Die Kritiker: «Zwischen den Zeilen»

Die neue «Heiter bis tödlich»-Serie spielt im Kurort Aachen. Das ist dann auch schon die größte Neuerung.

Inhalt
Die überengagierte Journalistin Maja Becker ist der größte Tollpatsch des Zeitungswesens. Als sie in ihrer Düsseldorfer Redaktion den Wagen ihres Vorgesetzten zerstört, einen Kollegen schwer verletzt und die gesamte Zeitungsproduktion lahmlegt, reißt ihrem Verleger der Geduldsfaden und versetzt Maja. Nicht, so wie sie es sich stets gewünscht hat, in die pulsierende Bundeshauptstadt Berlin, sondern in eine verschlafene Aachener Lokalredaktion, die dem Zeitungskonzern schon lange ein Dorn im Auge ist. Grund dafür ist der verbitterte Ex-Enthüllungsjournalist Paul Jacobs, der längst jeden Glauben an Integrität im Journalismus verlor und seine Dienstzeit nur noch damit überbrückt, Whiskey mit Cola und Kopfschmerztabletten zu trinken und gegen Bares den Aachener Unternehmen nach Schnauze zu schreiben. Maja lässt sich von der Lust- und Mutlosigkeit ihres Chefredakteurs jedoch nicht unterkriegen und krallt sich mit Freuden die kuriosesten Themen des Tages, die sie wohl recherchiert in die Zeitung bringt. Da ersticken Veganer an der Aachener Karlswurst, Trauzeugen kippen bei der Hochzeitsprobe tot um und die Küchenhilfen von Heimen für Gehörlose verschwinden spurlos ...

Darsteller
Josephine Schmidt («Mama ist unmöglich») als Maja Becker
Ole Puppe («Abchnitt 40») als Paul Jacobs
Constanze Behrends («Die Tierklinik») als Redaktionsassistentin Jennifer
Parbet Shugh als Sportredakteur Rajesh
Nina Petri («Unter Frauen») als Susanne Bradulic
Hans Schenker («Kleine Fische») als Verleger

Kritik
Weiter geht er, der «Heiter bis tödlich»-Streifzug durch Deutschland. In «Zwischen den Zeilen», dem neusten Vertreter der vorabendlichen Schmunzelkrimiserie, gibt es weder bayerische Großstadtgemütlichkeit wie in «München 7» noch dörfliche Beschaulichkeit. Stattdessen steht mit dem Kurort Aachen die pittoresk-provinzialste Großstadt Deutschlands im Fokus. Für eine augenzwinkernde Krimiserie ist die von zahlreichen Studenten bevölkerte Karlsstadt ein reizvoller Schauplatz, hat sie doch mehr Vielfalt als diverse Landstriche zu bieten, die im Laufe einer «Heiter bis tödlich» doppelt und dreifach hätten ausgelöscht werden müssen, und hat dennoch eine anheimelndere Ausstrahlung als die meisten «Tatort»-Heimatstädte.

Obwohl die Grundidee, eine übermotivierte, strafversetzte Journalistin als Hauptfigur zu wählen und sie absurde Kriminalfälle lösen zu lassen, bereits in «Fuchs und Gans» verwendet wurde, stört diese Wiederholung also nicht, da die absonderlichen Fälle gut zur Kulisse passen. Die Serienmacher nutzen das Lokalkolorit subtil, statt die aggressive „wir sind halt alle gemächlich hier“-Mentalität anderer «Heiter bis tödlich» zu verwenden. Viel mehr wird die einladende Altertümlichkeit der Aachener Innenstadt genutzt, um einen Kontrast zu den wirren Mordfällen der Serie zu bieten.

Mit der Genialität hat es sich dann allerdings auch – die Grundideen für die zentralen Kriminalfälle der einzelnen Folgen etwa sind zwar zweifelsfrei originell, allen voran der Mord an einem Veganer, der mit einer Wurst erstickt wird, aber die Autoren holen aus diesen Ansätzen nur die stets gleichen, piefig gemütlichen Vorabend-Witzlein raus. Auch die Figuren sind so holzschnittartig gezeichnet, wie man es aus anderen «Heiter bis tödlich»-Serien kennt. Da wäre das Vorzimmer-Dummchen und natürlich das zentrale Duo der Gegensätzlichkeiten. Die Darsteller bemühen sich zwar, einen vitalen Eindruck zu hinterlassen, aber das Skript lässt ihnen viel zu wenig Freiraum, aus den Abziehbildchen eigene Charaktere zu erschaffen. Vor dem Hintergrund der weit hinter ihrem Potential zurückbleibenden Storys macht sich so schnell Ödnis breit – nicht zuletzt auch, weil die Tollpatschigkeit der Protagonistin bereits nach der ersten Hälfte der Pilotfolge längst ausgelutscht ist. Zurück bleibt also eine Serie, die sich nahtlos in das ARD-Vorabendprogramm einreiht. So wird das Quotentief niemals besiegt.

Das Erste zeigt «Heiter bis tödlich – Zwischen den Zeilen» ab dem 14. Februar 2013 immer donnerstags. Zum Start erwartet das Publikum ab 17.55 Uhr eine Doppelfolge, ab der Folgewoche läuft stets ab 18.50 Uhr eine Einzelfolge.
13.02.2013 11:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/62044