Branchenecho: Stabilisiert sich Lanz?

Aus Sicht der Quoten lief es für die dritte neue «Wetten, dass..?»-Ausgabe nach dem Neustart eher schwach. Doch wie beurteilte die Presse den Inhalt der Show?

Nach dem grandiosen Auftakt der neuen «Wetten, dass..?»-Ära mit weit über 13 Millionen Zuschauern ist das ganz große Publikumsinteresse ein wenig verloren gegangen: Schon die zweite Ausgabe mit Markus Lanz kam nur noch auf eine Reichweite von 10,74 Millionen, bevor am vergangenen Samstag sogar nur noch durchschnittlich 8,89 Millionen Menschen dabei waren. Schwächer schnitt zuletzt eine Folge im April 2011 ab. Mit 29,3 Prozent aller und 24,7 Prozent der jüngeren Konsumenten schaffte das ZDF-Flaggschiff allerdings trotzdem problemlos den Tagessieg in beiden wichtigen Zuschauergruppen. Ging der Reichweitenverlust mit einer schwächeren Show einher? Hat sich Markus Lanz bereits eingegroovt oder wirkt er wie ein Fremdkörper unter all den Stars und Sternchen auf der Couch? Quotenmeter.de hat einige Pressemeinungen zusammengestellt.

Sebastian Hammelehle von Spiegel Online gibt sich überrascht, dass der "normalerweise dauerverkrampfte Moderator" am Samstag "nahezu entspannt" gewirkt habe. Zumindest gelte das für die zweite Hälfte der Show, nachdem man ihm "in der ersten Hälfte der Sendung die Anspannung [...] überdeutlich angemerkt hatte". Als "lobenswert" bezeichnet er zudem, dass er sich ein nahe liegendes Wortspiel verkniffen und Nena nicht auf Ballons angesprochen habe. Die Musikerin wiederum sei neben Nina Hagen die aussichtsreichste Kandidatin, "sollte irgendwann eine Auszeichnung für esoterische Binsenweisheiten vergeben werden". Markus Lanz hingegen könne nur gewinnen, sollte er so weitermachen wie an diesem Abend.

Dies sieht Carolin Gasteiger von der Süddeutschen vollkommen anders, denn ihrer Ansicht nach habe Lanz "alles andere als souverän" gewirkt. Zwar sei es zum angekündigten "fantastischen Frauenabend" gekommen - "aber anders, als Markus Lanz sich das vermutlich gedacht hatte". Laut Gasteiger haben nämlich Nena und Maria Furtwängler "das Moderierheft gerne selbst in die Hand" genommen, wenngleich die Musikerin im Laufe der Show immer ruhiger geworden sei. Furtwängler hingegen "bemühte sich stetig, doch noch ein bisschen mehr von sich loszuwerden". Der Moderator hingegen habe sich "die ganze Sendung über nur schwer in Position bringen" können und wolle sich "zu angestrengt bei den Couchgesprächen auf den jeweiligen Gast konzentieren, wie er es in seiner Talkshow macht". Immerhin einigen Wetten kann sie jedoch etwas positives abgewinnen, da sie "eine angenehme Abwechslung boten".

Auch die Berliner Zeitung äußert sich überwiegend kritisch, insbesondere da die Show völlig "ohne Hollywood-Vertretung auskommen musste" - und man dies gemerkt habe. Einzig die Sängerinnen Pink, Rihanna und Alicia Keys seien für den Glamour-Faktor verantwortlich gewesen und "boten mit ihren Auftritten dem Publikum, was es von einer «Wetten, dass..?»-Show erwartet". Auch der Kajakwette, die schlussendlich mit deutlichem Vorsprung zum Wettkönig gewählt wurde, stellt sie ein sehr gutes Zeugnis aus: "Das war großartig." Ganz im Gegensatz dazu bezeichnet die Internetpräsenz des Blattes Karl Dall und Olaf Schubert mit ihren "unablässigen Altherren-Witzen" als die "größten Nerv-Faktoren".

Auch der Focus merkt das Fehlen der Hollywood-Größen in seiner Kritik an, betont allerdings vor allem die "starken Wetten" sowie Lanz' "sicheren Stil". Demnach sei es "seine bislang beste Sendung" gewesen, bei der er "ruhig gewirkt, die Übersicht behalten und sich auf klassische Fernsehunterhaltung konzentriert" habe. Auch das Fehlen der "abgelesenen Witze" und die sparsamere Präsenz seiner Assistentin Cindy aus Marzahn rechnet man ihm bzw. der Show hoch an. Eher mau wird jedoch auch hier die deutsche Prominentenriege auf der Couch bewertet, denn diese habe "eine unspektakuläre Plauderrunde" geboten und "die Werbetrommel gerührt", während die Bühnenauftritte "Schwung reinbrachten".
10.12.2012 00:22 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/60855