Die Kritiker: «Scott & Bailey: Tödliche Dreisamkeit»

Ein erfrischendes Ermittlerinnen-Duo hat neben schwierigen Kriminalfällen auch jede Menge persönliche Verwicklungen aufzuklären.

Inhalt
Janet Scott (Lesley Sharp) und Rachel Bailey (Suranne Jones) arbeiten gemeinsam für das Morddezernat der Polizei von Manchester. Doch nicht nur beruflich, sondern auch in ihrem Privatleben müssen die beiden einige schwierige Fälle lösen. Rachel wird von ihrem Lebensgefährten Nick (Rupert Graves) verlassen. Verärgert darüber stürzt sie sich in die Arbeit und ermittelt gemeinsam mit ihrer Kollegin Janet Scott in einem Fall, bei dem eine 18-Jährige ermordet wurde.

Sie erfahren, dass der Ehemann der jungen Frau eine Affäre hatte. Somit geraten sowohl er als auch seine Geliebte ins Visier der Ermittlerinnen. Gleichzeitig meldet sich Geoff (Kevin Doyle), ein alter Schulfreund, bei Janet. Geoffs Schwester ist als Sechsjährige durch mysteriöse Umstände umgekommen. Geoff bittet Janet darum, den Fall neu aufzurollen.

Darsteller
Lesley Sharp («The Diary of Anne Frank», «The Shadow Line») ist Janet Scott
Suranne Jones («Strictly Confidential», «Harley Street») ist Rachel Bailey
Rupert Graves («Garrow’s Law», «Sherlock») ist Nick Savage
Daniel Ben Zenou («Law & Order») ist Gokhan Yilmaz
Kevin Doyle («The Bill», «Downton Abbey» ist Geoff Hastings

Kritik
Die neue Krimiserie «Scott & Bailey» aus dem Hause BBC sorgt für frischen Wind unter den eher düster angehauchten Krimiserien der jüngsten Vergangenheit. Im Gegensatz zu typischer US-Krimikost à la «CSI», «Criminal Minds» etc. setzt die britische Crimeserie auf helle Farben, bunte Kulissen und seichtere Kriminalfälle denn die Konkurrenz. Bereits der erste Fall erzählt in einem flotten Tempo zwei parallele Handlungsstränge. Auf der einen Seite beleuchtet «Tödliche Dreisamkeit» den augenscheinlichen Mordfall an einer türkischen Schwangeren. Gleichzeitig hierzu zeigt die Pilotfolge die Umstände der Trennung von Rachel und ihrem Freund, mit dem sie zwei Jahre zusammen war und der sie in dieser Zeit durchgehend hinterging. Die Schnitttechnik, die dafür sorgt, dass diese beiden Erzählstränge konsequent voneinander getrennt werden, ist strikt und sorgt für einen radikalen Bruch zwischen den Szenen, die sich in Baileys Privatleben abspielen und denen, die den Mordfall beleuchten. Gleichzeitig wird allerdings auch in den Passagen, die die Ermittlungen thematisieren, das eine oder andere Mal die Trennung angesprochen. Hier ist das Thema jedoch lediglich Stichwortgeber für spritzige Dialoge unter den beiden Hauptdarstellerinnen. Aus Plotsicht bringt «Scott & Bailey» die verschiedenen Thematiken jedoch nicht durcheinander.

Lesley Sharp und Suranne Jones, die die Rollen der Protagonistinnen verkörpern, sind bereits in der Pilotfolge wahrlich gut aufgelegt. Dennoch dürfte vor allem bei Jones noch Luft nach oben sein. Gerade in der ersten Hälfte von «Tödliche Dreisamkeit» fehlt es der Seriendarstellerin bisweilen an Ausdrucksstärke in der Mimik. Da jedoch über die 45-minüte Laufzeit der ersten Folge zu erkennen ist, wie sie immer mehr in ihre Rolle findet, dürfte es nahezu sicher sein, dass die 34-jährige Britin in den kommenden Folgen noch weiter aufgehen wird. Ihre Darstellung der Rachel übernimmt in dem Frauenpower-Krimi den Teil der instinktiven Ermittlerin, die augenscheinlich wenig Wert auf große Planungen sowie einen allzu höflichen Umgangston legt und in punkto Legalität auch gern mal ihre Grenzen auslotet. Ihre Kollegin Janet Scott, verkörpert von einer sympathischen Lesley Sharp, gibt sich als der organisiertere Teil des Ermittlerduos, ist gewillt, die Gefühlsausbrüche ihrer Partnerin zu ertragen und steht dieser sogar mit Rat und Tat zur Seite, wen sie Hilfe braucht. Diese Kombination zweier grundverschiedener Charaktere sorgt für Pepp in der Serie. In der Pilotfolge hält man sich mit dem Zurückgreifen auf etwaigen Zündstoff jedoch noch weitestgehend zurück und belässt es lediglich bei kleinen Sticheleien. Diese zeigen allerdings bereits, dass in der Serie weitaus mehr Pfiff stecken dürfte, als sie in der ersten Folge zeigt.

Der zu lösende Fall in «Tödliche Dreisamkeit» befindet sich in Bezug auf den Anspruch auf dem Niveau gewohnter Krimireihen. Ein klar formulierter Mordfall und eine Handvoll Verdächtige bilden hier das Grundgerüst für die Ermittlungsarbeit, die im Vergleich zu ähnlicher Genrekost allerdings einen relativ geringen Anteil der Serie ausmacht. Immerhin liegt das Augenmerk in «Scott & Bailey» zu einem nicht unerheblichen Teil auf den privaten Verwicklungen der beiden Protagonistinnen. Erfrischend ist dadurch jedoch der Ablauf einer Folge, der aus dem gewohnten Trott herausbricht. Dadurch ist nicht am Fortschritt der Folge zu sehen, ob es sich bei dem dargestellten Verhör nun um das Finale handelt, oder ob die Suche nach dem Täter weitergehen wird.

Fazit: Die Pilotfolge der neuen BBC-Krimiserie «Scott & Bailey» ist wohltuende Crimeunterhaltung, die zuweilen aus dem gewohnten Schema ausbricht. Die Darsteller sind allesamt gut aufgelegt. Jedoch dürfte im Laufe der Staffel noch mehr drin sein, als sie in der Pilotfolge «Tödliche Dreisamkeit» zeigen. Auch optisch macht das Format viel her. Das für Crimeserien untypisch freundliche Auftreten erinnert teilweise an den BBC-Hit «Sherlock» und versprüht durch fast an Sitcoms anmutende Kulissen einen ungewöhnlichen Charme. Selbiges gilt für die Besetzung. Hier vertrauten die Macher auf einen hohen Anteil an Ermittlerinnen, die in der Serie im Fokus stehen. Alles in allem eine erfrischende Serie, der es bisweilen jedoch ein wenig an Innovation fehlt, im Großen und Ganzen jedoch viel Spaß und Lust auf mehr macht.

ZDFneo zeigt «Scott & Bailey» ab Montag, 3. September 2012, um 21.55 Uhr.
03.09.2012 09:30 Uhr  •  Antje Wessels  •  Quelle: Inhaltsangabe BBC Germany Kurz-URL: qmde.de/58891