Neben «Ice Age 4» kommt diese Woche unter anderem auch eine Dokumentation über Woody Allen in die deutschen Kinos. Auch Freunde des französischen Kinos kommen auf ihre Kosten.
«Ice Age 4 - Voll verschoben»
Zum vierten Mal geht es gemeinsam mit dem Mammut Manni, dem Säbelzahntiger Diego und dem Riesenfaultier Sid zurück in die Eiszeit. Letzterer freut sich bereits auf ein Wiedersehen mit seiner leiblichen Familie, doch die Freude wird schnell getrübt, als er sich mit seiner zänkischen Oma herumschlagen muss. Weniger Probleme mit seiner Ellie hat Manni, doch dafür macht seine inzwischen in die Pubertät gekommene Tochter Peaches immer wieder unnötigen Stress. Richtig zufrieden ist eigentlich nur Diego, dem seine Rolle als Beschützer der Herde sichtlich zusagt. Doch gegen die durch Scrat ausgelöste Kontinentalverschiebung ist auch er machtlos, denn derartigen Problemen musste er sich bisher noch nie stellen. Ein gewaltiger Spalt in der Erde trennt die Freunde von der großen Herde und stellt sie vor eine gewaltige Herausforderung. Eine einsam umhertreibende Eisscholle funktionieren sie spontan zu einem Schiff um und begeben sich auf ihr erstes Hochsee-Abenteuer. Doch nicht nur exotische Seeungeheuer machen ihnen das Leben schwer, sondern sogar eine blutrünstige Piratencrew...
Während der erste Teil der «Ice Age»-Reihe auch bei fast allen Kritikern gut ankam, konnten bereits die beiden Fortsetzungen aus den Jahren 2006 und 2009 nicht mehr für flächendeckende Euphorie sorgen. Da jedoch die Einnahmen weiterhin so hoch waren wie bei kaum einem anderen Film der Blue Sky Studios, kommt nun ein weiterer Teil in die internationalen Kinos. Doch wirklich große Begeisterung ist bei den Kritikern nicht zu verspüren. Sebastian Stumbek von "moviereporter.de" bemängelt, dass es sich hierbei "bereits zum vierten Mal um ein und dasselbe handelt und die Story so dünn ist wie das zerspringende Eis, auf dem sich unsere Protagonisten bewegen". Deshalb empfiehlt er den Film nur "eingefleischten Fans und jüngeren Zuschauern", da diese "vermutlich auch mit «Voll verschoben» ihren erwarteten Spaß haben werden", allen anderen jedoch "sei eher zu einer deutlich stärkeren Alternative aus dem Hause Pixar oder gar Dreamworks geraten". Auch Dani Maurer von "outnow.ch" zieht ein eher durchschnittliches Fazit, denn was man zu sehen bekommt sei "altbekannt, mit Geschichten, die fast keinen mehr vom Hocker reißen". Man müsse sogar "ein bisschen genauer hinhören und -schauen, um richtig lustige Sachen zu entdecken". Insofern sei es zwar "etwas ungerecht", den fünfminütigen Kurzfilm «Die Simpsons: Der längste Kita Tag», der vor «Ice Age 4» im Kino zu sehen ist, als besser zu bezeichnen - "aber nicht ganz unwahr". Günter H. Jekubzik vom Internetblog "FILMtabs" bringt es noch schneller auf den Punkt, denn seines Erachtens gehe der Streifen den Weg vieler Action-Filme: "Hauptsache, es kracht kräftig, wenn Kontinente und Familien auseinanderbrechen. Die Kollateral-Schäden werden vernachlässigt."
Die Einschätzung von Quotenmeter.de-Kinokritiker Sidney Schering können sie
hier nachlesen.
OT: «Ice Age: Continental Drift» von Steve Martino und Mike Thurmeier; mit Otto Waalkes, Thomas Fritsch, Max Felder, Wolfram Kons, Annina Braunmiller und Johannes Rape (deutsche Synchronstimmen)
«Cosmopolis»
Eric Packer (Robert Pattinson) ist einer der weniger sympathischen Menschen auf dieser Welt. Schon mit seinen 28 Jahren hat der milliardenschwere Finanzjongleur nicht einmal mehr einen Ansatz von schlechtem Gewissen bei seinen zwielichtigen Geschäften. Nur allzu gerne cruist er mit einer High-Tech-Stretchlimousine quer durch Manhattan und will aufgrund seiner Machenschaften unbedingt verhindern, zu lange an einem Ort zu verweilen. Aus Angst vor Anschlägen bestellt er sich sogar seine Liebschaften in sein Luxusauto, da er selbst auf Hotels nur ungerne ausweicht. Die Beziehung zu seiner kürzlich erst angetrauten Elise (Sarah Gadon)
bezeichnet er selbst als "Vernunftheirat", die er sich jedoch bei Bedarf durchaus mit Sex garnieren lässt. Neben Geld und Sex gibt es nicht viel, das für Packer wirklich von Belang ist. An diesem Tag jedoch möchte er sich unbedingt bei einem Friseur die Haare scheiden lassen – dumm nur, dass ausgerechnet jetzt der US-Präsident in der Stadt ist und der Verkehr komplett ins Stocken gerät. Und dann gibt es da noch die Demonstranten, die gegen Packers geliebten Kapitalismus protestieren...
Der neueste Film von David Cronenberg, der diesmal auf einer gleichnamigen Romanvorlage von Don DeLillo basiert, wurde nicht zuletzt bei den Filmfestspielen in Cannes äußerst kontrovers diskutiert. Die Meinungen der Filmkritiker gehen bei diesem Streifen weit auseinander. Die Redaktion von "moviejones.de" beurteilt ihn überaus kritisch als "Film, der zum Denken anregen will, aber die wenigsten zum Genießen verleiten kann". So versinke "die lobenswerte Absicht in einem unendlich scheinenden Strom aus Floskeln und Nebensächlichkeiten". Es falle jedoch nicht schwer, Hauptdarsteller Robert Pattinson die Rolle des "überaus unterkühlten und nach Sex sinnenden Packer" abzunehmen, wenngleich es trotz "größter Mühe" kein "beeindruckendes Schauspiel" seinerseits sei. Wesentlich mehr kann Carsten Baumgardt von "filmstarts.de" dieser Produktion abgewinnen. So ist er nicht nur der Meinung, dass Pattinson "eine sehr beachtliche Leistung zeigt und den entscheidenden Schritt zum glaubwürdigen Charakterdarsteller macht", sondern er lobt auch das "höchst unbequeme" Werk, das "viel Spielraum für unterschiedliche Lesarten" lasse und "nicht zuletzt deshalb auch überaus faszinierend" sei.
OT: «Cosmopolis» von David Cronenberg; mit Robert Pattinson, Paul Giamatti, Jay Baruchel, Damantha Morton, Juliette Binoche und Kevin Durand
Auf der nächsten Seite: Mehr zur ersten abendfüllenden Dokumentation über Woody Allen.
Auch Freunde des französischen Kinos kommen ab dieser Woche auf ihre Kosten.
«2 Tage New York»
Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass die Fotografin Marion (Julie Delpy) gemeinsam mit ihrem Ex-Freund Jack (Adam Goldberg) zwei unvergessene Tage in Paris verbrachte – und das, obwohl sie sich eigentlich auf einen ganz gewöhnlichen Familienurlaub eingestellt hatte. Inzwischen lebt Marion mit ihrem kleinen Sohn (Owen Shipman) in New York, nachdem sie eine schmerzvolle Trennung hinter sich gebracht hat. Doch glücklicherweise gibt es da Mingus (Chris Rock), denn ihr Arbeitskollege in der US-Metropole half ihr bei der Verarbeitung des Trennungsschmerzes. Immerhin ist er selbst auch nicht ganz unerfahren in dieser Hinsicht und bringt seine sieben Jahre alte Tochter Willow (Talen Ruth Riley) mit in die Beziehung. Das Patchwork-Glück ist ungebrochen, bis Marions Vater Jeannot (Albert Delpy) in New York aufkreuzt – und wenig später auch Schwester Rose (Alexia Landeau) und ihr aktueller Freund Manu (Alex Nahon) auf der Matte stehen. Vor allem Letzterer sorgt für ordentlich Ärger, als er plötzlich einen Drogendealer in das Apartment seiner Gastgeber bestellt und das Chaos ausbricht...
