren angeheuert werden", da es hier und im Genre des Tanzfilms generell "keinerlei Innovationen mehr zu geben scheint". "Dank fähigen Tänzern und dem guten Einsatz der 3D-Technik" hält er diesen Film jedoch für "deutlich besser gelungen" als den ersten Versuch. Er glaubt sogar, dass der dritte Teil der Reihe "ein richtig guter Film werden könnte", wenn man "jetzt noch etwas mehr Herzblut in eine annehmbare Geschichte und anspruchsvolle Choreografien investiert".
OT: «StreetDance 2» von Dania Pasquini und Max Giwa; mit George Sampson, Falk Hentschel, Sofia Boutella, Barry Miller und Joanna Jeffrees
«Kochen ist Chefsache»
Jacky Bonnot (Michael Youn) ist einer dieser Personen, die für ihren Job regelrecht leben. Er ist Koch aus Leidenschaft und betrachtet seine Arbeit nicht als bloße Zubereitung von Gerichten, sondern als wahre Kunst. Doch wirklich honoriert wird diese Kunst nicht, muss
er sich doch immer wieder mit wenig glamourösen Gelegenheitsjobs in billigen Bistros finanziell über Wasser halten. Irgendwann hat auch seine Freundin Beatrice (Raphaelle Agogue) genug von dieser anhaltenden Perspektivlosigkeit und setzt ihm ein letztes Ultimatum: Ist sein nächster Job wieder nichts Langfristiges, ist sie weg. Somit begibt sich Jacky schweren Herzens in ein Seniorenheim, in dem er die Fassade anstreichen darf. Die Arbeit ist trübe für den Möchtegern-Sternekoch, bis eines Tages sein großes Idol Alexandre Lagarde (Jean Reno) vorbeischaut. Dieser hat gerade aber mächtig Probleme, weil die Kritiker aktuell ganz und gar nicht auf seiner Seite sind und er die moderne Molekularküche strikt ablehnt. Als sein Geschäftsführer Stanislas Matter (Julien Boisselier) dann noch eine Klausel in seinem Vertrag entdeckt, durch die Lagarde bei anhaltendem Misserfolg gefeuert werden kann, steht auf einmal auch der Sternekoch unter mächtigem Druck...
Für den französischen Film mit Hollywoodstar Jean Reno gibt es ein insgesamt recht solides Kritikerecho. Tim Slagman von "Filmstarts" erfreut sich vor allem an den "kleinen Gesten, eher am Rande des vorandrängenden Plots angesiedelt, die von der Sorgfalt von Cohens Drehbuch zeugen". Jedoch gebe es auch zahlreiche schwächere Momente, in denen der Regisseur "seine Szenen ins Absurde übersteigert, wo er den leisen, unterschwelligen Humor gegen den Slapstick oder die schrille Satire eintauscht". Für Matthias Plaster von "Moviemaze" ist "das mit Abstand Schönste an dieser Komödie ein bestens gelaunter Jean Reno". Er vergleicht den Streifen mit dem großen französischen Erfolg «Ziemlich beste Freunde», der "eine ähnliche Sympathie ausgelöst" habe, sodass man ihm "die vorhandenen Mängel auf filmtechnischer Seite verziehen hat". Auch bei Cohens Film sei dies ähnlich, denn die Figuren beschreibt Plaster als "liebenswert, aber nicht sonderlich tiefgründig". Tim Slagman von "Programmkino" meint wiederum, dass der Film gerade dort "nicht nur das Interesse des Zuschauers, sondern auch eine Leichtigkeit des Erzählens" gewinne, wo die Figuren ernst genommen werden und "hinter aller Komik auch eine tragische Seite aufscheint".
