Popcorn und Rollenwechsel: «Star Wars»-Ableger, hm?
Sind die Einzelfilme über diverse «Star Wars»-Figuren eine gute Idee oder erwartet uns ein filmischer Albtraum?
Es ist, als wären wir alle Ende 2012 in ein Paralleluniversum gerutscht. Schien «Star Wars» Mitte 2012 nur noch durch Merchandising und die «Clone Wars»-Serie weiterzuexistieren, überschlagen sich nun die Neuigkeiten. Disney kauft LucasFilm, kündigt eine neue Trilogie an, «Toy Story 3»-Autor Michael Arndt schreibt das Drehbuch zu Episode VII, J. J. Abrams führt Regie … und zwischen den großen Saga-Kapiteln sollen Ableger in die Kinos kommen, die Geschichten abseits der großen Sternenkriege erzählen und sich auf einzelne Figuren konzentrieren.
Auch wenn Disney-CEO Robert Iger bislang bloß bestätigte, dass Disney und LucasFilm an solchen Spin-Offs arbeiten, sich allerdings darüber ausschwieg, welche Figuren in ihrem Fokus stehen werden, so kursieren bereits glaubwürdige Gerüchte bezüglich dieser Frage durch das Web: Die ersten zwei Solofilme sollen von einem jüngeren Han Solo und von Yoda handeln. Mehr «Star Wars»-Futter ist an und für sich ein spannendes Versprechen, aber sind solche Ableger auch das Gelbe vom Ei?
Die Gefahr bei einem Han-Solo- und Yoda-Film ist, dass die Filmemacher in die übliche Prequel-Falle tappen und Dinge erklären, die niemand wissen will. Han Solo ist perfekt, so wie ihn die Zuschauer kennen. In einem Prequel zu erläutern, welch braver Junge er einst war, möglicherweise sogar der Sohn reicher und mächtiger Eltern, und was ihn zu einem Raubein machte, würde der Figur mehr schaden denn gut tun. Ihn in seinem Solo-Film (Achtung, Wortspiel!) so wie eh und je zu charakterisieren und bloß zu zeigen, wie er Chewbacca kennenlernte? Hier bestünde bereits weniger Gefahr, etwas Gutes zu demystifizieren.
Im Idealfall erzählt der Solo-Film allerdings lediglich ein kerniges Weltall-Schmugglerabenteuer ohne jeden Einfluss auf die große Saga. Das wäre zwar nicht sonderlich tragend, doch bestünde die Absicht, ein folgenreiches Abenteuer zu erzählen, wäre dieser Film ja auch Teil der Kernreihe. Lasst Robert Rodriguez einfach ein Revolverhelden-Stück drehen, das Publikum wird seinen Spaß haben, fertig.
Noch kniffliger wird es bei Yoda. Auch sein Werdegang zu dem, was er in der Saga darstellte, darf einfach nicht gezeigt werden. Ihm die naheliegende „Jedi-Meister, der Fehler begeht“-Story zu verpassen, wäre öde. Ein Sideplot zur Original-Trilogie? Kontinuitätsfehler wären unvermeidlich. Eine Clone-Wars-Geschichte? Nicht schon wieder … Yoda ist eine reizvolle Figur, aber es ist eine enorme Herausforderung, eine passende Story zu finden. Unmöglich ist es jedoch nicht.
Aufgrund der immerwährenden Kritik an der Prequel-Trilogie bin zumindest ich optimistisch, dass die LucasFilm-Führung in der Post-George-Lucas-Ära Vorsicht walten lässt, trotz inflationärem Anstieg an «Star Wars»-Filmen die Mystik dieses bunten Filmuniversums nicht anzugreifen. Es besteht eher die Gefahr, zu schlichte Ableger serviert zu bekommen. Doch da lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen.