Die Kritiker: «Kommissar Stolberg: Trance»

Story
Die dumpfen Techno-Bässe der nahe gelegenen Diskothek sind an diesem Morgen längst verstummt. Auf der sonst so beschaulichen Wiese am Wasser drängen sich nun Polizisten und Beamte der Spurensicherung: Eine junge Frau wurde tot aufgefunden: Angela Vessel, die Tochter des Diskothekenbesitzers. Eine Stichwunde in der Brust der Siebzehnjährigen lässt auf Mord schließen. Stolberg und seine Kollegen nehmen die Ermittlungen auf und stoßen schnell auf den Fotografen Michael Köster, der Angela als letzter noch lebend gesehen haben soll. Köster saß in der Vergangenheit für den Mord an einer jungen Frau im Gefängnis. In seiner Wohnung finden die Ermittler Fotos, die Angela mit einem Springmesser zeigen. Hat Köster das junge Mädchen tatsächlich getötet?

Seit kurzer Zeit erst war Angela mit Daniel Wilde zusammen. Von Peter Wilde, dessen Vater, erfahren die Ermittler jedoch, dass Daniel verlobt sei und die Hochzeit bald bevorstehe. Allerdings werden die Kriminalbeamten auf den Fotos aus der Wohnung von Fotograf Köster auch auf eine Kette mit einem auffallenden Anhänger aufmerksam, die Angela einst von Daniel als Bestätigung seiner Liebe erhalten hatte und seither stets bei sich trug. Doch die Kette lag nicht bei Angelas Leiche und scheint spurlos verschwunden. Als Stolberg und seine Kollegen näher in Daniels Umfeld ermitteln, treffen sie auf dessen Verlobte Britta, die nun genau diese Kette trägt. Daniel beschuldigt seinen Vater, Britta die Kette gegeben zu haben, was Stolbergs Aufmerksamkeit erregt: Welche Rolle spielt Peter Wilde in dem Mordfall? Dieser legt schließlich ein Geständnis ab: Er habe Angela von Daniels Verlobung erzählt, woraufhin sie ihm die Kette zurückgegeben habe. Angela habe er umgebracht, damit die Verlobung von Daniel und Britta, der Tochter seines Geschäftspartners, nicht zerbricht. Doch auch Angelas Vater, Chris Vessel, sucht nach dem Mörder seiner Tochter. Er überfällt Köster in dessen Wohnung und verlässt diese mit einem wichtigen Beweisstück.

Darsteller
Rudolf Kowalski («Bella Block») als Martin Stolberg
Annett Renneberg («Donna Leon») als Catharina Brandt
Wanja Mues («Stubbe – Von Fall zu Fall») als Nico Schreiber
Eva Scheurer («Die Strandclique») als Dr. Hannah Voskort
Bernd Stegemann («Im Angesicht des Verbrechens») als Peter Wilde
Renée Weibel («Verbotene Liebe») als Britta Schering
Constantin von Jascheroff («Notruf Hafenkante») als Daniel Wilde

Kritik
An «Kommissar Stolberg» ist alles bestenfalls zweitklassig: die Plots, die Charaktere, die schauspielerischen Leistungen. Hier werden lediglich die üblichen Versatzstücke verarbeitet, aus denen Drehbuchautor Jörg von Schlebrügge gänzlich unambitioniert seine Handlungsstränge zusammenbaut, und auch vor einer deutlichen Realitätsferne schreckt man hier offensichtlich nicht zurück: So darf der Polizist schon einmal Hausfriedensbruch begehen und in die Wohnung des mutmaßlichen Täters einbrechen, wo er dann lauert, ihn dingfest macht und in U-Haft schleppt. Als ihm dann wegen seiner widerrechtlichen Handlungen – berechtigterweise – eine Dienstaufsichtsbeschwerde angedroht wird, reagiert der Vorgesetzte gelassen: „Haftprüfung so spät wie möglich.“

Schauderhaft, was hier für ein Bild vom Rechtsstaat gezeichnet wird: Schließlich wird hier eine Ideologie transportiert, in der die Polizisten über dem Gesetz stehen, da sie ohne Konsequenzen eine Straftat nach der anderen begehen und dafür weder zur Rechenschaft gezogen noch auch nur ansatzweise kritisiert werden. Die rechtsstaatlichen Mittel werden als unzureichend dargestellt, um eine Mörderjagd gelingen zu lassen.

Die übrigen Elemente des Drehbuchs können ebenso wenig überzeugen: Die plumpe Dialogführung entspricht der üblichen auf Belanglosigkeit getrimmten televisionären Dutzendware, die Ausarbeitung der Charaktere lässt in Puncto Tiefgang und Glaubwürdigkeit stets zu wünschen übrig. Kein Wunder also, dass hier dann auch kaum ein Schauspieler glänzen kann, und die Episodendarsteller Renée Weibel und Bernd Stegemann die Einzigen sind, die positiv auffallen. Ansonsten fällt die neue Folge von «Kommissar Stolberg» (Regie: Michael Schneider) qualitativ glasklar durch.

Das ZDF setzt die aktuelle Staffel von «Kommissar Stolberg» am Dienstag, den 3. Juli 2012, um 20.15 Uhr fort.
03.07.2012 10:50 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/57678