Weitaus unterhaltsamer als im vergangenen Jahr präsentiert sich die siebte «Ich bin ein Star»-Staffel in ihrer ersten Woche, doch die ganz großen Fernsehmomente blieben bislang noch aus.
Die anfängliche Skepsis, ob
«Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» auch ohne den liebgewonnenen Dirk Bach funktionieren kann, darf nach einer Woche zumindest aus Quotensicht getrost als unbegründet abgehakt werden. Nach einem fantastischen Start mit 7,77 Millionen Zuschauern ging es zwar zunächst leicht bergab, doch unter der Woche stabilisierte man sich wieder auf zumeist über sieben Millionen Zuschauer. Mit rund 30 Prozent aller und 40 Prozent der werberelevanten Zuschauer liegt die Sendung meilenweit über RTL-Schnitt und generiert zudem eine mediale Aufmerksamkeit, von der zuletzt einstige Quotenhits wie «Deutschland sucht den Superstar» oder «Das Supertalent» nur träumen konnten. Doch was ist in der ersten Campwoche eigentlich alles passiert? Quotenmeter.de lässt die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren.
Gleich an
Tag 1 gab es einige Überraschungen zu vermelden: Statt die knapp dreistündige Auftaktsendung überwiegend mit bedingt unterhaltsamen Szenen des ersten Aufeinandertreffens im Hotel zu füllen, schickt man sechs Teilnehmer bereits einen Tag früher in den australischen Regenwald als gedacht. Während sich Olivia Jones hier direkt als Teamchefin und inoffizielle Campmutter darstellen kann, die auch "dem großen Weltstar Helmut Berger" ausnahmsweise gestattet, in den Busch zu strullern, macht Joey Heindle im Hotel erstmals mit großen Weisheiten auf sich aufmerksam. Nach der bedeutenden Erkenntnis, dass am gedeckten Esstisch doch tatsächlich exakt fünf Stühle stehen, konstatiert Arno Funke, er brauche bei diesem Geplapper mit Sicherheit eine große Menge Alkohol. Dies macht den als Kaufhauserpresser Dagobert bekannten Mann gleich vielen Menschen sympathisch - wird an den Folgetagen jedoch nicht allzu viele denkwürdige Minuten folgen lassen.
Auch der Einzug der restlichen fünf Insassen tags darauf ist noch Gegenstand der XL-Sendung. Und auch hier weiß Joey Heindle zu unterhalten: "Hier im Dschungel, da muss man pressen, wie bei einer Geburt. Hier presst man eben mit seinen Gefühlen." Als er bei der anschließenden Prüfung "Dschungelhochzeit" auch noch nachfragt, ob er seine Partnerin Fiona Erdmann denn wirklich heiraten müsse, haben das naive Dummerle längst alle in ihr Herz geschlossen. Aber natürlich nicht ansatzweise so sehr wie den verstorbenen Dirk Bach, der mit einigen dezenten Anspielungen immer wieder integriert wird und am Ende der Folge sogar noch ein sehr rührendes "Best-Of" spendiert bekommt. Ja, die Auftaktsendung hatte in diesem Jahr so viel zu bieten wie noch nie - nicht nur hinsichtlich der Zuschauerzahl, auch inhaltlich präsentierte man sich zu Beginn nie so gut wie diesmal.
Am
zweiten Camptag überschattet der vorzeitige Auszug Helmut Bergers alles, denn der wohl bekannteste Name dieser Staffel muss der Hitze Tribut zollen. Dass die Macher mit "Temperaturen über 50 Grad" wohl leicht übertrieben haben, lässt bei vielen Zuschauern Zweifel aufkommen, ob der Ausstieg nicht von langer Hand geplant und Berger nur ein Lockmittel für die nominell eher mau besetzte Staffel gewesen sein könnte. Bevor er an den abgehalfterten Mitschunkel-Schlagersänger Klaus Baumgart abgibt, sorgt er immerhin noch für einen denkwürdigen Moment: Er nennt Oberzicke Silva Gonzales "gewöhnlich" und gibt offen zu, nur "wegen der Geldsumme" überhaupt mitzumachen. Vergleichsweise schnell vergessen sind im Zuge dessen Arnos Enthüllungen, wie er aufgrund psychischer Probleme zum Kaufhauserpresser wurde und Fionas inflationär auftretende Würgereize. Immerhin an Georginas Versagen bei der Dschungelprüfung erinnern sich die Zuschauer offensichtlich, denn sie darf gleich noch einmal ran.
War bisher noch Action durch und durch angesagt, gestaltet sich
Tag 3 erstmals eher behäbig und fade. Allegra Curtis und Claudelle Deckert sind nach wie vor nur physisch anwesend und auch Klaus schiebt eine extrem ruhige Kugel, nachdem er es sich heimelig auf Helmuts Platz eingerichtet hat. Einzig Patrick Nuo wacht endlich aus seinem Wachkoma auf und erzählt von seiner langjährigen Pornosucht - bis ihn Georgina pflichtbewusst auf die laufenden Kameras hinweist. Silva feiert sich selbst, da er trotz der Last namens Georgina quasi im Alleingang unglaubliche sechs Sterne bei der Dschungelprüfung geholt hat und bei Joey reicht bereits ein heruntergefallenes Palmblatt dafür, dass er um sein Leben bangt. Er möchte ja nicht am nächsten Tag "tot aufwachen".
