Die erste Staffel der Show mit Markus Lanz ist vorbei; für den Neuen sicherlich eine erfolgreiche. Das sehen aber nicht alle so. Teilweise kommt die Frage auf, wieso viele an einer Demontage des Formats interessiert sind.
„
Es ist doch logisch, dass ein Format, das seit über 30 Jahren auf den Bildschirmen läuft, nicht das neueste auf dem Planeten ist. Aber Günther Jauch hat vor einigen Jahren mal über «Wer wird Millionär?» gesagt: „Es würde mich freuen, wenn ich die Sendung zu einem modernen Klassiker machen könnte.“ Ein solch moderner Klassiker ist «Wetten, dass..?»
”
Markus Lanz über «Wetten, dass..?»
«Wetten, dass..?» - der letzte, große Unterhaltungsdino des Zweiten Deutschen Fernsehens und seit vergangenem Oktober mit neuem Moderator. Es waren einige Neuheiten, die Markus Lanz, einst bei RTL, eingeführt hat. Egal ob Lanz-Challenge und Cindy aus Marzahn als Co-Moderatorin. Man kann den Machern wahrlich nicht vorwerfen, zu wenig Mut gehabt zu haben. 13,62 Millionen Menschen sahen die Oktober-Sendung, die erste mit Lanz, nach der es in Fachmedien übrigens kaum Kritik gab, sieht man mal von einem gewissen Grundmurmeln ab.
43,7 Prozent Marktanteil holte Lanz damals bei allen, 39,2 Prozent in der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. 4,85 Millionen Junge schalteten die Ausgabe ein. Klar, dass das die besten Werte der kompletten Staffel sein würden. Schon einen Monat später, am 3. November 2012, ließ das Interesse spürbar nach. «Wetten, dass..?» kam im Schnitt noch auf 10,74 Millionen Zuschauer bei allen. Immerhin weiter zweistellige Werte. Die Quoten lagen bei 33,6 Prozent ab drei Jahren und 29,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Die entscheidende Frage war: Wo würde sich Lanz mit der Samstag-Abend-Show einpendeln? Das ZDF hatte vor dem Start – und die Intention darf gerne hinterfragt werden – bekannt gegeben, dass Lanz‘ Messlatte bei acht Millionen Zuschauern läge. Dafür bestand also weiter Luft nach unten, auch wenn sich die Dezember-Ausgabe mit 8,89 Millionen Zuschauern deutlicher in diese Richtung bewegte.
Seit Januar war dann auch Cindy aus Marzahn fest im «Wetten, dass..?»-Team: Das half: Einmalig in dieser Staffel stiegen die Reichweiten; auf 9,04 Millionen bei aber weiter sinkenden Quoten. Beim Publikum ab drei Jahren holte die erste Ausgabe im Jahr 2013 noch 27,7 Prozent, bei den Jungen ging es auf 22,3 Prozent herab. Teile der Show mussten gegen das RTL-Dschungel-Camp antreten. Die Februar-Ausgabe kam dann noch auf 8,43 Millionen. So weit, so gut.
Am Sonntag dann musste Markus Lanz wieder einiges vom Boulevard lesen – sofern er sich den Boulevard-Kritiken überhaupt widmet. „Quote für den Arsch“ war da vielleicht noch das harmloseste. Die Werte waren am Samstagabend auf genau 24 Prozent bei allen gesunken, im Schnitt lag die Reichweite bei noch 7,43 Millionen. Erstaunlich ist die Erwartungshaltung, die zahlreiche Medien nach wie vor an «Wetten, dass..?» haben. In Zeiten, in denen «Deutschland sucht den Superstar» immer neue Negativwerte aufstellt (und das in Staffel 10) darf das wesentlich ältere «Wetten, dass..?» nicht ebenso unter der zunehmenden Fragmentierung und Änderung der Sehgewohnheiten leiden?
Ohnehin: Wer hat eigentlich Interesse daran, die Sendung so zu beschädigen, wie es aktuell gemacht wird? Da gibt man Tom Hanks im Herbst viel Raum, um über die Länge und Inhalte der Sendung zu motzen – und das, obwohl Amerikaner Samstagabendshows überhaupt nicht kennen und im US-TV-Markt ein solches Live-Format noch nie probiert wurde. Da gibt man jetzt am Wochenende dem Musiker Michael Buble den Platz, über die Sendung zu schimpfen: Hätte er das gewusst, hätte er vorher gekifft, sagte er über die – zugegeben – ziemlich verrückte Ausgabe.
Dennoch: Der Herbst 2013 wird für Markus Lanz spannend. Die Reichweiten und Quoten bewegen sich in eine falsche Richtung. Wie dramatisch das ist – und ob das ZDF seine 8-Millionen-Marke heute noch für wirklich realistisch hält, soll mal außen vor gelassen werden. Es ist letztlich die Erwartung, die die Deutschen an „ihr“ «Wetten, dass..?» haben. Neutral gesehen, sind Reichweiten um die sechs oder sieben Millionen (im Vergleich zu anderen Shows immer noch spitze) wohl wahrscheinlicher. Lanz aber werden dann ungemütliche Zeiten bevorstehen.
Das aber ist Zukunftsmusik: Nach sechs Folgen hat seine Show im Zweiten durchschnittlich rund 9,8 Millionen Menschen erreicht, davon 26,5 Prozent bei den Jungen. Das ist in allen Bereichen leicht mehr als die letzte volle Staffel mit Thomas Gottschalk. Insgesamt stehen 31,4 Prozent Marktanteil bei allen auf dem Papier. Aber: Die Werte werden massiv vom starken Start hoch gehalten. Ohne diesen wäre eine Steigerung nicht erkennbar. Und es ist vor allem die letzte Sendung in März nun, die durchaus einen Kratzer am Image des neuen «Wetten, dass..?» hinterlassen hat. Jetzt ist erstmal ein bisschen Pause – im Sommer meldet sich Lanz dann von der Ferieninsel Mallorca mit einem Sommerspecial zurück.