Nach zahlreichen Beschwerden lässt der NDR von Experten überprüfen, ob der «ESC»-Beitrag der Dance-Truppe vom letztjährigen Gewinnertitel abgekupfert ist.
Vorwürfe, dass Eurovision-Titel überdeutlich von früheren Hits inspiriert wurden, gibt es alle Jahre wieder. Doch nur selten werden die Plagiatsvorwürfe von so vielen Zuschauern und so vehement mit Nachdruck geäußert, wie dieses Jahr. Noch während der Live-Sendung «Unser Song für Malmö» am 14. Februar häuften sich in Internetforen und bei Twitter Kommentare, der Cascada-Song „Glorious“ sei von Loreens „Euphoria“, dem letztjährigen Gewinnertitel des «Eurovision Song Contest», abgekupfert – und im Gegensatz zu den üblichen «ESC»-Lästereien wollten diese nach der Show nicht im Sande verlaufen.
Die lauten Plagiatsvorwürfen gingen nicht an den Verantwortlichen der ARD vorbei. Wie der Kölner "Express" den ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber zitiert, habe der NDR „bereits am Sonnabend ein musikwissenschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben“, über dessen Ergebnisse die Sendervertreter informieren wollen, sobald es ihnen vorliegt. Schreiber betont, dass die Produzenten von Cascada sämtliche Vorwürfe zurückwiesen und sich 2012 bereits die «ESC»-Gewinnerin Loreen mit Kritik konfrontiert sah, ihr Song sei von David Guetta und Rihanna geklaut.
Eine im Auftrag der "BILD am Sonntag" durchgeführte Untersuchung des Songs „Glorious“ am Institut für Sprachwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität in Kiel dürfte Cascada-Fans zunächst pessimistisch stimmen. Die Phonetikerin Dr. Tina John urteilte, das Lied wirke „wie eine Kopie von ,Euphoria‘ mit kleinen, raffinierten stilistischen Änderungen“. So seien die Gesangsdynamik, der Aufbau der Beats und die Pausensetzung in beiden Songs sehr ähnlich, weiter erklärt die Phonetikerin: „Am Anfang ist der Gesang absolut identisch, der Refrain benutzt die gleiche Akzentuierung, der Schluss gipfelt in einer identischen Kombination. Die Sängerinnen benutzen sogar die gleiche Atemstylistik.“
Käme die Untersuchung im Auftrage des NDRs ebenfalls zu diesem Schluss, müsste Cascada als deutscher Vertreter beim «ESC» zurücktreten. Dies wäre nicht das erste Mal, dass der deutsche Beitrag zurückgezogen wird: 1999 wurde nach der Wahl Corinna Mays als deutsche Eurovision-Interpretin ans Licht, dass ihr Song „Hör den Kindern einfach zu“ zuvor vom Komponisten unter anderem Titel auf dem Album eines anderen Künstlers veröffentlicht wurde.