An
Tag 4 bemerkt der Zuschauer erstmals so richtig, was er an Daniel Hartwich hat - zumindest, sollte er nach der Folge noch bei «Extra» hängen bleiben, wo ein aalglatter Moderator Sonja und Daniel interviewt. Ja, auch das hätte dem Zuschauer blühen können. Das Dschungelcamp an sich präsentierte sich von den üblichen Lästereien abgesehen eher wieder unspektakulär, sodass die Dschungelprüfung in der grausamen "Hamsterhölle" Abhilfe schaffen musste. Und Georgina präsentierte sich erneut genauso, wie es der geneigte RTL-Zuschauer sehen möchte: Ängstlich, schwach und mit einem solch übergroßen Maß an verbaler Selbstüberschätzung, dass es manchen fast an Peter Bond erinnerte.
Nach den überragenden Einschaltquoten entschied man sich beim RTL dazu, an
Tag 5 ausnahmsweise auf die wöchentliche Ration alter «Monk»-Wiederholungen zu verzichten und stattdessen fast zwei Stunden geballten Dschungelwahnsinn zu zeigen. Immerhin hatte man genug Material, denn alleine die Essensprüfung mit Georgina und Olivia nahm über 20 Minuten Sendezeit ein. Während sich erstere dabei abquälte, weder zu weinen noch zu kotzen, kommentierte letztere genüsslich die Ekelszenen ihrer Kollegin, beschrieb den Geschmack der ihr aufgetischten Mahlzeiten und fungierte obendrein noch als Georginas Medienberater, denn "genau das wollen die Zuschauer von dir sehen". Gebracht hat es nichts, Georgina erhielt beim Voting erneut die meisten Stimmen. Bei der Schatzsuche kam der lethargische Klaus endlich in Wallung und drückte seine überbordende Geilheit nach einem beherzten Griff an Iris' Gesäß verbal aus: "Los, mein schwarzer Panther, mach, mein Aal, mein Luder!" Und Olivia kümmerte sich anschließend darum, dem kleinen Joey Aufklärungsunterricht zu geben.
Auf diesen sehr ereignisreichen Camptag folgte die bislang müdeste Nummer an
Tag 6. Nicht nur der Sprung durch die Feuerwand entpuppte sich laues Lüftchen, auch im Camp gab es kaum etwas zu vermelden. Allegra immerhin zeigte, dass unter der Botoxhülle der kompletten Langeweile doch ein ziemlich zickiges Biest steckt. Sympathiepunkte hat sie auch damit nicht gewinnen können, aber immerhin etwas mehr Präsenz. Joey leidet an Heimweh, Fiona an ihrer kranken Großmutter. Ja, der unterhaltsamste und positivste Tag war dieser Mittwoch nicht gerade. Ähnlich sah es an
Tag 7 aus, in der Georgina endlich alle ihre Ängste überwinden konnte. Nur die grünen Killerameisen sind dann doch eine Spur zu angsteinflößend. So kommt es trotz der erspielten acht Sterne wie es kommen musste: Der Zuschauer wählt sie im siebten Anlauf zum siebten Mal in die Prüfung. Weltrekord!
Angesichts der bisher gewonnenen Eindrücke überraschte es dann am
achten Camptag durchaus, dass keineswegs die bis dato eher blass gebliebenen Allegra oder Klaus als erstes gehen mussten, sondern Silva Gonzales. Obgleich dessen Sympathiewerte nur unwesentlich höher waren als die von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, konnte er doch zumindest immer wieder auf die eine oder andere Art und Weise auf sich aufmerksam machen. Zuvor erzählte Joey einmal mehr von seiner grausigen Kindheit, Georgina ging bei der Dschungelprüfung mit einem Strauß auf Tuchfühlung und Fiona freute sich überraschend hysterisch auf Essen - nicht mit Reis und Bohnen, aber immerhin mit der bei der Schatzsuche erkämpften Schokolade konnte sie sich sehr gut arrangieren.
Los war also in der ersten Woche der neuen Staffel einiges, doch auf dem Niveau von Sarah Dingens von vor zwei Jahren ist man noch lange nicht angekommen. Doch es gibt Hoffnung: Auch damals entlud sich der Jahrhundertkonflikt erst in der zweiten Campwoche. Und mit Georgina ist ja immerhin eine Kandidatin dabei, die ein ähnlich großes Nervpotenzial besitzt wie Sarah einst. Doch hierfür müssten die Rahmenbedingungen optimal sein, denn Kandidaten wie Klaus, Arno oder Claudelle ist kaum ein Drama zuzutrauen, das auch nur ansatzweise an Indira, Carriere oder Khan heranreicht. Die große Langeweile des vergangenen Jahres ist jedoch auch dann nicht zu befürchten, wenn tatsächlich die Zanknudel schlechthin erneut schon früh die Koffer packen muss. Denn auch ohne Georgina haben sich in den vergangenen Tagen ausreichend Konflikte entwickelt, um die zweite Campwoche solide zu tragen. In diesem Sinne: Viel Spaß mit der zweiten Campwoche und Taaa!