Die Kritiker: «Das Traumhotel - Myanmar»

Unser TV-Kritiker Martin Stanchly sah den Spielfilm vorab und urteilt: Tourismuswerbung für Myanmar in Spielfilmlänge.

Inhalt
Markus Winter ist zurück. Diesmal mit einem selbstlosen und ambitionierten Projekt in Myanmar, wo er versucht, eine erstklassige Hotelfachschule zu errichten, in der natürlich die historischen Pagoden so behutsam wie möglich integriert werden sollen. Als Architekt kommt nur einer in Frage: Frank Simon, der schon bei vorherigen Projekten Winter erfolgreich zur Seite gestanden hat. Doch schon beim ersten Treffen bemerkt Winter, dass etwas mit seinem alten Freund nicht stimmt. Ausgelaugt, unkonzentriert und genervt deutet alles auf ein Burnout-Syndrom hin.

Georg Körner, ein vermögender Geschäftsmann, hat indes ganz andere Probleme. Er möchte seine Hochzeit im exotischen Myanmar ausrichten. Leider droht diese zu platzen, da seine zukünftige Braut, die viel jüngere Anna Pauli, noch im entfernten Yangon festsitzt. Da hilft auch nicht, dass er im Hotel die attraktive und bodenständige Maria Schneider kennenlernt, die ihm bei den Hochzeitsvorbereitungen hilft und sie sich dabei näherkommen. Aber auch die Braut Anna lernt auf dem Weg zum Hotel den Globetrotter Hendrik Felden kennen, der sie auf einem abenteuerlichen Trip durch entlegene Dörfer und schöne Landschaften zu ihrer Hochzeit bringt. Die allgegenwärtige Romantik geht auch an Hendrik und Anna nicht spurlos vorüber. Die Hochzeit steht genauso auf dem Spiel wie auch das Bauprojekt von Markus Winter.

Darsteller
Christian Kohlund («Klinik unter Palmen», «Von ganzem Herzen») ist Markus Winter
Sky du Mont («Der Schuh des Manitu», «Samba in Mettmann») ist Georg Körner
Esther Schweins («Das Superweib», «Die Rache der Wanderhure») ist Anna Pauli
Sven Martinek («Herr Lehmann», «Agnes und seine Brüdr») ist Frank Simon
Hardy Krüger Jr. («Asterix und Obelix gegen Cäsar», «Stauffenberg») ist Hendrik Felden
Christine Neubauer («Die Geierwally», «Hannas Entscheidung») ist Maria Schneider

Kritik
Mittlerweile zum 19. Mal führt die ARD ihren österreichisch- deutschen Dauerbrenner in die Ferne. Diesmal nach Myanmar (vormalig Burma). Dort darf Hotelkettenleiter Markus Winter mit tiefer Stimme und buddhistischer Gelassenheit wieder sämtliche Probleme lösen, allein mit der Macht seiner Stimme und seinem Verständnis. Ob Burnout-Syndrom oder platzende Hochzeiten, dieser Mann kann einfach alles. Ach ja und natürlich in einem fernen, armen Land Arbeitsplätze schaffen sind ebenfalls ein leichtes. Die Handlung wirkt in dieser Dauerwerbesendung für Myanmar fehl am Platz. Schöner wäre es wenn die trockenen Dialoge nicht ständig die sehenswerten Landschaftsaufnahmen unterbrechen würden. Die Produktion wirkt größtenteils so, als ob der Ton im Nachhinein im Studio in Deutschland aufgenommen wurde. Zu klar sind die Stimmen und so wirken die Darsteller umso deplatzierter.

Der Regisseur Otto Retzer ist bereits zum dritten Mal hinter der Kamera für «Das Traumhotel» zugange. Dabei setzt er auf das bewährte und erklärte Ziel, im Zuschauer das Fernweh zu wecken. Das funktioniert offensichtlich mit Erfolg. Nach der Seychellen-Ausgabe stieg die Buchungsrate um 113 Prozent. Das bedeutet aber auch, dass die «Traumhotel»-Produktionen nichts anderes sind als ein in die Länge gestreckter Werbefilm für die Tourismusbranche. Dabei wird das Sehenswerte in einer verzerrten Realität gezeigt, wie das nun mal in einer Reisebroschüre der Fall ist. Im Film spürt man von der verblassenden Diktatur wenig bis nichts. Hier kann der Zuschauer vor dem heimischen Ofen sitzen und in den Wintermonaten seichtes Urlaubsgefühl vom Bildschirm empfangen.

Auch die hochkarätigen Schauspieler können die Illusion eines TV-Films nicht aufrechterhalten.

Das Erste zeigt «Das Traumhotel – Myanmar» am Freitag, 4. Januar 2013, um 20:15 Uhr
02.01.2013 11:15 Uhr  •  Martin Stanchly Kurz-URL: qmde.de/61252