Die Kritiker: «SOKO Wismar» (9x01)

Inhalt:
Offenbar hat Daniel Seestein noch panisch zu verhindern versucht, dass jemand sein Kind aus dem gegenüber geparkten Wagen nimmt. Eine Autofahrerin kann nicht mehr rechtzeitig bremsen und überfährt ihn. Seine Ehefrau Julia bestätigt die Vermutung: Das gemeinsame Baby Caspar ist verschwunden. Doch wieso suchen sich die Entführer ausgerechnet die Seesteins aus? Die Renovierung ihres Hotels hat das ganze Geld verschlungen, viel zu holen gibt es nicht.

Daniel Seestein hat allerdings eine Akte bei der Polizei. Nichts Schwerwiegendes und alles lange her, aber aus dieser Zeit stammt die Bekanntschaft zu Uwe Vredesand, auch polizeibekannt und chronisch auf Geldsuche. Ebenfalls verdächtig ist Iris Dörthen, die kürzlich vor einem Supermarkt versucht hat, ein Baby zu entführen. Viele Verdächtige, aber bei Weitem keine heiße Spur – und immer die Frage: Wo ist das Baby?

Darsteller:
Udo Kroschwald («Tom Atkins Blues») ist Jan Reuter
Jonas Laux («Weihnachten im Morgenland») ist Nils Theede
Claudia Schmutzler («Für alle Fälle Stefanie») ist Katrin Börensen
Mathias Junge ist Kai Timmermann
Li Hagman («Im Namen des Gesetzes») ist Leena Virtanen

Kritik:
Startschuss für 25 neue Folgen der ZDF-Vorabendserie, die Udo Lindenberg im Vorspann so bezaubernd besingt. «SOKO Wismar» geht in die nunmehr neunte Staffel – und das mit einem Fall, der sich vom sonstigen Einheitsbrei durchaus abhebt. «SOKO Wismar» galt bisher nicht als Vorzeigeprodukt der «SOKO»-Reihe, bekam zuletzt eher mäßige Kritiken. Und deshalb ist die Entwicklung des Formats nun durchaus erstaunlich: Logisch, dass die Produktionsfirma CineCentrum Berlin bei der Herstellung von 25 Folgen alleine aus Zeitgründen immer wieder ins Studio gehen muss, der Anteil der Studioszenen ist im Auftakt zur neuen Staffel aber vergleichsweise gering. In den ersten Minuten hingegen bekommt der Zuschauer viele Bilder direkt aus dem malerischen Wismar.

Nach wie vor lebt die Serie mit der von Claudia Schmutzler verkörperten Darstellerin Katrin Börensen, bestens bekannt noch aus dem Sat.1-Krankenhausformat «Für alle Fälle Stephanie» - sie ist das Herz und der gute Geist der Geschichten. Neben ihr überzeugt auch Udo Kroschwald als Chef der ermittelnden Truppe. Den «SOKO»s im ZDF-Vorabend wird gerne eine allzu große Austauschbarkeit vorgeworfen – und das sich Bedienen an all zu vielen Klischees.

Zumindest in der ersten Folge der neuen Staffel war dies aber nicht der Fall. Die Geschichte rund um eine Entführung eines Babys wich erfrischend von sonstigen Storys ab – die Autoren Ralf Leuther, Jens Köster, Michael B. Mueller präsentieren in den knapp 43 Minuten gleich eine Reihe von Verdächtigen. Es ist nicht üblich, dass man als Zuschauer der «SOKO»-Serien bis zum Ende nicht weiß, wer letztlich der Täter war – und der Auflösung des Falles sogar ein bisschen entgegenfiebert.

Fraglich ist nur, ob es sich wirklich um eine Trendwende bei «SOKO Wismar» handelt, oder ob die erste Folge aus Staffel neun nur eine Ausnahme darstellt. Das werden die kommenden Wochen zeigen. Profitieren kann die Serie zudem dank ihren Gastdarstellern Ingo Naujoks und Mareile Möller sowie durch einige recht originelle und teils sogar lustige Dialoge.

Mit dem Auftakt zur neuen Staffel setzt sich «SOKO Wismar» im Vergleich mit den anderen Serien an die Spitzenposition. Derzeit kann Story-technisch nur «SOKO Köln» noch mithalten. Das Niveau muss nun aber auch über Wochen hinweg gehalten werden.

Die neunte Staffel mit 25 Folgen von «SOKO Wismar» startet am Mittwoch, 10. Oktober 2012 um 18.00 Uhr im ZDF.