Die Kritiker: «Transporter - Die Serie»

Vom Kinohit mit Jason Statham zur TV-Serie mit Chris Vance. Über 30 Millionen Euro kostete die erste Staffel, die nun bei RTL startet. Wir verraten, ob die Produzenten um den deutschen Klaus Zimmermann die Erwartungen erfüllen können.

Inhalt:
Frank Martin ist ein “Transporter”. Er liefert alles, überall hin und ohne Fragen zu stellen – für einen Preis. Frank agiert in einer Unterwelt aus kriminellen Verbünden und verzweifelten Spielern, ein gefährliches Terrain, wo kleinste Fehltritte fatal enden könnten. Und doch kann man immer auf Frank zählen, dass er den Job erledigt. Um zu gewährleisten, dass die Dinge reibungslos verlaufen, befolgt Frank einige Regeln – die drei wichtigsten sind: Ändere nie eine Abmachung, keine Namen und: öffne nie das Paket.

Gelegentlich aber treten Komplikationen auf und Frank ist gezwungen zu improvisieren. Als schneller Denker, trainierter Soldat und hochqualifizierter Fahrer ist Improvisation glücklicherweise das, was Frank am besten kann. Gleich in der Pilotfolge soll Frank die Generalstochter Delia sicher aus Berlin wegbringen. Die Mafia hat es nämlich auf sie abgesehen.

Darsteller
Chris Vance («Prison Break») ist Frank Martin
Francois Berleand ist Inspektor Tarconi
Andrea Osvart ist Carla

Kritik
Über 30 Millionen Euro kostete die erste, zehnteilige Staffel der neuen Action-Serie «The Transporter», der TV-Ableger des Kino-Hits, der erstmals 2002 auf den Leinwänden zu sehen war. RTL alleine konnte dies freilich nicht stemmen, weshalb auch HBO, HBO Kanada und der französische Kanal M6 mit an der Produktion beteiligt sind. Entsprechend spielen die Geschichten der neuen Serie auch in Deutschland, Frankreich und in Amerika. Wie konsequent die ausführenden Produzenten Brad Turner und Fred Fuchs das Action-Genre auch in der Serie umsetzen, wird schon direkt in der Startsequenz klar.

Für den geneigten «Cobra 11»-Zuschauer mag es ungewohnt sein, aber „Transporter“ Frank spricht nicht während Verfolgungsjadgen, er schreit nicht – er macht einfach. Frank ist so etwas wie der moderne James Bond. In kaum einer TV-Serie weltweit haben die Macher bislang so sehr auf die zentrale Hauptfigur gesetzt. Das Spiel aller Nebenfiguren dient eigentlich nur dazu, Chris Vance in seiner Rolle als ehemaliger Elitesoldat Frank Martin glänzen zu lassen. Für Vance sicherlich eine enorme Herausforderung, wird er doch zwangsläufig mit einem der größten Actionstars der Gegenwart, Jason Statham, verglichen.

Natürlich kommt er schon allein ob Stathams Vita nicht an diesen heran, macht seine Sache aber dennoch sehr gut. Frank Martin wird in der Serie als der weltgrößte Held angelegt, als Beschützer, als cooler Kämpfer. Die ersten 20 Minuten vergehen dabei wie im Flug. Eine spektakuläre Verfolgungsjagd in einem Parkhaus und spektakuläre Kampf-Action in einem Bekleidungsgeschäft sorgen für echte Hingucker. Kein Wunder: An der Serie arbeiteten auch die begnadeten Stunt-Spezialisten Cyril Raffaeli und Michel Julienne mit, die auch an den «Transporter»-Kinofilmen beteiligt waren.

Chris Vance selbst wurde im Vorfeld der Ausstrahlung nicht müde zu betonen, dass es Kampfszenen wie in der «Transporter»-Serie im Fernsehen noch nie gegeben habe. Da mag man dem Schauspieler nicht widersprechen; ob des riesigen Budgets durfte man im Vorfeld aber nichts anderes erwarten.

«The Transporter» überzeugt aber auch außerhalb der Action-Sequenzen: Im Pilotfilm ist Delia, eine Generalstochter gespielt von Rachel Skarsten, die „Ware“, die es zu befördern und zu beschützen gilt. Wie es sich für einen Action-Kracher gehört, entwickelt sich natürlich mehr zwischen der jungen, schönen Frau und ihrem Beschützer. Dem männlichen Publikum jedenfalls wird es gefallen. In wie weit sich auch die Damenwelt, auf deren Wohlwollen erfolgreiche TV-Macher immer achten müssen, mit der Serie anfreunden kann, bleibt abzuwarten. Vance‘ Oberkörper, den er in einer Szene präsentieren darf und ein, zwei emotionale Szenen mit Delia sollen diese zufrieden stellen.

Was dann aber gegen Ende der Folge geboten wird, ist eigentlich etwas zu wenig. Die Dialoge erscheinen hölzerner als noch zu Beginn und der Zuschauer beginnt die letzte und große Action-Sequenz sehnlichst zu erwarten. Natürlich steht nichts Geringeres als der große Showdown an – es geht quasi um alles oder nichts. Dass die Macher – vor allem im Piloten – dick auftragen müssen, ist klar. Deshalb soll hier auch nicht besprochen werden, wie übertrieben die Szene letztlich wirkt. Dass sie allerdings Realismus vermissen lässt, ist durchaus ein Minuspunkt für das Format. Plötzlich wird alles sehr schnell abgehandelt – es scheint als hätte den Machern schlicht die Zeit gefehlt, den Showdown ordentlich vorzubereiten.

Dem Zeitmanagement der Episode darf also ein leichtes Ungleichgewicht attestiert werden. Was aber bleibt, ist eine Serie, die ein spannendes Experiment wagt: Endlich mal ein Format, das nämlich nicht auf ein ungleiches Ermittler-Duo setzt, endlich eine Sendung, die nicht durch immer noch spritzigere Dialoge überzeugen will. Sondern: Eine Serie, die sich in Sachen Text und Dialog auf ein Minimum beschränkt, dafür aber die ansprechenden und hochwertigen Bilder sprechen lässt. Noch dazu eines, das alles auf die Karte Chris Vance setzt und es in Kauf nimmt, dass sämtliche anderen Darsteller Mittel zum Zweck werden.

Aus deutscher Sicht lieferte Uwe Ochsenknecht als Fiesling im Piloten eine anständige Leistung ab; darüber hinaus wird noch Hannes Jaenicke in der dritten Folge auftauchen. Außerdem räumte Charly Hübner eine Nebenrolle als begnadeter Autoschrauber und Kompagnon von Frank Martin ab. Und einer seiner Sätze, der dürfte dann auch Fans von «Alarm für Cobra 11» bekannt vorkommen: „Du fährst die Autos immer zu Schrott“.

RTL startet «Transporter – Die Serie» am Donnerstag, 11. Oktober 2012, um 20.15 Uhr. Die erste Staffel umfasst zehn Folgen.
10.10.2012 08:30 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/59649