«Schlüter sieht's»: Verliebt, verlobt, bei RTL verheiratet
RTL gräbt den Samstagabend-Klassiker «Traumhochzeit» wieder aus. Erfolg garantiert?
Die «Traumhochzeit», eine der erfolgreichsten Samstagabendshows in den 90er Jahren, kehrt bei RTL auf die Bildschirme zurück – aber was hat den Sender zu diesem Schritt bewegt? Die Wiederbelebung der Sendung dürfte auf den Erfolg eines Formats zurückgehen, das zunächst nichts mit dem Comeback der «Traumhochzeit» zu tun hat: «Der Bachelor». Auch dieses Programm war viele Jahre verschollen, kehrte dann Anfang 2012 überraschend bei RTL zurück – und übertrumpfte im Laufe seiner neuen Staffel sogar die Quoten von «Deutschland sucht den Superstar», das im Vorprogramm lief. Und auch wenn «Der Bachelor» keine klassische Show, sondern eher ein Reality-Format geworden ist: Allein die Tatsache, dass man eine offenbar angestaubte Sendung durch ein frisches Konzept zum neuen Quotenstar machen kann, spricht für die Neuauflage weiterer klassischer RTL-Shows.
Und da «Der Bachelor» bereits bewiesen hat, dass die Zuschauer – vor allem die werberelevanten – auf mehr Romantik im TV stehen, liegt es nur nahe, aus dieser Abteilung auch die «Traumhochzeit» wiederzubeleben. Allerdings darf nicht erwartet werden, dass wir eine Abendshow sehen, die dem Klassiker mit Linda de Mol ähnlich sieht: Denn der Erfolg des «Bachelor» kam gerade durch seine konzeptuelle Frische, die mit dem Original – vor allem produktionstechnisch – nur noch in Grundsätzen etwas gemeinsam hatte. Diese Neuartigkeit, besonders zurückzuführen auf eine andere Produktionsfirma, die das Format nun herstellt, lockte das Fernsehpublikum zunehmend zu der Kuppelshow: Hatten anfangs noch etwas mehr als 15 Prozent der Werberelevanten eingeschaltet, waren es zum Finale 25 Prozent. Ohnehin ist es selten genug, dass eine TV-Sendung im Laufe ihrer Ausstrahlung überhaupt Marktanteile gewinnt.
Wenn die Fernsehlandschaft also eines aus dem erfolgreichen «Bachelor»-Experiment gelernt hat, dann die Tatsache, dass man fast alles umkrempeln darf, solange das Grundkonzept erhalten bleibt. Bei der «Traumhochzeit» hat Endemol aber bisher keine Neuerungen angekündigt: Wieder werden drei Paare um ihre persönliche Traumhochzeit spielen und müssen in diversen Spielen ihr romantisches Können unter Beweis stellen, aber auch Mut und Geschicklichkeit besitzen. Auch die versteckte Kamera soll wieder dabei sein, die den Heiratsantrag filmt. Einzige bisher bekannte Neuerung: das Moderatorenduo Susan Sideropoulos und Yared Dibaba (übrigens verheiratet), das Linda de Mol ersetzt.
Reicht dies für genug Frische? Vermutlich nicht, aber die Produktionsfirma täte gut daran, deutlich mehr zu verändern als nur die Moderation und vielleicht ein paar Spiele. Denn für den Beweis «Der Bachelor», dass ein altes Format mit neuem Konzept erfolgreich ist, gibt es auch genug Beweise dafür, dass ein altes Format eben nicht erfolgreich ist, wenn es alt bleibt: Schon 2008 scheiterte eine – kaum veränderte – Neuauflage der «Traumhochzeit» im ZDF, damals noch von Linda de Mol moderiert.
Im gleichen Jahr ging auch RTL selbst baden: mit dem Comeback der «100.000 Mark Show» (als «100.000 Euro Show»), das nun auch erstaunlich viele Ähnlichkeiten mit der Wiederbelebung der «Traumhochzeit» hat: Erstens produzierte man damals von der «100.000 Euro Show» testweise „nur“ zwei Folgen je 90 Minuten – wie jetzt auch beim Kuppel-Format. Zweitens blieb das Produktionsunternehmen (zwangsweise) das gleiche – nämlich Endemol. Beim «Bachelor» wurde es bei der Neuauflage übrigens ausgetauscht. Und drittens setzte man bei der «100.000 Euro Show» zwar auf eine neue Moderation, die aber für die speziellen Anforderungen unerfahren war – damals war es Inka Bause, die vorher viel moderiert hatte, aber keine großen Action-Spielshows im Privatfernsehen. In Teilen trifft dies nun auch auf die «Traumhochzeit» zu, da Susan Sideropoulos bisher ebenfalls keine Erfahrung in der Moderation großer Spielshows hat – geschweige denn Yared Dibaba. Dies muss nicht negativ sein. Im Falle von Bause und der «100.000 Euro Show» killte es damals aber das Konzept.
Jan Schlüters Branchenkommentar gibt es jeden Mittwoch nur auf Quotenmeter.de.