Producers Guild Awards 2013: Die Gewinner

Wer gewann bei den diesjährigen Preisen der Produzentengewerkschaft und was bedeutet dies für den Oscar?

Am Sonntagmorgen wurden in Beverly Hills zum 24. Mal die Producer's Guild of America Awards verliehen. Bei der Preisverleihung der US-Produzentengewerkschaft werden die besten Leistungen in Film und Fernsehen gewürdigt, wobei die PGAs aufgrund ihrer zeitlichen Nähe zu den Academy Awards vor allem als wichtiger Indikator für die Oscars gelten. Bislang besteht eine Trefferquote von 73 Prozent, dass der PGA-Gewinner für die beste Kinoproduktion auch mit dem Oscar als bester Film gewürdigt wird. Da die PGAs noch vor dem Einsendeschluss der Oscar-Stimmen verliehen werden, rechnen ihnen viele Branchenkenner auch großen Einfluss auf unentschlossene Academy-Mitglieder zu.

Dieses Jahr sind derartige Orientierungshilfen besonders wichtig – während sich die vergangenen fünf Jahre über «No Country for Old Men», «Slumdog Millionär», «The Hurt Locker», «The King's Speech» und «The Artist» früh als Favorit herauskristallisierten, dreht sich diese Saison unentwegt der Wind. Mit ihrem Sieg bei den PGAs setzen sich die «Argo»-Produzenten Ben Affleck, George Clooney und Grant Heslov nun entscheidend von ihren Mitbewerbern ab, nachdem «Argo» (Foto) aufgrund der fehlenden Oscar-Regienominierung in den Augen vieler Experten das Rennen bereits verlor.

Der als Regisseur des nächsten «Star Wars»-Films bestätigte Film- und Fernsehmacher J. J. Abrams wurde im Rahmen der Veranstaltung für sein Lebenswerk ausgezeichnet, die Produzenten und Studiobosse Bob & Harvey Weinstein, die einst Miramax aufbauten und nun mit der Weinstein Company große Erfolge feiern, erhielten den Milestone Award. Russel Simmons erhielt den Viionärsehrenpreis für Werke besonderer, aufmunternder Qualität.

Die vollständige Liste der Nominierungen, mit den Gewinnern fett markiert.

Beste Kinoproduktion
- «Argo»
- «Beasts of the Southern Wild»
- «Django Unchained»
- «Life of Pi»
- «Lincoln»
- «Les Misérables»
- «Moonrise Kingdom»
- «Silver Linings Playbook»
- «Skyfall»
- «Zero Dark Thirty»

Beste Trickfilmproduktion

- «Hüter des Lichts»
- «Frankenweenie»
- «Merida – Legende der Highlands»
- «ParaNorman»
- «Ralph reicht's»

Beste Kino-Dokumentarfilmproduktion
- «A People Uncounted»
- «The Gatekeepers»
- «The Island President»
- «The Other Dream Team»
- «Searching For Sugar Man»

Beste Produktion eines abendfüllendes Fernsehformat
- «American Horror Story»
- «The Dust Bowl»
- «Game Change»
- «Hatfields & McCoys»
- «Sherlock»

Beste Produktion einer Dramaserie
- [[Breaking Bad[/b]
- «Downton Abbey»
- «Game of Thrones»
- «Homeland»
- «Mad Men»

Beste Produktion einer Comedyserie
- «30 Rock»
- «The Big Bang Theory»
- «Curb Your Enthusiasm»
- «Louie»
- «Modern Family»

Beste Reality-Produktion
- «American Masters»
- «Anthony Bourdain: No Reservations»
- «Deadliest Catch»
- «Inside the Actors Studio»
- «Shark Tank»

Beste Produktion einer Live-Entertainment-Show oder Talkshow
- «The Colbert Report»
- «Jimmy Kimmel Live»
- «Late Night with Jimmy Fallon»
- «Real Time with Bill Maher»
- «Saturday Night Live»

Beste Produktion einer Wettbewerbsshow
- «The Amazing Race»
- «Dancing with the Stars»
- «Project Runway»
- «Top Chef»
- «The Voice»

Beste Produktion einer Sportsendung
-«24/7»
- «Catching Hell»
- «The Fight Game with Jim Lampley»
- «On Freddie Roach»
- «Real Sports with Bryant Gumbel»

Beste Produktion einer Kinder- oder Familienerie
- «Meine Schwester Charlie»
- «iCarly»
- «Phineas & Ferb»
- «Sesamstraße»
- «The Weight of the Nation for Kids: The Great Cafeteria Takeover»

Beste Webproduktion
- «30 Rock: The Webisodes»
- «Bravo’s Top Chef: Last Chance Kitchen»
- «Dexter Early Cuts: All in the Family»
- «The Guild»
- «H+ The Digital Series»
- «Red vs. Blue»


Auf der nächsten Seite erfahren Sie, was der PGA-Gewinn von «Argo» für das Oscar-Rennen bedeutet.