Mit insgesamt recht ordentlichen Kritiken wird dieser Film aus Frankreich bedacht. So ist Bettina Friemel von "moviemaze.de" sogar der Meinung, dass Julie Delpy hiermit "eine wunderbare Fortsetzung" des 2007 produzierten Films «2 Tage Paris» gelungen sei, auch da "ihrer Kreativität Raum zur Entfaltung" gelassen worden sei. Besonders empfehlenswert sei der Film aufgrund "toller Dialoge, einer schönen Entwicklung der Geschichte, eines großartigen Ensembles und liebevoller Ideen im Schnitt". Eine "wahre Überraschung" sei überdies Chris Rock, da dieser hier "ganz ruhig und entspannt" spiele "und über ein breites Spektrum an Facetten verfügt". Für Cornelis Hegel von "schnitt.de" macht die Sympathie des Filmes aus, dass die Regisseurin "ihre Figuren konsequent in ihrem Fehlverhalten und bei ihren Fehlentscheidungen begleitet, ohne sie dabei moralisch zu werten. Dennoch könne man "im Vergleich zum ersten Teil einiges kritisieren und bemängeln", weshalb man mit einem "unsentimentalen Blick" an diesen Film herangehen solle – denn so bekäme man einen "durchaus gelungenen Film einer Gattung" zu sehen, "die sonst von unsäglich-biederen Katherine Heigls und Matthew McConaugheys bevölkert wird, bei deren Anblick man ein beherztes 'Nein, danke!' ausrufen möchte". Todd McCarthy von "hollywoodreporter.com" bezeichnet den Streifen als "verlockenden Eintopf für Zuschauer mit Geschmack für obszönen Humor und irre Charaktere".
OT: «2 Days in New York» von Julie Delpy; mit Julie Delphy, Chris Rock, Dylan Baker, Brady Smith, Aleksia Landeau und Kate Burton
«Woody Allen: A Documentary»
Viele lange Jahre mussten die Fans darauf warten, doch nun kommt endlich die erste abendfüllende Dokumentation über Starregisseur Woody Allen in die deutschen Kinos. Der preisgekrönte Dokumentarfilmer Robert Weide begleitete den scheuen Allen zwei Jahre lang durch sein Leben und portraitiert ihn als offenen und gewohnt humorvollen Menschen, der den Zuschauer bereitwillig an seiner Kunst teilhaben lässt. Weide spannt den Bogen von der frühesten Kindheit bis zur Premiere seines jüngsten Erfolgs «Midnight In Paris» bei den Filmfestspielen in Cannes, wo erstmals in der Karriere des 77-jährigen Allens überhaupt ein Kamerateam die Dreharbeiten verfolgen durfte. Dabei gibt es zahlreiche skurrile
Szenen zu betrachten, garniert durch Auftritte in Film und Fernsehen. Zudem kommen auch einige der vielen Weggefährten Allens zu Wort, die den Kultregisseur und Komiker in den vergangenen Jahren begleiten durften.
Ausnahmsweise kommt in dieser Woche mal kein neuer Film von Woody Allen in die Kinos, sondern einer über den neurotischen Kult-Regisseur, der zuletzt mit «Midnight In Paris» wohl einen seiner besten Filme auf den Markt brachte. Die Kritikerzunft zeigt sich insgesamt ziemlich angetan von diesem Film. So lobt Robert Cherkowski von "filmstarts.de" die von Regisseur Weide angewandte Methode, "Allens Werdegang und seinen jeweils aktuellen Stand in Karriere, Liebe, Leben und Philosophie mit passenden Ausschnitten aus den Spielfilmen des vierfachen Oscarpreisträgers zu illustrieren". Allerdings gibt er zu bedenken, dass es sich hierbei "eher um eine Hommage als um ein substanzielles Portrait handelt" und kritisiert darüber hinaus, dass "besonders gegen Ende zu viele Phrasen à la 'Er ist der wichtigste Regisseur, mit dem ich je gearbeitet habe' von Naomi Watts kommen". Oliver Kaever von "programmkino.de" lobt in besonderem Maße, dass es der Doku "auf wunderbar anrührende Weise" gelinge, "den Menschen Woody Allen hinter der Kunstfigur sichtbar zu machen – und zu zeigen, wie untrennbar beide miteinander verbunden sind". Er räumt zwar ein, dass "vielleicht die nötige dokumentarische Distanz" fehlen mag, jedoch stattdessen "ein unmittelbarer Zugang zu Allens Universum ermöglicht" wird.
OT: «Woody Allen: A Documentary» von Robert B. Weide; mit Woody Allen, Josh Brolin, Letty Aronson, Marshall Brickman, Dick Cavett und Penelope Cruz