«Schlüter sieht's»: Heidi ärgere dich nicht
Die neue Model-Show mit Bar Refaeli schlägt schon vor ihrem Start hohe PR-Wellen.
„Wäre ich ProSieben, würde ich meiner Top-Sendung keine Konkurrenz machen. Aber mir gehört ProSieben nicht, ich bin nur Angestellte.“ Die ProSieben-Angestellte Heidi Klum ist laut eigener Aussage „ein bisschen sauer“ auf ihren Sender, der nun eine weitere Model-Sendung ins Programm nimmt. Der Arbeitstitel: «Million Dollar Shooting Star». Das Showgesicht: Bar Refaeli, ihres Zeichens israelisches Top-Model, laut Maxim die schönste Frau der Welt – und Ex-Freundin von Hollywood-Schauspieler Leonardo DiCaprio.
ProSieben betont in der Ankündigung, dass es sich beim neuen Format nicht um ein Casting handle. Vielmehr sei es eine sogenannte Challenge-Show, in der Models gegeneinander antreten, die bereits in der Branche arbeiten. Für die Zuschauer wird ein solcher Unterschied gegenüber Klums Sendung nur marginal sein: Letztlich bleibt «Million Dollar Shooting Star» eine Castingshow, genauso wie «The Voice» eine war – trotz Coaches, trotz Battles und all den modernen Namen.
Was «The Voice» aber auch zeigte: Neue Castingshows sind heute nur dann erfolgreich, wenn sie mit Qualität punkten können, mit glaubwürdigen Juroren, Perspektiven für die Talente und vor allem mit unkonventionellen Kandidaten, die ihre Makel und sympathischen Eigenheiten haben. Bei Gesangsformaten wie «X Factor» oder besagtem «The Voice» hat dies funktioniert – aber im Model-Business, von Schönheitsidealen und perfekten Körpermaßen besessen, sind all diese Punkte nicht miteinander zu vereinbaren.
ProSieben steht dennoch vor der Aufgabe, für einen Erfolg zumindest einiges anders zu machen als «Topmodel»: Refaeli müsste als eine Art Freundin der Kandidatinnen erscheinen – ganz im Gegensatz zu Heidi. Die sogenannten Challenges müssten Aufgaben im Model-Business wirklich authentisch wiedergeben – entsprechende Vorwürfe der Unglaubwürdigkeit wurden Klums Show oft gemacht. Genauso wie jene, auf stereotype Kandidatinnen und vorprogrammierte Zickenkriege zu setzen. Auch hier müsste Refaeli durch Qualität punkten und sich trauen, Talente abseits der Laufsteg-Ideale auszubilden.
Letzteres kündigt ProSieben bereits an, denn auch „Frauen, die beispielsweise nur 161 Zentimeter groß sind, aber vor der Kamera funkeln wie ein Diamant, können zum «Million Dollar Shooting Star» werden.“ Allerdings konzentriert sich die Sendung ausdrücklich und anscheinend ausschließlich auf die altbekannten Fotoshootings, die dann den schönen Namen „Challenge“ verpasst bekommen – sollte sich dies bewahrheiten, bekämen wir mit Bar Refaeli also nicht viel mehr als eine Mini-Version von «Germany’s Next Topmodel». Juror Peyman Amin inklusive. Um eine solche Konkurrenz müsste sich Heidi wahrlich keine Sorgen machen.
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