Schickt sie in die Wüste!
Heidi Klums Mädchen müssen dahin, wo sie hingehören. Radioeins will dahin, wo nie eine Firma sein wird. Gut gemeint: Mit «Liebe» zum Oscar, mit Leseschwierigkeiten zur Aktion Mensch, mit dem Vaterunser zum Papst-Abschied, mit Models und Muttersprachlern zur neuen Öffi-Show und mit Gram zum Bachelor.
8. KALENDERWOCHE 2013
SONNTAG - 24. Februar
Mit «Liebe» zum Oscar
Ein paar Stunden vor Beginn der Oscar-Verleihung musste der BR sich, den WDR und Degeto via Pressemitteilung vorsichtshalber schon einmal dafür loben, am nominierten Film «Liebe» von Michael Haneke mitgewirkt zu haben. BR-Fernsehdirektorin Bettina Reitz sah darin "ein gutes Beispiel" für "filmische Glanzleistungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks". Es zeige, dass die Rundfunkbeiträge "hervorragend investiert" würden. Bekanntlich gewann «Liebe» dann tatsächlich den Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film. "Glanzleistung" war also, dass deutsche Sender mit Volkes Geld ausgerechnet Ösis zum Oscar verhalfen. Gratulation!
MONTAG - 25. Februar
Schickt sie in die Wüste!
Verständlich, dass ein Sender wie ProSieben mit so einer Steilvorlage bereits drei Tage vor der Staffelpremiere von «Germany´s next Topmodel» auftrumpft: "Heidi Klum schickt ihre Mädchen auf High Heels in die Wüste" hieß es deshalb am Montag in einer Pressemeldung. Leider bedeutet das aber nicht, dass diese Mädchen dann mit ihren suboptimalen Schuhen durch Sanddünen waten müssen, sondern einfach nur, dass sie an einer Modeschau in Dubai teilnehmen werden. Viel besser wäre es aber sowieso gewesen, wenn ProSieben Heidi Klum sprichwörtlich in die Wüste geschickt hätte und ihre ganzen Model-Kamele auch gleich mit.
DIENSTAG - 26. Februar
Ziemlich beste Aktion Mensch
Scheint so, als ob die Aktion Mensch ein neues der in der "Wochenschau" unter ständiger Beobachtung stehenden Elemente wird. Vorletzte Woche wurde hier über ihre hohen Los-Preise berichtet und nun könnte ein Beispiel gefunden sein, wofür das Geld Verwendung findet: Wie die karitative Fernsehlotterie Dienstag mitteilte, gibt sie den ersten aktuellen Bestseller für Menschen mit Leseschwierigkeiten heraus. "Ziemlich beste Freunde" von Philippe Pozzo di Borgo erscheint am 10. März im Spaß am Lesen Verlag. Kein Witz. Man könnte meinen, den Verlag hätte die Aktion Mensch gleich mitbegründet. Hat sie aber nicht.
MITTWOCH - 27. Februar
«Bye Bye Benedikt»...
... so hieß am Mittwochvormittag tatsächlich das «ZDF spezial» zur letzten Generalaudienz des ehemaligen Papstes. Um das kirchliche Thema cooler zu verpacken und zwei bis drei junge Zuschauer mehr abzugreifen, auf die man da eigentlich gar nicht angewiesen wäre, hat sich die Redaktion nicht vor einer solch unwürdigen Alliteration als Titel gescheut. Ebenso unwürdig war, als ZDF-Kirchenexpertin Michaela Pilters ein Gespräch unterbrach, um zu einem vermeintlichen Vaterunser zu schalten. Das kam aber nicht. Pilters daraufhin: "Ich hörte ´Vaterunser´ und dachte, es wird schon gebetet." Quatsch! Waren nur polnische Grußworte.
DONNERSTAG - 28. Februar
Radioeins mit 100 Prozent Quote
"Alle reden darüber - Radioeins tut es" - mit diesem Slogan kündigte der Radiosender des rbb am Donnerstag eine spezielle Sendewoche für die Zeit vom 4. bis zum 8. März an: Jeden Tag in dieser Zeit werden von fünf bis 23 Uhr Damen durch das Programm führen. Eine Frauenquote von 100 Prozent sei das. Doch was ist denn mit der Zeit zwischen 23 und fünf Uhr? Nun ja, wollen wir mal nicht so sein. Immerhin hat der Sender nach eigenen Angaben gut 49 Prozent Frauen beschäftigt. Grund für die Sonderwoche, die auch für Männer hörbar sein soll: Der Internationale Frauentag am 8. März. Alice Schwarzer macht nicht mit. Komisch.
FREITAG - 1. März
Models und Muttersprachler für Spiel-Aktionen
Für eine "beliebte und seriöse" Sendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens werden Frauen und Männer ab 21 Jahren mit ausgefallener Muttersprache gesucht. Alles außer Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Niederländisch ist in Ordnung. Aufwandsentschädigung beträgt 62 Euro. Man beachte die genaue Zahl. Zudem werden für das Format attraktive, durchtrainierte Männer zwischen 21 und 40 Jahren gesucht, möglichst bereits modelerfahren. Honorar nicht benannt. Man beachte die fehlende Zahl. Wer sucht? Die Casting Concept GmbH. Für "Spiel-Aktionen". Doch für welches Format? Für die neue Pilawa-Show im Ersten?
SAMSTAG - 2. März
Bachelor ohne zweite Geige
Nachdem sich «Der Bachelor» Jan Kralitschka schon von der Gewinnerin seiner TV-Auslese getrennt hatte, kann er nun auch nicht mehr auf seine zweitplatzierte Mona hoffen, die sich eigentlich - im Gegensatz zur Siegerin Alissa - so richtig in ihn verliebt gehabt haben sollte. Dem Magazin schweizer-illustrierte.ch sagte die Eidgenossin nämlich Freitag, dass sie sicher nicht die zweite Geige spielen werde. Samstag kam diese Nachricht dann auch hierzulande an. Ob sie den Bachelor jedoch getroffen hat, darf bezweifelt werden, denn der dürfte eh nur des Geldes wegen an der Show teilgenommen haben. So wie jeder, der bei RTL partizipiert.
"Extra omnes!" - alle hinaus! Mit dieser Weisung werden in Kürze zu Beginn des Konklaves alle Unbefugten aus der Sixtinischen Kapelle geleitet. Diesem Motto nahm sich Heidi Klum nun also auch endlich mal an. Da braucht es kein Vaterunser mehr, denn diese Aktion ist ohnehin menschlich. So wie die Liebe. Und das babylonische Sprachengewirr. Sogar die Frauen sind menschlich, selbst wenn sich das mancher Mann oft nicht vorstellen kann. Nur der Bachelor ist es natürlich nicht. Der ist eine Geldmaschine. Wie RTL. Für sie sollte in einer humanen (TV-)Welt also auf jeden Fall gelten: "Extra omnes!". Dieser Befehl wäre ebenfalls gut gemeint.