ProSiebenSat.1 zieht sich aus vier Ländern zurück

Um die Schulden der erzwungenen SBS Broadcasting-Übernahme zu verringern, wurden weitere Unternehmensteile verkauft.

Das sind eben die Probleme einer Aktiengesellschaft: Weil ProSiebenSat.1 vor einigen Jahren von Finanzinvestoren mehrheitlich übernommen wurde, musste man deren Anteile an SBS Broadcasting übernehmen, was dem Münchener Fernsehkonzern rund drei Milliarden Schulden brachte – die Investmentunternehmen KKR und Pemira erzielten damit aber richtig hohe Gewinne. Nachdem man bereits vor rund einem Jahr die TV-Stationen in Belgien und den Niederlanden veräußerte, wurden nun die Fernseh- und Radio-Aktivitäten in Nordeuropa verkauft.

In Unterföhring betitelt man den Schritt als „Fokussierung auf die Segmente deutschsprachiges TV“, andere sehen dies als wichtigen Weg um die große Schuldenlast zu verringern. „Mit Discovery Communications ist ein echter Global Player neuer strategischer Eigner unserer nordeuropäischen Beteiligungen“, so ProSiebenSat.1-Vorstand Thomas Ebeling (Bild rechts), „bei allen unseren Kollegen im Norden, vor allem aber bei unserem dortigen CEO Henrik Ravn, bedanke ich mich sehr herzlich für die herausragende Leistung der vergangenen Jahre. Ich wünsche den Kollegen viel Erfolg in der Discovery-Familie.“

Unterm Strich wurden die TV- und Radiostationen in Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark veräußert, andere Sparten – wie die in Nordeuropa tätige Red Arrow Entertainment Group – bleiben im Besitz von ProSiebenSat.1. Die Genehmigung vom Kartellamt der jeweiligen Länder wird für das erste Quartal 2013 erwartet, die Unternehmensteile wurden mit 1,325 Milliarden Euro bewertet. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen betrug zum aktuellen Zeitpunkt für die nordeuropäischen Sendeanstalten rund 134 Millionen Euro.

Mit dem Verkauf besitzt das Münchener Unternehmen ProSiebenSat.1 nur noch Beteiligungen in den nicht-deutschsprachigen Ländern Moldawien, Rumänien und Ungarn. Vom Erlös sollen rund 500 Millionen Euro in den Abbau der Schulden gesteckt werden, ein weiterer Teil soll dem Unternehmen als Cash-Flow zu Gute kommen. Ebenfalls erfreulich für die Aktionäre, worunter KKR und Permira die meisten Anteile haben, ist die Tatsache, dass die Dividende aufgestockt werden soll. Rund 1,2 Milliarden Euro sollen im kommenden Jahr ausgeschüttet werden, pro Aktie beläuft sich somit der Betrag auf 5,60 Euro. 2012 wurden 245 Millionen Euro ausgeschüttet, man verteilt insgesamt rund eine Milliarde Euro mehr.

Derzeit hat das Unternehmen noch Schulden von rund zwei Milliarden Euro, vor knapp vier Jahren lag die Netto-Finanzverschuldung des Konzerns noch bei 3,8 Milliarden Euro. Der von ProSiebenSat.1-Vorstand Thomas Ebeling eingeschlagene Weg, das Unternehmen zu verkleinern, um die Schulden zu verringern, ist dementsprechend richtig. Der Aktienkurs kletterte inzwischen auf ein Jahreshoch von rund 24 Euro.
14.12.2012 14:14 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/60970