Die Kritiker: «SOKO Leipzig: Getrieben»

Zwei 90-Minüter rund um die Ermittler stehen an: Sie jagen darin einen Serienkiller und bekommen Unterstützung von einem Profiler.

Inhalt:
In einem Müllsack wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Eindeutig ein Sexualdelikt. Das Tatmuster gleicht einem ungeklärten Fall von vor 15 Jahren. Der Familienvater Gerd Steinhoff, der damals aus Mangel an Beweisen freigelassen wurde, gerät unter Verdacht. Als eine weitere Frauenleiche auftaucht, wird klar, dass es die SOKO mit einem gefährlichen Serienmörder zu tun hat.

Staatsanwalt Dr. Binz holt den international erfolgreichen Profiler Frank Seefeld zur Verstärkung ins Team. Jan kennt ihn noch von seiner Ausbildung und kann nicht verhindern, dass sich Seefeld ausgerechnet bei Jan und Leni zu Hause einnistet und als echte Plage erweist. In Anbetracht des Womanizers kommen Jan sogar Zweifel an seinem eigenen konservativen Lebensstil.

Darsteller:
Andreas Schmidt-Schaller («Der Clown») ist Hajo Trautschke
Marco Girnth («World Express») ist Jan Maybach
Melanie Marschke («Kein Sex ist auch keine Lösung») ist Ina Zimmermann
Steffen Schroeder («Keinohrhasen») ist Tom Kowalski
Michael Rotschopf («KDD – Kriminaldauerdienst») ist Staatsanwalt Dr. Binz
Caroline Scholze («In aller Freundschaft») ist Maybachs Freundin Leni
Tobias Oertel («IK 1») ist Frank Seefeld
Christoph Grunert («Alles über Anna») ist Gerd Steinhoff
Marie-Sarah Linke ist Marie Steinhoff

Kritik:
Ein Serienkiller, der Leipzig in Atem hält – das ist der Grundstoff der Geschichte, die gleich vier Episoden der ZDF-Krimiserie «SOKO Leipzig» füllen soll und wird. Das ZDF erzählt die Geschichte an zwei Freitagabenden jeweils im Doppelpack – die Zuschauer bekommen also jeweils 90-Minüter zu sehen. Held der Episoden ist wieder der von Marco Girnth verkörperte Jan Maybach, der eigentlich mitten in seinen Hochzeitsvorbereitungen steckt. Girnth ist neben Andreas Schmidt-Schaller das Gesicht der Serie und deshalb ist es logisch, dass dem Sympathieträger auch die meiste Screentime zu Gute kommt. Die Geschichte entwickelt sich langsam – das ist in diesem Fall aber angenehm, wird der Zuschauer nicht zu hektisch in die Geschehnisse hineingeworfen. Die Ermittler finden zunächst Leiche um Leiche.

Neben Girnth, der jahrelange «SOKO»-Erfahrung hat, setzen die Macher für die zwei Specials auch auf Tobias Oertel, den vor einigen Monaten auch schon RTL für sich entdeckt hat. Ab Anfang Januar ist er als Ermittler beim Privatsender zu sehen – für das ZDF gibt er nun einen Ermittler, der besondere Spannung in die Episode bringt. Im Verlauf der ersten 90 Minuten fällt irgendwann mal der Satz: „Ich sage dir, der Typ ist ein Arschloch“ und als Antwort darauf: „Abwarten.“ Was es mit der Figur, von Oertel herausrragend verkörpert, zu tun hat, bleibt in der Tat immer ein bisschen unklar. Frank Seefeld ist erfolgreicher Profiler, der vom Staatsanwalt geholt wird und dem Team um Trautschke und Maybach sozusagen vor die Nase gesetzt wird.

Seefeld ist einer vom Typ „Player“, zieht vor der Presse eine große Show ab, läuft stets schick gekleidet (Weste muss sein!) durch das Büro und hat auch sonst klare Vorstellungen von den Ermittlungen. Nicht nur das: Seefeld und Maybach kennen sich von früher – haben beide die gleiche Ausbildung. Es wird deutlich, dass Seefeld eigentlich ein Stück weit das Leben lebt, das sich Maybach vielleicht auch gewünscht hat. Mit Kind und Frau hat dieser aber eine ganz andere Verantwortung – kann nicht mal eben eine heiße Frau auf dem Sofa vernaschen. Aber irgendwie macht genau diese Unbeschwertheit den Profiler so unwiderstehlich. Die Tatsache, dass sich Seefeld Stück für Stück mehr auch in das Privatleben von Maybach einmischt, sorgt für weitere Spannungen.

Draußen mordet der Killer aber unermüdlich weiter. Ein Merkmal ist, dass er seine Leichen sehr gründlich reinigt, keine Spuren an ihnen hinterlässt. Hier bekommt der Zweiteiler ein bisschen einen amerikanischen Einschlag. Eine ähnliche Geschichte erzählten die Macher in der ersten «Dexter»-Staffel. Trotzdem sind beide Formate nicht zu vergleichen, ist die Erzählintensität der ZDF-Krimiserie doch eine deutlich andere. Regisseur Jörg Mielich hat aber dennoch in die USA geschaut. Ein Stück Jerry Bruckheimer ist nämlich schon dabei. Da ist der Verhörraum wie in «CSI» mit grün- oder bläulich beleuchtet, die Faktensammlung und die Bilder der Toten werden im Büro auf einer großen Glaswand präsentiert («Without a Trace» und «Close to Home» lassen grüßen). Das hätte die Leipziger Soko eigentlich nicht nötig, aber irgendwie sieht es ja doch chic aus.

Gelungen ist den Machern von der UFA letzten Endes eine spannende Jagd nach einem Killer, zudem aber auch ein interessantes Duell zweier Polizisten mit einer Figur, wie es sie in ZDF-Krimis nicht allzu oft gibt. Der Charakter Frank Seefeld (und dessen Schauspieler) zeigen, was in deutscher Fiktion alles möglich ist. Die zahlreichen Fans der Serie werden sowieso ihren Spaß haben, alle anderen dürfen aber auch reinschauen. Langweilig wird es ihnen mit Sicherheit nicht.

Das ZDF zeigt «SOKO Leipzig: Getrieben» am Freitag, 21. Dezember 2012 um 21.15 Uhr. Den zweiten Teil gibt es eine Woche später, also am 28. Dezember, ebenfalls ab 21.15 Uhr.
20.12.2012 16:57 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/61085