Micky Beisenherz: 'Werde zum Werner Schulze-Erdel der neo-Generation'
Die beiden präsentieren ab 6. August die neuen Folgen von «Die Pyramide» - zunächst bei ZDFneo. Beisenherz hat in den kommenden Wochen aber noch mehr zu tun.
Man sollte mit dem Wort „legendär“ ja immer ein bisschen vorsichtig sein. Ich glaube aber in Verbindung mit «Die Pyramide» darf man es dann schon einmal verwenden. Welche Erinnerungen haben Sie an das Original?
Joachim Llambi: Ich war 14 oder 15, als die Sendung startete. Wir saßen dann immer mit Cola und Chips vor dem Fernseher. «Die Pyramide» war damals ein absolutes Pflichtprogramm – das musste man einfach sehen. Und natürlich ist es so, dass aus dieser Sendung dann auch das beliebte Brettspiel Tabu entstanden ist.
Micky Beisenherz: Ich erinnere mich vor allem an eine sehr wohlige, gemeinschaftliche Atmosphäre, wenn wir «Die Pyramide» geschaut haben. Samstags, 19.30 Uhr – ja, das war wirklich toll. Dieter Thomas Heck hatte damals immer die Creme de la Creme versammelt. Sie sehen, ich habe nur gute Erinnerungen und musste deshalb auch nicht lange darüber nachdenken, als ich gefragt wurde, ob ich die Neuauflage machen möchte. Mir kam sofort die Musik von damals ins Ohr und ich wusste: Das mache ich.
Wo liegen die Unterschiede zwischen Original und Neuauflage?
Beisenherz: Der Moderator ist ein anderer, der Schiedsrichter ist ein anderer. Wir haben auch das Studio natürlich modernisiert, wobei alle darum bemüht waren, den klassischen Charme zu transportieren.
Llambi: Micky Beisenherz hat einen anderen Sprachgebrauch als Dieter Thomas Heck damals. Eine wichtige Änderung betrifft auch den Schiedsrichter. Das ist jetzt nicht mehr Herr Anonym, der an einem roten Telefon sitzt. Der Schiedsrichter ist on Air zu sehen und kann seine Entscheidungen somit auch besser erklären. Es wird somit transparenter, wieso wir einen Begriff zum Beispiel nicht gelten lassen. Auf jeden Fall ist das Format dadurch wirklich für einige Überraschungen gut.
Sat.1 hat mit «Ab durch die Mitte!» eine Vorabendquizshow getestet, jetzt probieren das auch ZDFneo und ZDF. Der Beginn von einem neuen Quizshow-Boom?
Llambi: Ich weiß nicht, ob das direkt ein Boom wird. Ich glaube es ist nie falsch, wenn man auf bewährte Formate setzt. Schauen Sie sich «Wer wird Millionär?» an. Das läuft schon sehr lange – zeichnet sich durch einfache Regeln aus, die für den Zuschauer nachvollziehbar sind. Ich glaube, dass das Publikum nach wie vor gerne mit Kandidaten mitfiebert, sich freut und auch mitleidet. Wenn wir ehrlich sind: Natürlich sind die Quoten von «Wer wird Millionär?» nicht mehr so hoch wie noch vor drei oder fünf Jahren, aber immerhin schauen sechs Millionen zu.
Was sagen Sie, Herr Beisenherz. Ist das jetzt das Revival der Quizshow?
Beisenherz: Ich halte es da wie Borussia Dortmund. Ich schaue nur auf uns. Ich weiß auch nicht, ob das jetzt gleich ein neuer Boom wird. Aber ich hatte mich eigentlich sowieso gefragt, wieso das ZDF dieses geniale Format so lange in der Schublade hat liegen lassen. Eigentlich hätte man in den 90ern gleich direkt weitermachen können.
Was macht einen guten Gameshow-Kandidaten aus?
Beisenherz: Es ist immer gut, wenn das Publikum vorher eine klare Meinung über jemanden hat – egal ob positiv oder nicht so positiv. Besonders spannend wird es dann, wenn sich der Kandidat im Verlauf der Sendung als völlig anders herausstellt. In «Die Pyramide» ist das jetzt schon mehrfach passiert.