Oscar-Experten durchleben eine verworrene Saison. Nach fünf sehr eindeutigen Rennen, höchstens der Zweikampf zwischen «The Social Network» und «The King's Speech» sorgte in den vergangenen Jahren für so manche Debatte, ist das Favoritenfeld bei den 85. Academy Awards so weit wie seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr.

Steven Spielbergs Historiendrama «Lincoln» hat zwei wichtige Argumente auf seiner Seite: Es ist der Film mit den meisten Nominierungen (und in 57 von 84 Fällen gewann der Spitzenreiter unter den Nominierten auch den Hauptpreis) und auch der Film, der bei sämtlichen Indikatorpreisen vertreten ist. «Lincoln» wurde für die Gewerkschaftspreise der Autoren, Cutter, Schauspieler, Produzenten und Regisseure nominiert – und da zwischen den Abstimmungsberechtigten dieser Preise und dem Oscar eine große Schnittmenge besteht, ist gewiss, dass «Lincoln» großen Respekt bei den Academy-Mitgliedern genießt. Jedoch fehlt «Lincoln» bislang ein Sieg bei einem der großen Filmpreise und mit dem Produzenten-Award verlor Spielbergs Biopic einen der wichtigsten.

«Argo» war lange einer der Mitfavoriten, verlor allerdings an „Glaubwürdigkeit“ als ernstzunehmender Oscar-Kandidat, als die Nominierungen bekannt gegeben wurden und Ben Affleck nicht zu den Hoffnungsträgern auf einen Regie-Oscar zählte. Bloß «Wings», «Menschen im Hotel» und «Miss Daisy und ihr Chauffeur» erhielten den Hauptpreis, ohne dass sie für ihre Regieleistung nominiert wurden.Außerdem befindet sich «Argo» nicht unter den drei meistnominierten Filmen im diesjährigen Oscar-Rennen, womit ein Gewinn nahezu ausgeschlossen scheint. Diese Hürde nahm bislang nur «Die Stunde des Siegers» von 1981.

Mit dem Blick zurück erscheint «Argo» also nahezu k.o. – berücksichtigt man aber allein das gegenwärtige Oscar-Rennen, so hat «Argo» mit seinen Globe-Gewinnen, dem Preis bei den PGAs und den Nominierungen für die weiteren Gewerkschaftspreisen offensichtlich das Zeug dazu, alle Statistiken zu bezwingen und sich so im Oscar-Geschichtsbuch einen besonders ausführlichen Eintrag zu verdienen. Obendrein spricht auch das noch junge Wahlverfahren für den besten Film für «Argo»: Es ist kein polarisierendes Werk, sondern eins, das nicht nur viele Erst-, sondern auch Zweit- und Drittstimmen erhalten dürfte, während zum Beispiel «Silver Linings» mit seinem abrupten Stimmungswechsel und Ang Lees religiöses «Life of Pi» eher in die Kategorie „Lieb es oder hass es“ fallen.

Mit Spannung darf man deswegen die Auszeichnungen der Schauspielgewerkschaft erwarten. Mit Nominierungen in sämtlichen Schauspielkategorien erwies sich «Silver Linings» bei der darstellenden Zunft innerhalb der Academy als klarer Favorit. Da Schauspielerinnen und Schauspieler den größten Teil des Oscar-Abstimmungsblocks ausmachen, kann man beim Erstellen seiner persönlichen Oscar-Prognose «Silver Linings» und seine acht Nominierungen also getrost vergessen, sollte die Tragikomödie auch bei den Screen Actors Guild Awards durchfallen. Kommt es indes zum Erdrutschsieg, ja, dann wird man nach der Verleihung die Verzweiflungsschreie aller Oscar-Experten vernehmen, denn sichere Prognosen gibt es dann dank eines Kopf-an-Kopf-Rennens zwischen «Argo», «Lincoln» und «Silver Linings» endgültig nicht mehr.
27.01.2013 12:32 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/61728