Sebastian Hellmann: 'Meine Liebe gehört dem Fußball'
Showangebote? Nein, Danke. Sebastian Hellmann hat seinen Sky-Vertrag frisch bis 2016 verlängert. Uns sagt er, wieso er sich gegen die große Unterhaltungsbühne entschieden hat und erklärt die Neuerungen beim Topspiel der Woche.
Herr Hellmann, Three more years für Sie bei Sky. Sie haben Ihren Vertrag als Fußball-Moderator bis 2016 verlängert.
Ja, das ist richtig. Wenn sich die Tinte nicht in Luft auflöst oder der Vertrag verschwindet, dann geht es für mich weiter.
Sie sind seit mehr als zehn Jahren Teil dieser Fußballredaktion – wie laufen dann solche Verhandlungen? Das ist das ein großer Akt oder sagt man eher in der Kantine „kann so weitergehen“?
Ich habe 1999 gemeinsam mit Carsten Schmidt, der inzwischen unser Sportvorstand ist, in der Redaktion angefangen. Wir haben nach so vielen Jahren ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Es zeigt sich immer schon im Laufe einer Saison, ob es beiderseitiges Interesse gibt, weiter zusammenzuarbeiten. Insofern müssen bei solchen Verhandlungen dann keine Grundsatzfragen geklärt werden. Aber man muss sich schon über einige Details unterhalten, Laufzeit, Gehalt…
Das Sky-Team wird so wie es aussieht größtenteils über den Sommer hinaus zusammenbleiben. Alle wesentlichen Namen und Gesichter haben entweder bestehende Verträge oder ihre Arbeitspapiere verlängert. Sind Sie froh, dass da so große Kontinuität herrscht?
Ja, auf jeden Fall. Es gab ja in den vergangenen 18 Monaten doch einige Veränderungen bei uns. Wenn ich jetzt sage, dass wir alle ein eingespieltes Team sind, dann klingt das vielleicht negativ, aber das ist es gar nicht. Ich kann bei diesen Leuten unglaublich viel voraussetzen, weil sie auf sehr hohem Niveau arbeiten. Deshalb bin ich sogar sehr froh, dass wir alle zusammenbleiben.
Kate Abdo wird bei RTL sich auf der großen Showbühne probieren. War das für Sie nie ein Thema? Mal Fußballübertragungen im Free-TV vor zehn Millionen Zuschauern oder mal ein Unterhaltungsformat?
Ich habe in der Tat mit einer Firma verhandelt, die nun eine Show für RTL macht. Aber ich habe festgestellt, dass das beides parallel für mich nicht geht. Ich kann nicht zehn Shows pro Jahr für RTL machen und daneben noch den Sport bei Sky. Meine Liebe gehört hier ganz klar dem Fußball. Zudem weiß ich auch, dass es in der Unterhaltung gar nicht so einfach ist. Es ist eine Ausnahme, wenn eine Show dort über Jahre hinweg erfolgreich läuft.
Nachdem Sie „das Topspiel der Woche“ in der Vorsaison schon neu erfunden haben, unter anderem mit dem Vierer-Experten-Tisch, gab es in dieser Saison nochmal einige Optimierungen – vor allem auch grafischer Art. Sind das nochmal große Umstellungen gewesen?
Das ist jetzt alles sehr amerikanisch. Ich glaube, dass wir in den vergangenen 18 Monaten viele Fortschritte gemacht haben. Die Grafik ist seit dieser Saison noch einmal deutlich moderner – darüber haben wir aber viel diskutiert. Wir arbeiten zu Beginn ja mit einem Split-Screen, alle Experten schauen in die Kamera. So soll noch mehr Nähe zum Zuschauer entstehen. Wir wollten da einfach auch wieder etwas Neues probieren. Es besteht aber die Gefahr, dass das Miteinander von uns vier am Tisch verloren geht, wenn wir dieses Stilmittel zu oft einsetzen. Inzwischen haben wir da eine gute Mischung gefunden – sodass auch die Interaktion zwischen Moderator und den Experten nicht verloren geht.
