Die Kritiker: «Alles Chefsache!»

Eine TV-Komödie wie eine Tütensuppe: Ganz nett, aber es fehlt noch der letzte Pfiff.

Inhalt
Das ganze Leben des verwitweten Tütensuppenfabrikanten Theo Hansen dreht sich um seine Fabrik und ihre Palette an uriger Suppe nach Hausmannsart. Der engstirnige Firmenchef verweigert sich partout dem modernen Geschmack, weswegen seinem Unternehmen die Insolvenz droht. Die Bank hat deshalb für die Verlängerung des wichtigen Kredits eine Theo verärgernde Bedingung: Sein aufgeschlossener Sohn Markus soll die Chefposition übernehmen und die Firma für die Gegenwart öffnen.

Der gekränkte Suppenmaestro verlässt daraufhin seinen Betrieb und lässt sich ziellos davontreiben, bis er der munteren Carla begegnet, die ihn mit ihrem Optimismus aufmuntert und ihm zudem in ihrer Pension Unterschlupf gewährt. Als Theo darüber hinaus ein Angebot seines ewigen Konkurrenten erhält, sich dank einiger Wirtschaftstricks wieder an die Spitze seines alten Unternehmens zu setzen, ist Theo wieder obenauf ...

Darsteller
Günther Maria Halmer («Anwalt Abel») als Theo Hansen
Angela Roy («Geld.Macht.Liebe») als Carla Monterosso
David Rott («Ein Fall für B.A.R.Z.») als Markus Hansen
Anja Klawun («Tiere bis unters Dach») als Natalie Hansen
Helmut Zierl («Familie Sonnenfeld») als Bartels
Nikol Voigtländer («Stadt Land Mord») als Paul
René Schönenberger («Das Geheimnis meines Vaters») als Hochberger

Kritik
Die Grundzutaten für einen schmackhaften Fernsehfilm für Zwischendurch sind vorhanden: Günther Maria Halmer gibt eine sympathisch-kernige Performance als Relikt früherer Zeiten der Lebensmittelindustrie ab, die Thematik, nicht zu wissen, wann man klein beigeben sollte, wird amüsant verpackt und die Sinnsuche des ausgebooteten Firmenpatriarchen hat sogar ihren Biss. Hinzu kommt eine Romanze zwischen dem geknickten Protagonisten und einer feurigen Optimistin sowie der gute, alte Generationenkonflikt, fertig ist die Komödie. Daraus ließe sich nichts köcheln, das die Welt zu bewegen vermag, aber es könnte sehr pointiert und denkwürdig werden.

Leider sind die Zutaten nicht ideal abgestimmt. Die obligatorische Romanze, die als Nebenplot etwas Herz in die potentiell bissig-süffisante Komödie bringen würde, kapert spätestens nach der Hälfte der Laufzeit das Rampenlicht und bringt in ihrer Durchschaubarkeit einen dominanten Geschmack der Belanglosigkeit mit. Halmer, der die eigensinnige Note seiner Figur sichtbar genießt, ist in den Larifari-Liebesmomenten verschenkt und die griffigen Firmen- und Familienstreitereien werden in ihnen arg vermisst. Auch geht mit weiterem Verlauf des Films die leichte Schrulligkeit der Geschichte des ins Aus gedrängten Tütensuppenherstellers verloren.

Trotzdem gehört «Alles Chefsache!» zu den auffälligeren Produkten von der ARD-Degeto-Fließbandproduktion, denn Halmer und sein TV-Sohn Rott lassen die im Drehbuch enthaltenen Spurenelemente an Bissigkeit und Skurrilität mit ihrem Spiel aufleben und die übliche Melodramatik ist in dieser Abmischung nicht zu schmecken. Schade, dass die Macher nicht auf ihre eigene Lektion achteten und ihr Rezept etwas aufgepeppt haben, statt sich mit freundlichem Mittelmaß zufrieden zu geben.

Das Erste strahlt «Alles Chefsache!» am 11. Januar um 20.15 Uhr aus.
09.01.2013 10:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/61366