Llambi: Ein Kandidat muss eine Persönlichkeit haben, schlagfertig sein – das gilt nicht nur für die Normalos, sondern auch für die Promis. Und gerade was die Promis angeht, da haben wir ein ganz illustres Feld zusammen gestellt.
Beisenherz: Manchmal können übrigens auch die Nicht-Promis so spritzig und gut sein, dass sie die Promis richtig mitziehen. Ich habe erst kürzlich eine Folge moderiert, da hatten wir auf der Bühne wirklich einen Mörder-Spaß.
So soll es sein, Herr Beisenherz. Sprechen wir mal kurz über RTL II. Dem Sender haben Sie es zu verdanken, dass Sie nun auch vermehrt vor der Kamera auftreten.
Beisenherz: So ist es.
Mit «Stadt, Land… Promi Spezial» geht es auch bald weiter.
Beisenherz: Sogar ziemlich zeitgleich. Ich werde also doch noch zum Werner Schulze-Erdel der neo-Generation (lacht). Auch bei «Stadt, Land… Promi Spezial» haben wir prominente Kandidaten, die sich in einer Sendung als komplett anders herausstellen, als man dachte. Zudem besticht das Format durch ein einfaches und klares Spielprinzip.
ZDFneo, RTL II… das sind momentan die Sender für die ganz jungen Zuschauer. Wird für die 14- bis 29-Jährigen heutzutage wieder richtig gutes Fernsehen gemacht?
Beisenherz: Ich glaube, RTL II ist mir da nicht böse, wenn ich sage, dass das Publikum von ZDFneo durchaus ein anderes ist. Man sieht am Erfolg von «Roche & Böhmermann» und «neoParadise» aber, dass es unglaublich viele junge, intelligente Menschen gibt, die auf ehrliches und klassisches Fernsehen stehen – und es klassisch im TV oder auch in der Mediathek ansehen.
Herr Llambi, Sie sind durch «Let’s Dance» bekannt geworden. Stört es Sie eigentlich, wenn Sie immer wieder auf diese Sendung angesprochen werden?
Llambi: Nein. Das ist mein Baby, mein Format. Ich komme aus dem Tanzsport und freue mich, wenn man mich mit der Sendung in Verbindung bringt.
Leiden Sie, wenn eine Staffel dann schlechtere Quoten holt – so wie in diesem Jahr?
Llambi: Natürlich leidet man. Aber in diesem Jahr hatten wir es mit dem FC Bayern hoch 15 zu tun. Es ist traurig, dass einem dann einfach einige Zuschauer fehlen. Aber wir hatten durchaus eine treue Fangemeinde, die uns trotz des Spiels Bayern München gegen Real Madrid eingeschaltet hat. «Let’s Dance» hat auf jeden Fall seinen Platz im deutschen Fernsehen und ich bin guter Dinge, dass es weitergeht. Außerdem mache ich bei RTL ja auch noch «Jungen gegen Mädchen», das ebenfalls fortgesetzt ist. Weil Mirja Boes aber zur Zeit schwanger ist, dauert es noch ein wenig, ehe neue Episoden aufgezeichnet werden.
Und für Sie, Herr Beisenherz, geht es 2013 wieder ins Dschungel-Camp. Ist das so eine Art Urlaub. Einfach mal zwei Wochen lang die Sau rauslassen?
Beisenherz: Es geht für uns nicht in jedem Jahr nach Australien. Da müssen Sie zuerst RTL fragen, ob das für 2013 geplant ist. Ich würde gerne wieder runterfliegen. Urlaub ist das aber nicht, weil Oliver Haas und ich 20 Nachtschichten am Stück schieben. Wir arbeiten da zehn, zwölf, manchmal 16 Stunden lang. Spaß macht es, dass zwei Autoren da Gefallen an Wortspielen und Frotzeleien haben. Das geht alles natürlich nur, weil uns unser fantastischer Redakteur Markus Küttner den Rücken freihält.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Beisenherz und Herr Llambi.