VOX startet die außergewöhnliche Mystery-Crime-Serie am kommenden Montag - das Format schafft Gegensätze und steht für mitunter krasse Stilbrüche.
Inhalt:
Detective Nick Burkhardt löst Mordfälle im Dezernat von Portland – und er hat eine besondere Gabe. Als Nachfahre der „Grimms“ ist er in der Lage, mysteriöse Kreaturen unter den Menschen zu erkennen, die den normalen Blicken verborgen bleiben. Nur er weiß, dass hinter der offensichtlichen Welt noch eine verborgene Wirklichkeit liegt, die Menschen nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen. Denn die Geschöpfe aus Grimms Märchen, überlieferten Legenden und alten Sagen existieren wirklich – sie leben direkt unter uns und führen nichts Gutes im Schilde.
Seine Bestimmung ist es, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse aufrecht zu erhalten, eine Balance zwischen Menschen und den mythologischen Wesen herzustellen – und sich gnadenlos an die Fersen der unheimlichen Mörder zu heften. Sein Partner, Lieutenant Hank Griffinweiß nichts von Nicks Bestimmung, auch seine Verlobte Juliette Silverton ist ahnungslos. Eine Gratwanderung, die den jungen „Grimm“ Nick mehr als einmal in Erklärungsnot bringt. Als sich auch noch der zwielichtige in sein Leben mischt, bleibt nichts mehr, wie es war. Nick muss seine Bestimmung akzeptieren und begibt sich auf die Jagd der mordlüsternen Kreaturen.
Darsteller:
David Giuntoli («Turn the Beat Around») ist Nick Burkhardt
Bitsie Tulloch («The Artist») ist Juliette Silverton
Silas Weir Mitchell («Prison Break») ist Monroe
Russell Hornsby («Lincoln Heights») ist Hank Griffin
Kate Burton («Der Eissturm») ist Marie Kessler
Kritik:
«Grimm» ist eine Serie der Stilbrüche. Erste Szene des Piloten: Ein junges Mädchen macht sich auf zu einer Joggingtour durch den Wald. Bekleidet ist sie mit einem pinken Oberteil, pinken Schuhen – auch ihr iPod, auf dem sie „Sweet Dreams“ von Eurythmics hört, ist pink. Später hört der Zuschauer, der Song sei der beste des Duos. Die Kamera filmt die junge Frau auf ihrem Weg – in diesem „Märchenwald“ sticht sie mit ihrer grellen Kleidung beeindruckend hervor. Solche Bilder – meint man – können nur von echten Profis aus Amerika kommen. Ein erster, echter USP, also eine Besonderheit, ist geglückt. Dann ist sie tot – und nur der iPod bleibt.
«Grimm» ist eine Serie der Gegensätzlichkeiten. Neben den beeindruckenden Bildern in freier Natur gibt es zahlreiche sehr dunkle und düstere Momente. Beispielsweise wenn das Geheimnis um Nick Burkhardt gelüftet wird: Weil er ein direkter Nachfahre der Grimms ist, kann er die mysteriösen und frazenschneidenden Kreaturen unter den Menschen erkennen, die in unserer Gesellschaft für zahlreiche Schandtaten verantwortlich sind. Gleich die erste Begegnung mit einem solchen Monster endet für dieses nicht rühmlich – Nick macht die Kreatur schonungslos kalt. In diesem Momenten wird «Grimm» schon recht düster. Dass die Macher vor echten Schockmomenten nicht zurückschrecken, zeigen übrigens gleich die ersten Sekunden der Auftaktepisode.
So wird die anfangs so beschaulich wirkende Krimiserie in einigen Sequenzen schon unglaublich düster und schaurig. David Greenwalt, Schöpfer der Serie (machte zuvor unter anderem «Buffy») blieb nicht viel anderes übrig, wenn er die Märchen von damals in die heutige Zeit versetzen will. Märchen sind manchmal schonungslos und brutal – von Kompromissen hat der Volksmund damals jedenfalls nicht viel gehalten. Aus dieser Sicht ist es nur folgerichtig, dass auch «Grimm» die Brutalität der Geschehnisse eindeutig wiedergibt.
Ob dies aber in Verbindung mit den Otto-Normal-Ermittlungen einer doch an Stellen angepasst wirkenden Krimiserie funktioniert, ist die Frage. «Grimm» übt durchaus seine eigene Faszination aus. Beim Autor immer eher dann, wenn die Bildsprache gewaltig ist und das Mystische deutlich in der Luft liegt. Genau dazu passen die dunklen Bilder und Momente von Hexenbiestern und Blutbadern aber nicht. Mit Sicherheit werden sich andere genau für diese Parts besonders interessieren – und mit den krimilastigen Szenen vielleicht ihre Schwierigkeiten haben.
Das ständige Schnaufen, knurren und Fratzen ziehen der normalen Menschen, ist eher nervig als hilfreich – hier wurde zumindest im Piloten deutlich übertrieben. Es ist sehr fraglich, ob der durchschnittliche VOX-Krimifan, der auf dem neuen «Grimm»-Sendeplatz «Leverage» oder auch «CSI: NY» gewohnt ist, sich mit diesen Punkten wirklich identifizieren kann. Letztlich hapert es bei «Grimm» daran, dass die Serie in ihren einzelnen Elementen (Gott sei Dank) sehr rigoros ist, die Genres Fantasy und 0815-Krimi aber irgendwie doch zu vermischen versucht. Das ist letztlich der USP, der unter dem Strich bleibt. Diesen hätte es aber irgendwie nicht gebraucht.
«Grimm» startet am 18. Februar 2013, einem Montag, um 20.15 Uhr mit einer Doppelfolge im Programm von VOX. Ab dem 25. Februar 2013 laufen dann immer Einzelfolgen ab 21.10 Uhr.