OT: «Comme un chef» von Daniel Cohen; mit Jean Reno, Michael Youn, Julien Boisselier, Raphaelle Agoque, Salome Stevenin, Serge Lariviere und Issa Doumbia
«Beats, Rhymes & Life: The Travels of a Tribe Called Quest»
Auch eine Musikdoku findet in dieser Woche ihren Weg in die deutschen Kinos. Die Helden des Films von Regisseur Michael Rapaports sind die Mitglieder der einflussreichen Hip-Hop-Gruppierung "A Tribe Called Quest". Sich selbst als großer Fan outend begleitet Rapaports die Band 2008 auf ihrer großen Tournee und befragt sie zu den wichtigsten Momenten ihres Wirkens. Nicht nur über Anfänge, Aufstieg und Höhepunkte der Band wird der Zuschauer informiert, sondern auch über die Gründe und Folgen ihrer temporären Auflösung im Jahr 1998. Und manchmal ist man sogar hautnah dabei, wenn die Mitglieder ihre noch immer zahlreich vorhandenen Differenzen so deutlich untereinander austragen, dass sogar die Tour gefährdet ist. Und auch Fans von Busta Rhymes oder den Beastie Boys kommen auf ihre Kosten, denn Rapaports führte auch mit ihnen das eine oder andere Interview, um ein detailliertes Portrait der selbsternannten "Pioniere des Rap" zu zeichnen.
Diese Musikdokumentation findet den Zuspruch der allermeisten Kritiker und kann sich insgesamt über ein sehr positives Echo freuen. Mark Olsen von der "Los Angeles Teams" schreibt, dass der Film nicht bloß "eine willkommene Erinnerung dieser Gruppe auf ihrem Höhepunkt", sondern darüber hinaus auch "ein Portrait von erwachsenen Männern" sei, die sich weiterentwickeln möchten, allerdings auch die Arbeit ihrer Vergangenheit respektieren. Camille Dodero von "Village Voice" bringt ihre Meinung schneller auf den Punkt: "Eine phänomenale Dokumentation". Owen Gleiberman von "Entertainment Weekly" fühlt sich in die 90er-Jahre zurückversetzt - "eine Zeit - und ein Sound - voller Optimismus". Jedoch gibt es auch vereinzelte Kritikpunkte, beispielsweise von Andrew Schenker vom "Slant Magazine", der "die Arbeit der Musiker" für "weitaus fesselnder als ihr komplettes Leben" hält. Seines Erachtens hätten "die Filmemacher ihren Fokus eher auf das Songschreiben und -komponieren legen sollen".
OT: «Beats Rhymes & Life: The Travels of a Tribe Called Quest» von Michael Rapaport; mit Mary J. Blige, Mike D, Mos Def, Phife Dawg, Ghostface Killah, Adam Horovitz und Michael Rapaport
«Deutschland von oben»
Eifrige Fernsehzuschauer wissen bereits, worum es sich bei dieser Dokumentation handelt, denn sie basiert auf der gleichnamigen «Terra X»-Reihe, die sich vor einiger Zeit bereits im frei empfangbaren Fernsehen großer Beliebtheit erfreut hat. Geboten wird uns ein faszinierender Blick auf unsere Heimat - von oben. Auf einer Flugreise über ganz Deutschland werden gestochen scharfe und aufwendig produzierte Bilder aus der Vogelperspektive gezeigt,
welche die Vielseitigkeit unseres Landes verdeutlichen. Vom Wattenmeer in Norddeutschland über den Kölner Dom bis hin zu den Alpen ist alles zu sehen, was unser Land an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Auch Bilder von den riesigen Stahlwerken im Ruhrgebiet oder dem Braunkohle-Tagebau sind zu sehen - aus einer Perspektive, in der man Deutschland nicht oft zu sehen bekommt.
Eher gemischte Gefühle ruft die rund 110 Minuten lange Kinoversion der ZDF-Produktion hervor. Matthias Pasler von "Moviemaze" ist recht angetan, da "viele der gezeigten Bilder tatsächlich überwältigend oder zumindest sehr schön" seien, wenngleich "die Kamerabewegungen manchmal etwas holperig wirken". Seines Erachtens ist man "sicherlich nicht falsch aufgehoben", wenn man "sein eigenes Land mal aus einer völlig anderen Perspektive erleben" und "auch noch das eine oder andere darüber lernen" möchte. Weitaus negativer beurteilt Andreas Günther von "Filmstarts" das Projekt, das "in dieser Form nur als einfältiges Loblied auf die gute alte Heimat zu verstehen" sei - also nur ein "stark fotografierter Deutschland-Bilderbogen mit patriotischen Untertönen", der jedoch davon abgesehen "thematisch vage und erzählerisch hölzern" bleibe.
OT: «Deutschland von oben» von Petra Höfer und Freddie Röckenhaus