In der Bundesliga arbeiten Sie inzwischen auch mit Teleprompter…
Richtig, in der Bundesliga mit und in der Champions League ohne Teleprompter. Das war für mich eine Umstellung, sollte aber der Präzision dienen. Beiträge, Anmoderationen von Interviews und allgemeine Übergänge machen wir beim Topspiel also mit Prompter, die Gespräche am Tisch natürlich ohne. Die Jungs am Ü-Wagen, also zum Beispiel der Regisseur, wissen so einfach besser, bei welchem Punkt ich gerade bin. Es ging elf Jahre lang auch ohne, aber ich kann die Gedanken hinter dieser Entscheidung verstehen.
Sie haben es angesprochen – Bundesliga im Stadion, Champions League im Studio. Was machen Sie eigentlich lieber?
Der Mix macht es aus. Natürlich ist es perfekt Stadionluft zu schnuppern. Du bist dann ganz nah dran, wenn die Leute zu dir an den Tisch kommen. Während des Spiels sind es viele kleine Dinge, die du mitbekommst, die von den Kameras überhaupt nicht eingefangen werden können. Aber ich bin auch sehr gerne in unserem Champions League-Studio: Es ist groß und modern und wir haben wirklich den Blick auf alle Partien. Zudem haben wir bei deutschen Spielen ja auch unsere Reporter vor Ort im Stadion, die ganz nah dran sind. Das Studio in der Champions League ist für mich ein wirklicher Fortschritt. Wir haben unsere Vorberichterstattung verlängert, um mehr Zeit zu haben auch über die anderen Spiele, also die ohne deutscher Beteiligung, zu sprechen. So etwas ist von einem Tisch in einem Stadion aus immer schwer. Im Studio haben wir – allein schon grafisch – viel bessere Möglichkeiten.
Einer Ihrer Experten ist Lothar Matthäus, mit dem Sie Samstag für Samstag das Topspiel machen. Über Lothar gibt es den ein oder anderen Witz. Wie erleben Sie Lothar Matthäus?
Lothar ist super. Er weiß so unglaublich viel über Fußball – er ist unser Fußballstar. Mich interessieren die ganzen persönlichen Dinge auch gar nicht. Er ist ein Fußballexperte, passt super in unser Team und verhält sich wirklich sehr zurückhaltend hinter den Kulissen. Er kommt mit dem Leiter der Sendung gut klar, wirklich mit allen – ich glaube, da kann keiner ein schlechtes Wort sagen. Wenn es um Taktik geht, junge ausländische Spieler… dann macht ihm sowieso keiner etwas vor.
Wie sehr vermissen Sie Matthias Sammer, der Ihre Experten-Riege verlassen hat?
Ja, den vermisse ich wirklich. Matthias Sammer habe ich über die Jahre hinweg ins Herz geschlossen.
Die Schalten zu ihm als Sport-Vorstand der Bayern wiegen das nicht auf?
Nein, es sind ja auch die leidenschaftlichen Diskussionen während der Spiele, die ich immer sehr genossen habe.
Wie spannend ist denn die Bundesliga Ihrer Meinung nach noch? Die Bayern enteilen vorne und hinten scheint Fürth schon abgestiegen und mit Augsburg und Hoffenheim auch die Plätze 17. und 16. besetzt…
Fürth ist ja schon der Wahnsinn. Die Mannschaft hat neun Punkte aus 19 Spielen und ist trotzdem nur vier Punkte von einem Relegationsplatz entfernt. Da ist schon noch Spannung drin. Vorne kann ich allerdings niemandem Hoffnung machen: So lange Matthias Sammer seine Bayern mit der imaginären Peitsche weiterhin so antreibt, wird hier wohl keine Spannung mehr reinkommen. Ich frage mich, wie der Antritt von Pep Guardiola wohl sein wird, sollte Jupp Heynckes in dieser Saison die Meisterschaft, den Pokal und eventuell auch die Champions League holen. Besser geht es dann ja nicht mehr.
A pro pos Pep Guardiola: Nervt Sie das Thema langsam als Fußball-Fan? Da wurde jetzt doch schon zur Genüge drüber gesprochen.
Nein, das Thema kriegst du jetzt auch so lange nicht mehr weg, bis Guardiola einmal in München war. Ich glaube, dass das Thema sogar noch viele Facetten bietet, die noch gar nicht beleuchtet wurden. Jedenfalls ist es ein gutes Zeichen für die gesamte Liga, dass sich ein Mann wie er für einen Job hier bei uns entscheidet.
Sie werden es begleiten – als Sky-Moderator bis 2016. Danke für das Gespräch, Sebastian Hellmann.